Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Titel: Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfriend
Vom Netzwerk:
es nicht so schlimm sein! Allerdings hätte ich ihn richtig verletzen können … Und das Grinsen ist bei ihm ja wohl Automatik.
    Benny nimmt die Hand weg und blinzelt. Sein Auge ist stark gerötet. „Ist noch alles da?“
    „Ja“, sage ich mit leicht zittriger Stimme.
    „Was ist? Wolltest du mich doch nicht blenden?“
    „Nein.“ Ich räuspere mich. „Verdient hättest du es aber.“
    „Ja, vielleicht …“
    Ich bin von dem unerwarteten Zugeständnis überrascht. Ja, ich bin wütend, aber ich weiß auch, dass Benny nicht das totale Arschloch ist. Ziemlich ätzend, wenn das reale Leben nicht so einfach funktioniert, wie in Film und Fernsehen. Im Grunde müsste doch jetzt Inka Bauses Stimme ertönen: Nach vielem Hin und Her erkennt der liebeshungrige Werkstudent, dass der provokante und mit allen Wassern gewaschene Pornodarsteller doch nicht nur ein ekelhaftes Mistschwein ist …  
    Ich schüttle den Kopf, um den Gedanken loszuwerden. Ich will jetzt sicher nicht darüber nachdenken, dass Benny auch nur ein Mensch ist und eigentlich bestimmt ganz nett …
    „Was ist?“, fragt er.
    „Nichts.“
    „Hey, sei nicht so zickig. Ich bin derjenige, dem gerade fast das Auge rausgespült worden ist!“
    Ich muss unwillkürlich grinsen. „Noch ein Waschgang fürs andere?“
    Benny hebt die Hand. „Danke, ich verzichte.“
    Ein bisschen schlecht fühle ich mich ja schon. Hätte ja auch schlimmer kommen können. Mit der vorgeschriebenen Schutzbrille wäre das allerdings nicht ins Auge gegangen …
    „Tut mir leid“, sage ich noch mal.
    „Mir auch“, antwortet Benny. Das ist jetzt die zweite Andeutung einer Entschuldigung.
    „Was denn?“
    „Mmh, gute Frage.“ Er grinst. „Brauchst du da schmutzige Details?“
    „Deinem Auge scheint’s ja wieder besser zu gehen, was?“ Ich lasse das Thema fallen und kümmere mich weiter um den Kohlefilter.
    Und dann ist es auch irgendwann geschafft. Halbzeit eigentlich, aber heute gibt’s ja Werkstudentenbonus.
    „Treffen wir uns unter der Dusche?“ Benny zwinkert, ganz wie der Alte. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, dass ich nicht sofort darauf anspringe.  
    „Klar, ich weiß nur nicht, ob der Wasserschlauch bis dahin reicht, damit ich dich so treffen kann, wie es sich gehört …“
    „Aua! Ich mag es, wenn du brutal wirst.“
    „Und ich mag es, wenn du die Klappe hältst.“
    „Du bist …“
    „Fresse jetzt!“ Ich bin echt kurz davor, ihm auch noch einen geballten Liter ins andere Auge zu drücken. Das ist nicht gut, so viel Emotion! Ich weiß ja, dass das nur in die falsche Richtung führt. Glücklicherweise kann ich das Problem ab heute ebenfalls hinter mir lassen. Bye-bye Benny.
    „Wann fährst du eigentlich wieder zurück?“, fragt er doch tatsächlich.
    „Morgen“, sage ich spontan. Das war ja der ursprüngliche Termin. „Ach nein! Quatsch, ich fahre schon heute !“  
    Benny grinst breit und ich grinse zurück. Herzlichen Glückwunsch, das ist mir jetzt mal echt gelungen. Ich weiß, dass Benny mir sonst immer einen Schritt voraus ist, aber damit ist nun Schluss. Wenn ich ihm heute sage, dann streicht er den Tag ganz sicher von seiner Reiseliste.  
    „Schade. Und ich hab dich nicht mal zu Hause besucht!“
    „Ja, wirklich zu schade …“ Ich öffne die Tür zum Aufenthaltsraum und lasse Benny draußen stehen. Inzwischen mache ich mir keine Sorgen mehr, dass er mich vor den anderen outen könnte. Das hätte zu Beginn des Semesterjobs mehr Effekt gehabt.
    „Und? Wie sieht’s aus?“, fragt Hayo, der uns bereits im Raucherraum erwartet.
    „Läuft alles“, antworte ich. Dann wende ich mich Vitto zu: „Du musst jetzt nur noch die Temperatur überwachen und nachher oben abfüllen.“
    Vitto nickt, wie immer sehr sparsam mit Worten.
    „Gut, dann bedanke ich mich bei euch beiden für euren Einsatz.“ Hayo lächelt unsicher. Er gibt erst Benny und dann mir die Hand. Hayo nimmt seine Aufgaben total ernst. Also verkneife ich mir ein Lachen in Anbetracht der seltsam förmlichen Verabschiedung.
    „Danke ebenfalls.“ Ich nicke.
    „Ich hoffe, ihr kommt nächste Semesterferien wieder. Wie ihr wisst, haben wir ja jetzt ein bisschen mehr Bedarf und da ihr ja schon mal eingearbeitet seid …“
    „Was ist eigentlich mit Werner?“, fragt Benny. Fast hätte ich ihn dafür getreten. Natürlich ist das Verschwinden vom Zielke das Gesprächsthema überhaupt in Gebäude 6 und wahrscheinlich in den benachbarten Werkshallen und im Personalbüro

Weitere Kostenlose Bücher