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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ließ sich nicht vorhersagen; es wirkte alles vollkommen willkürlich.
    Als es in dem Schuppen wieder mal kälter wurde, ließ Curt neben dem linken Vorderreifen des Roadmasters ein Meerschweinchen in einem Plastikeimer zurück. Als die Temperatur vierundzwanzig Stunden nach Ende des violetten Feuerwerks wieder normales Niveau erreichte, hoppelte das Meerschweinchen immer noch einigermaßen vergnügt in dem Eimer herum. Vor einer anderen Lightshow stellte Curt einen Käfig mit zwei Fröschen unter den Buick. Nach dem Ende der Lightshow waren beide noch da. Am Tag drauf aber war ein Frosch verschwunden.
    Und noch einen Tag später fehlte auch der zweite.
    Dann gab es da das berühmte Kofferraumexperiment von 1982. Das war Tonys Idee. Curt und er setzten sechs Kakerlaken in einem durchsichtigen Plastikbehälter in den Kofferraum des Buicks. Das war kurz nach dem Ende einer Feuerwerksshow, und in dem Buick war es noch so kalt, dass sie ihren Atem in der Luft sehen konnten, als sie sich über den Kofferraum beugten. Drei Tage vergingen, und jeden Tag sah einer von ihnen im Kofferraum nach (und band sich dazu ein Seil um die Taille, und alle fragten sich, was ein Seil denn gegen etwas ausrichten sollte, das in der Lage gewesen war, Jimmy aus seinem Mäusegehege zu entführen, ohne dessen Klappen zu öffnen … oder auch die Frösche aus ihrem verschlossenen Käfig). Am ersten Tag ging es den Schaben gut und am zweiten und dritten auch. Am vierten Tag gingen Curt und Tony hin, um sie zu holen – ein weiteres fehlgeschlagenes Experiment, alles musste neu überdacht werden. Bloß dass die Kakerlaken futsch waren – so kam es Curt jedenfalls vor, als er den Kofferraum öffnete.
    » Nein, warte!«, rief Curt. » Da sind sie! Ich sehe sie! Die rennen da rum wie irre!«
    » Wie viele?«, rief Tony zurück. Er stand vor der Schuppentür und hielt das andere Ende des Seils. » Sind noch alle da? Wie sind sie denn aus der Kiste rausgekommen, Curtis?«
    Curtis zählte statt der sechs nur vier, aber das musste nicht viel bedeuten. Kakerlaken brauchen kein verhextes Auto, um zu verschwinden; das können sie ganz gut allein, wie jeder weiß, der mal eine mit einem Pantoffel gejagt hat. Und es war ganz offensichtlich, wie sie aus dem Plastikbehälter herausgelangt waren. Er war zwar immer noch verschlossen, hatte jetzt aber an der Seite ein gut zwei Zentimeter großes rundes Loch. Für Curt und den Sarge sah es wie ein großkalibriger Einschuss aus. Von dem Loch gingen keine Risse aus, was darauf hindeuten mochte, dass es mit viel Schwung hineingestanzt oder -gebrannt worden war. Keine Antworten. Nur Trugbilder. Wie üblich. Und dann kam im Juni 1983 der Fisch.
    Es war schon mindestens zweieinhalb Jahre her, dass die Troop D den Buick tagtäglich observiert hatte, denn irgendwann im Winter 1979/80 hatte man beschlossen, dass man sich des Wagens wegen, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen vorausgesetzt, keine großen Sorgen machen musste. Eine geladene Schusswaffe ist zweifellos gefährlich, aber man muss sie nicht rund um die Uhr bewachen, um zu verhindern, dass sich aus ihr ein Schuss löst. Es reicht normalerweise, wenn man sie für Kinder unzugänglich aufbewahrt.
    Tony kaufte eine Autoplane, damit nicht irgendjemand, der auf den Hof kam, zufällig in den Schuppen blickte, den Wagen sah und Fragen stellte (1981 hatte ein Mann vom kommunalen Fuhrpark, ein Buick-Liebhaber, ihn kaufen wollen). Die Videokamera blieb auf dem Stativ draußen in der kleinen Hütte, in eine Plastiktüte gehüllt, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen, und auch der Stuhl blieb dort (und ein ziemlich hoher Stapel Zeitschriften darunter), aber Arky nutzte den Raum zusehends als Gartenschuppen. Beutelweise Torf und Dünger, palettenweise Grassoden und stapelweise Blumentöpfe und Pflanzschalen machten der Überwachungsausrüstung für den Buick zusehends den Raum streitig. Die Hütte diente nur noch kurz vor, während und kurz nach einer Lightshow ihrem ursprünglichen Zweck.
    Der Juni war im Jahr des Fischs einer der schönsten Frühsommermonate, an die sich Sandy erinnern konnte. Das Gras war grün und saftig, die Vögel zwitscherten überall, und die Luft war von einer zarten Hitze erfüllt, so wie beim ersten richtigen Kuss eines jugendlichen Liebespaars. Tony Schoondist hatte Urlaub und besuchte seine Tochter an der Westküste (diejenige, deren uneheliches Kind für so viel Ärger gesorgt hatte). Der Sarge und seine Frau wollten sich mit ihr aussöhnen, ehe

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