Der Buick: Roman (German Edition)
war in diesem Jahr so prachtvoll, dass auch Flachpfeifen das schöne Wetter einfach genießen mussten. Irgendwann löste Buck dann Randy Santerre ab; und kurz darauf löste Orville Garrett Chris Soder ab. Als Sandy um drei in der Kaserne eintraf, um auf dem freien Stuhl des Sergeant Commanding Probe zu sitzen, kam auch Curtis Wilcox endlich wieder und löste Buck am Schuppen B ab. Die Temperatur im Schuppen war mittlerweile um weitere fünf Grad gesunken, und allmählich verstopften Trooper, die freihatten, mit ihren Privatfahrzeugen den Parkplatz hinten auf dem Hof. Es hatte sich herumgesprochen. Code D.
Gegen vier Uhr steckte Matt Babicki seinen Kopf zur Tür des Sergeantbüros herein und teilte Sandy mit, dass sein Funkgerät kaum noch etwas hereinbekäme. » Atmosphärische Störungen, Boss. Schlimmer denn je.«
» Mist.« Sandy schloss die Augen, rieb sie sich mit den Fingerknöcheln und wünschte sich Tony herbei. Er war zum ersten Mal als Sergeant Commanding eingesprungen und freute sich über die befristete Gehaltserhöhung, nicht aber über diesen Ärger. » Nervereien mit dem verdammten Wagen. Das hat mir gerade noch gefehlt.«
» Nimm’s nicht zu schwer«, sagte Matt. » Er wird ein wenig Funken sprühen, und hinterher ist alles wieder normal. Auch der Funkverkehr. So läuft das doch normalerweise, oder?«
Ja, so lief es normalerweise. Und wegen des Buicks machte sich Sandy eigentlich auch keine großen Sorgen. Aber was war, wenn ein Streifenwagen im Einsatz in Schwierigkeiten geriet, während der Funkverkehr lahmgelegt war? Wenn jemand Code 33 melden musste – Brauche dringend Verstärkung – oder Code 47 – Schickt einen Krankenwagen – oder schlimmstenfalls Code 10-99 – Officer in Not? Sandy hatte über ein Dutzend Jungs da draußen, und in diesem Moment fühlte er sich, als musste er sie alle huckepack tragen.
» Hör mir zu, Matt. Nimm meinen Wagen – das ist die 17 – und fahr damit den Hügel runter. Da unten dürftest du keine Störungen mehr haben. Sag allen D-Troopern, die gerade unterwegs sind, Bescheid, dass die Leitstelle der Basis vorübergehend außer Betrieb ist. Code D.«
» Ach, Sandy! Ist das nicht ’n bisschen …«
» Ich hab jetzt keine Zeit, mir dein Genöle anzuhören«, sagte Sandy. Noch nie waren ihm PCO Babickis Lahmarschigkeit und ewiges Gejammer derart auf die Nerven gegangen wie jetzt. » Mach es einfach.«
» Aber dann bin ich nicht hier, wenn …«
» Nein, das bist du wahrscheinlich nicht.« Sandy wurde jetzt ein klein wenig lauter. » Das musst du unbedingt in deine PP -Liste aufnehmen, ehe du sie beim Kaplan einreichst.«
Matt wollte noch etwas sagen, doch als er Sandys Gesichtsausdruck sah, hielt er lieber den Mund. Zwei Minuten später sah Sandy ihn am Steuer von Wagen 17 den Hügel hinunterfahren.
» Gut«, murmelte Sandy. » Und komm so schnell nicht wieder, du kleiner frecher Scheißer.«
Sandy ging hinaus zum Schuppen B, wo sich schon eine kleine Menschenmenge eingefunden hatte. Größtenteils waren es Trooper, aber auch ein paar Jungs vom Fuhrpark in schmierfleckigen grünen Overalls, ihrer Berufsuniform, waren dabei. Nachdem sie vier Jahre lang mit dem Buick gelebt hatten, hatte eigentlich keiner von ihnen mehr Angst vor dem Wagen, und trotzdem waren die Leute an diesem Tag ziemlich nervös. Wenn man an einem warmen Sommertag mitangesehen hatte, wie es in einem Raum, dessen Tür nur gelegentlich geöffnet wurde, zehn Grad kälter wurde, lag der Gedanke schon ziemlich nahe, dass da irgendwas Großes bevorstand.
Curt war schon so lange wieder zurück, dass er eine ganze Reihe von Experimenten hatte vorbereiten können. Auf dem Vordersitz des Buicks hatte er einen Schuhkarton mit einigen Grillen abgestellt. Der Froschkäfig stand auf der Rückbank. Diesmal war es nur ein Frosch, dafür aber ein großer: ein dicker Ochsenfrosch mit vorquellenden, gelbschwarzen Augen. Dann hatte er auch noch den Blumenkasten abgenommen, der vor Matt Babickis Bürofenster hing, und ihn in den Kofferraum des Buicks gestellt. Und nicht zuletzt war er mit Mister Dillon im Schuppen Gassi gegangen und hatte den Wagen, mit dem Hund an der Leine, einmal umrundet, nur um zu sehen, was passieren würde. Orvie Garrett gefiel das gar nicht, aber Curt hatte ihn überredet. Curt war zwar in vieler Hinsicht noch ein wenig grün hinter den Ohren, aber wenn es um den Buick ging, konnte er so aalglatt taktieren wie ein gewiefter Zocker.
Während der Runde mit Mister D passierte
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