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Der Buddha aus der Vorstadt

Der Buddha aus der Vorstadt

Titel: Der Buddha aus der Vorstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanif Kureishi
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wahnsinnig machte, setzte mich eine Weile und ging schließlich aus.
    Eine Stunde lang trieb ich mich an diesem späten Abend in den Straßen herum; schließlich hatte ich mich verlaufen und rief mir ein Taxi. Ich sagte dem Fahrer, er solle mich nach Südlondon bringen, doch zuerst - und plötzlich hatte ich es eilig - solle er mich zurück zu meiner Wohnung fahren. Er wartete, während ich Fischs Wohnung nach einem Geschenk für Changez und Jamila durchsuchte. Ich wollte mich wieder mit ihnen vertragen. Ich hatte sie beide gern und würde ihnen zeigen, wie gern ich sie hatte, indem ich ihnen eines von Fischs riesigen Tischtüchern schenkte. Auf dem Weg ließ ich noch einmal anhalten, um mir ein indisches Essen zum Mitnehmen einpacken zu lassen; das würde Changez und Jamila, falls sie immer noch wütend auf mich sein sollten, endgültig mit mir versöhnen. Wir fuhren an Prinzessin Jeetas Laden vorbei, der nachts mit Rollgittern gesichert, verriegelt und verrammelt war. Ich stellte mir vor, wie sie dort oben lag und schlief Gott, was habe ich doch für ein interessantes Leben, dachte ich.
    Ich klingelte, und ungefähr fünf Minuten später kam Changez an die Tür der Kommune. Das Haus hinter ihm war ruhig; von erbarmungslosen politischen Debatten war nichts zu hören. Changez hielt ein Baby im Arm.
    »Es ist halb zwei Uhr morgens, yaar«, war seine einzige Begrüßung nach dieser langen Zeit. Er drehte sich um, ging zurück ins Haus, und ich folgte ihm wie ein Hund, der weiß, daß er gleich geprügelt wird. In dem schäbigen Wohnzimmer mit seinen Aktenschränken und dem alten Sofa sah ich zu meiner Erleichterung, daß Changez sich nicht geändert hatte, und ich wußte, daß ich mir von ihm keinen Scheiß anhören mußte: Er war weder bürgerlich noch respektabel geworden. An seiner Nase klebte Marmelade, er trug noch denselben alten Overall, aus dessen zahlreichen Taschen überall Bücher hervorlugten, und als ich mir Changez genauer ansah, schien mir, als sei ihm eine voll entwickelte weibliche Brust gewachsen. »Hier«, sagte ich und hielt ihm das Tischtuch hin, »ein Geschenk. Extra aus den Staaten mitgebracht.«
    »Pssst...« antwortete er und zeigte auf das in der Decke vergrabene Baby. »Die Tochter des Hauses, Leila Kollontai. Sie ist endlich eingeschlafen. Unser Baby. Superfrech.« Er schnüffelte. »Rieche ich etwa indisches Essen?«
    »Korrekt.«
    »Dal und Kebabs? Mit allem Drum und Dran?«
    »So ist es.«
    »Aber sie werden verdammt schnell kalt, Mann. Mach auf, schnell, mach auf!«
    »Warte noch.«
    Ich schüttelte die Tischdecke aus und wollte die Zeitungen, dreckigen Teller und eine Leninbüste vom Tisch räumen, aber Changez war zu gierig und breitete Fischs Tischtuch einfach über die anderen Sachen aus. »Hungrig, eh?« fragte ich, als er sich hinsetzte und die glitschigen, tropfenden Kartons aus der Tüte fischte.
    »Ich bin auf Stütze, Karim. Drei Pfund am Tag, und davon soll ich leben. Ich eß schon nur noch Kartoffeln. Und wenn ich nicht nach deren Pfeife tanze, wollen sie mir einen Job aufhalsen. Aber wie soll ich arbeiten gehen und gleichzeitig auf Leila Kollontai aufpassen?«
    »Wo sind denn die anderen?«
    »Mr Simon, der Vater, ist in den Staaten. Er ist schon ziemlich lange unterwegs, hält Vorlesungen über die Geschichte der Zukunft. Ein großer Mann, yaar, auch wenn du ihn nicht gemocht hast.«
    »Und Jamila?« fragte ich zögernd. »Ich hab sie vermißt.« »Sie ist oben, gesund und munter. Aber sie wird nicht gerade erfreut sein, dich wiederzusehen. Sie wär bestimmt glücklicher, wenn sie deine Eier am Spieß grillen und als Nachspeise verzehren könnte. Bleibst du lange?«
    »Blase, wovon redest du überhaupt, du fetter Scheißer? Ich bin’s, Milchgesicht, dein einziger Freund, und ich hab den ganzen Weg bis in diesen Morast namens Südlondon zurückgelegt, um dich wiederzusehen.«
    Er schüttelte den Kopf und gab mir Leila Kollontai. Die Kleine hatte ein dickliches Gesicht und olivfarbene Haut; sie riß die Deckel von den Kartons. Changez schaufelte sich mit den Fingern haufenweise Spinat in den Mund, nachdem er ihn zuerst mit rotem Chili bestreut hatte. Changez mochte kein Essen, das er schmecken konnte.
    »Ich war in Amerika«, sagte ich lässig, »politisches Theater, weißt du.« Und ich erzählte ihm von dem, was ich getan hatte, und protzte mit den Parties, zu denen ich eingeladen, den Zeitschriften, von denen ich interviewt worden war, und den Leuten, die ich getroffen

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