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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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er Eva. Ich merkte, daß er Angst vor ihr hatte.
    »Mein Liebling«, sagte er.
    »Was redest du da, Haroon?« fragte sie verärgert. »Wie kannst du überhaupt nur so etwas denken?«
    »So denke ich ja gar nicht«, sagte Dad.
    »Dummkopf, es ist idiotisch, zu bedauern, was passiert ist.« »Tu ich überhaupt nicht.«
    »Doch, tust du wohl. Und du gibst es nicht einmal zu.« »Bitte, Eva, nicht jetzt.«
    Er saß da und versuchte, sie zu ignorieren, doch sein Unmut gegen sie saß tief. Trotzdem überraschte er mich. Begriff er erst jetzt, nach all der langen Zeit, daß seine Entscheidung endgültig gewesen war? Merkte er erst jetzt, daß es kein Witz, kein Spiel oder Experiment gewesen war, daß Mum nicht mehr zu Hause mit Curry und Chapatis im Ofen und der elektrischen Decke über dem Bett auf ihn wartete?
    An diesem Abend lud ich Dad, Eva, Allie und seine Freundin zum Essen ein, um meinen neuen Job und Dads Abschied von seinem alten Job zu feiern. »Eine gute Idee«, sagte Eva. »Vielleicht habe ich heute abend dann auch noch eine Überraschung für euch.«
    Ich rief Jammie in der Kommune an und fragte sie, ob sie und Changez nicht mitkommen wollten. Changez nahm ihr den Hörer aus der Hand und sagte, er würde kommen, wenn er könnte, aber bei Jamila wäre er sich nicht so sicher. Die freche kleine Leila, ich müßte das verstehen. Und außerdem hätten sie den ganzen Tag vor den Stimmkabinen gestanden, als Wahlhelfer der Labour-Party.
    Wir machten uns fein, und Eva überredete Dad, die kragenlose und bis zum Hals zugeknöpfte Nehru-Jacke anzuziehen, die wie eine Beatlesjacke aussah, nur etwas länger. Die Kellner würden ihn für einen Botschafter, einen Prinzen oder etwas Ähnliches halten. Eva war stolz auf ihn und hörte gar nicht auf, ihm irgendwelche Fussel von der Hose zu zupfen. Je schlechter gelaunt Dad aussah, weil alles irgendwie danebenging, um so häufiger küßte Eva ihn. Wir nahmen ein Taxi zum teuersten Lokal in Soho, das ich kannte. Ich bezahlte alles; dazu nahm ich das Geld, das ich für den Verkauf meines Tickets nach New York bekommen hatte.
    Das Restaurant erstreckte sich über drei Etagen und hatte enteneierblaue Wände, ein Klavier und einen jungen blonden Pianisten im Abendanzug. Die Gäste sahen blendend aus; sie waren reich, sie waren laut. Eva war glücklich, weil sie vier der Gäste kannte und weil eine Tunte mittleren Alters mit rotem Gesicht und Schmerbauch zu ihr sagte: »Hier ist meine Karte, Eva. Kommen Sie doch am Sonntag zum Dinner, dann können Sie meine vier Labradorhunde bewundern. Haben Sie schon von Soundso gehört?« fügte er hinzu und nannte den Namen eines berühmten Filmregisseurs. »Er wird auch da sein. Und er sucht noch jemanden, der ihm sein Haus in Frankreich renoviert.«
    Eva redete mit ihm über ihre Arbeit und den Auftrag, der sie momentan beschäftigte, die Planung und Durchführung der Renovierung eines Landhauses. Sie und Ted würden dazu eine Zeitlang in einem Cottage auf dem Grundstück wohnen müssen. Es war der größte Auftrag, den sie bisher bekommen hatte. Sie würde mehrere Arbeiter anstellen müssen, aber sie würde nur Leute beschäftigen, die sich ihrer selbst bewußt seien, sagte sie. »Selbstbewußt, doch hoffentlich nicht selbstgefällig«, sagte die Tunte.
    Der kleine Allie kannte natürlich auch einige der Gäste, drei Models, die zu uns an den Tisch kamen. Das Essen artete in eine mittlere Party aus, und am Ende des Abends schien jedermann zu wissen, daß ich eine Rolle beim Fernsehen hatte und wer der nächste Premierminister sein würde. Und gerade letzteres versetzte sie in einen richtigen Begeisterungstaumel. Es tat gut, Allie und Dad wieder zusammen zu sehen. Dad gab sich besondere Mühe, küßte ihn unaufhörlich und stellte ihm viele Fragen, doch Allie blieb auf Distanz; er war verwirrt, und außerdem hatte er Eva nie leiden können.
    Um Mitternacht ließ sich zu meiner großen Erleichterung auch Changez in seinem Overall blicken. Er kam mit Shinko, umarmte Dad, Allie und mich und zeigte uns Bilder von Leila. Leila hätte keinen nachsichtigeren Onkel haben können als Changez. »Hättest du doch nur Jamila mitgebracht«, sagte ich. Shinko war sehr aufmerksam zu Changez. Sie erzählte uns, wie sehr sich Changez um Leila kümmerte, und von seiner Arbeit im Laden von Prinzessin Jeeta, doch er beachtete sie gar nicht, und verkündete lautstark seine Ansicht über das beste Arrangement einzelner Artikel in seinem Laden - den exakten Ort der

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