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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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die Verbindung ganz abbrach. Wahrscheinlich keine schlechte Idee. Huddie Royer leitete während seiner Abwesenheit die Troop D, aber Curtis Wilcox – der nun kein Polizeischüler mehr war – hatte zweifellos das Sagen, wenn es um den Buick ging. Und eines Tages in diesem wunderbaren Juni kam Buck Flanders deswegen zu ihm.
    » Es wird kälter im Schuppen B«, sagte er.
    Curtis hob die Augenbrauen. » Das ist nichts Neues, oder?«
    » Nein«, sagte Buck. » Aber ich habe noch nie erlebt, dass die Temperatur so schnell sinkt. Fünf Grad seit heute Morgen.«
    Daraufhin eilte Curt zum Schuppen, und seine Augen strahlten wieder vor Aufregung. Als er durch eines der Fenster im Tor guckte, fiel ihm zuerst die Plane auf, die Tony gekauft hatte. Sie lag zusammengeknüllt wie ein beiseite geschobener Teppich auf der Fahrerseite des Buicks am Boden. Es war nicht das erste Mal, dass das passiert war; es war, als bebte (oder zuckte) der Buick gelegentlich und schüttelte dabei die Nylonplane ab wie eine Dame mit einer Schulterbewegung ihre Stola. Die Nadel des runden Thermometers zeigte sechzehn Grad Celsius an.
    » Hier draußen sind es vierundzwanzig Grad«, sagte Buck. Er stand neben Curt. » Ich hab auf dem Thermometer drüben bei der Vogeltränke nachgeschaut, ehe ich zu dir gekommen bin.«
    » Also ist die Temperatur sogar um acht Grad gesunken, nicht nur um fünf.«
    » Tja, als ich zu dir gegangen bin, waren es noch achtzehn Grad. So schnell wird es da drin kälter. Als wäre … irgendeine Kältefront im Anzug oder so. Soll ich Huddie von der Streife rufen?«
    » Nein, den wollen wir nicht stören. Stell einen Wachplan auf. Lass dir von Matt Babicki dabei helfen. Schreib oben drüber … äh … › Dienstplan Wagenwäsche‹. Für den Rest des Tages sollen immer zwei Männer den Buick bewachen, und heute Nacht auch. Es sei denn, Huddie hat was dagegen oder die Temperatur steigt wieder.«
    » Okay«, sagte Buck. » Willst du bei der ersten Schicht dabei sein?«
    Das wäre Curt sehr gern gewesen – ihm schwante, dass etwas passieren würde –, aber er schüttelte den Kopf. » Ich kann nicht. Ich hab einen Gerichtstermin, und dann ist da noch diese Lasterfalle in Cambria.« Tony hätte geschrien und sich den Kopf gehalten, hätte er gehört, dass Curt die Lkw-Waage am Highway 9 als Lasterfalle bezeichnete, aber im Grunde war es das. Denn irgendjemand transportierte von New Jersey aus Heroin und Kokain über diese Strecke, und man ging davon aus, dass es in der Ladung einiger selbständiger Fernfahrer versteckt war. » Also eigentlich hab ich mehr zu tun als ein einarmiger Tapezierer. So ein Mist!«
    Er schlug sich mit der Faust aufs Bein und schirmte sein Gesicht dann wieder seitlich mit den Händen ab, um durch das Fenster in den Schuppen zu spähen. Außer dem Roadmaster war dort nichts zu sehen. Zwei Sonnenlichtstreifen kreuzten sich auf der langen, dunkelblauen Motorhaube des Wagens, wie Spots, die ein obskures Kunstobjekt anstrahlten.
    » Sag Randy Santerre Bescheid. Und hab ich Chris Soder nicht irgendwo hier rumhocken sehen?«
    » Ja. Eigentlich hat er Feierabend, aber bei ihm zu Hause sind seine beiden Schwägerinnen aus Ohio immer noch zu Besuch, und er ist zum Fernsehen hergekommen.« Etwas leiser fügte er hinzu: » Ich will dir ja nicht reinreden, Curt, aber meiner Meinung nach sind das beides Flachpfeifen.«
    » Mag sein, aber das hier schaffen die schon. Müssen sie einfach. Sag ihnen, sie sollen mir regelmäßig Bericht erstatten. Code D, wie üblich. Und ich rufe an, wenn ich bei Gericht fertig bin.«
    Curt warf noch einen letzten, geradezu qualvollen Blick auf den Buick, ging dann zurück in die Kaserne, rasierte sich und bereitete sich für seine Zeugenaussage vor. Nachmittags würde er dann mit ein paar Jungs von der Troop G auf der Ladefläche irgendwelcher Laster nach Koks suchen, immer in der Hoffnung, dass niemand eine automatische Waffe auf ihn richtete. Etwas früher hätte er bestimmt noch jemand gefunden, der für ihn eingesprungen wäre, aber dafür war es jetzt zu spät.
    Stattdessen bewachten Soder und Santerre den Buick, und sie hatten nichts dagegen. Flachpfeifen stört so etwas nicht. Sie standen vor der Hütte, rauchten, unterhielten sich, schauten gelegentlich nach dem Buick (Santerre war zu jung, um zu wissen, was er da zu erwarten hatte, und er blieb dann sowieso nicht mehr lange bei der Pennsylvania State Police), erzählten einander Witze und genossen das schöne Wetter. Der Juni

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