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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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diesmal zwar nichts, aber es war offensichtlich, dass ihr Maskottchen eigentlich viel lieber an jedem anderen Punkt der Erde gewesen wäre. Er ließ sich nur mit Mühe um den Wagen herumzerren, hielt Kopf und Schwanz gesenkt und röchelte hin und wieder leise. Er sah sich den Buick zwar an, betrachtete aber auch alles andere da drinnen, so als hätte sich das, was ihn an dem Pseudoauto so störte, mittlerweile ausgebreitet und den gesamten Schuppen verseucht.
    Als Curt den Hund hinausführte und Orville die Leine wiedergab, sagte er: » Irgendwas geht da vor sich. Er spürt es, und ich spüre es auch. Aber es ist anders als sonst.« Als er Sandy sah, wiederholte er das: anders als sonst.
    » Ja«, sagte Sandy und deutete dann mit einer Kopfbewegung auf Mister D. » Diesmal heult er nicht.«
    » Noch nicht«, sagte Orville. » Komm, D, gehen wir wieder in die Kaserne. Hast du gut gemacht. Kriegst gleich ein Leckerchen.« Curt warf er noch einen letzten vorwurfsvollen Blick zu. Mister Dillon trabte brav neben Trooper Garretts rechtem Bein und musste nicht mehr mit der Leine bei Fuß gehalten werden.
    Gegen zwanzig nach vier fing der Fernseher oben im Aufenthaltsraum an zu spinnen. Um zwanzig vor fünf war die Temperatur im Schuppen B auf zehn Grad Celsius gesunken. Als sie bei sieben Grad angelangt war, rief Curtis Wilcox: » Es geht los! Ich kann es hören!«
    Sandy war reingegangen, um nach der Leitstelle zu sehen (der Funk war mittlerweile vollkommen ausgefallen, ein einziges wüstes Rauschen), und kam, als Curt das rief, gerade zurück auf den Parkplatz, wo so viel Personal herumstand, dass man hätte meinen können, auf dem Wohltätigkeitsbasar der Polizei oder auf dem Volksfest zugunsten von Kindern mit Muskeldystrophie zu sein, das sie alljährlich im Juli veranstalteten. Sandy lief los und schob sich durch den Pulk der Schaulustigen, die alle den Kopf reckten, um zur Schuppentür hineinzuschauen, die unfasslicherweise immer noch weit offen stand. Auch Curt war dabei und stand direkt davor. Kälteschwaden drangen aus dem Schuppen, was er aber nicht zu spüren schien. Seine Augen waren weit aufgerissen, und als er sich zu Sandy umdrehte, sah er aus, als würde er tagträumen. » Siehst du das? Sandy, siehst du das? «
    Natürlich sah er das: ein wabernder violetter Lichtschein, der aus den Wagenfenstern und der Ritze rund um den Kofferraumdeckel drang und wie ein radioaktives Fluidum an den Seiten des Buicks hinabfloss. In dem Wagen konnte Sandy die Sitze und das übergroße Lenkrad noch deutlich erkennen. Es waren nur noch Umrisse, Silhouetten. Das übrige Wageninnere war in kaltes lilafarbenes Licht getaucht, das greller schien als das aus einem Hochofen. Das Summen war laut und wurde immer lauter. Es ging Sandy durch Mark und Bein, und fast wünschte er, taub zu sein. Aber das hätte auch nichts genützt, denn dieses Geräusch hörte man anscheinend nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem ganzen Körper.
    Sandy riss Curt zurück auf den Parkplatz, packte den Türknauf und wollte die Tür zuschlagen. Curt hielt ihn am Handgelenk zurück. » Nein, Sandy! Nicht! Ich will es sehen! Ich will …«
    Sandy machte sich mit einem Ruck los. » Spinnst du? Wir haben Vorschriften für solche Fälle, verdammt noch mal. Das solltest du doch am besten wissen! Du hast sie doch mit ausgearbeitet, Mann!«
    Als Sandy die Tür zuknallte und Curt damit den Blick auf den Buick nahm, zuckten Curts Augenlider, und er schüttelte sich, als wäre er aus tiefem Schlaf erwacht. » Okay«, sagte er. » Stimmt, Boss. ’tschuldige.«
    » Schon gut.« Aber das meinte er nicht ernst. Denn der verdammte Idiot wäre dort einfach im Türrahmen stehen geblieben, da hatte Sandy keinerlei Zweifel. Er wäre dort stehen geblieben und hätte sich braten lassen, wenn das Ding Lust gehabt hätte, ihn zu braten.
    » Ich muss meine Schutzbrille holen«, sagte Curt. » Die hab ich im Kofferraum. Ich hab noch welche zur Reserve, die besonders dunkel sind, eine ganze Kiste voll. Willst du eine?« Sandy hatte immer noch den Eindruck, dass Curt nicht so ganz hellwach war und nur so tat, wie man es manchmal machte, wenn mitten in der Nacht jemand anrief.
    » Klar, gern. Aber wir sind vorsichtig, ja? Denn diesmal sieht es richtig schlimm aus.«
    » Großartig sieht es aus!«, sagte Curt, und sein überschwänglicher Tonfall war Sandy ein bisschen unheimlich, beruhigte ihn aber auch ein wenig. Wenigstens hörte sich Curt nicht mehr wie ein Schlafwandler an. »

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