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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Polizist diese Arbeit über lange Zeit gut und vor allem fair erledigen konnte, brauchte er einen Halt. Curt hatte Michelle und (vielleicht) demnächst ein Kind. Es war besser, wenn er nur dann zur Kaserne brauste, wenn es unbedingt nötig war, vor allem, wenn er wegen der Gründe auch noch lügen musste. Eine Ehefrau nahm tollwütige Füchse und kurzfristige Dienstplanänderungen nicht ewig einfach so hin. Er würde wütend darüber sein, dass man ihn nicht gerufen hatte, und noch wütender würde er sein, wenn er die vermurkste Videoaufzeichnung sah, aber damit würde Sandy zurechtkommen. Er musste damit zurechtkommen. Schließlich trug er die Verantwortung.
    Am nächsten Tag war es kühl, und eine frische Brise wehte. Sie machten beim Schuppen B beide Tore auf und lüfteten ihn gut sechs Stunden lang durch. Dann gingen vier Trooper mit Schläuchen hinein, angeführt von Sandy und Trooper Wilcox, der eine steinerne Miene zur Schau trug. Sie spritzten den Betonboden ab und spülten die letzten verwesenden Klumpen des Fischs ins hohe Gras hinter dem Schuppen. Im Grunde war es genau das Gleiche wie bei der Fledermaus, nur dass die Sauerei größer war und hinterher weniger vorzuzeigen blieb. Letztlich ging es dabei mehr um Curtis Wilcox und Sandy Dearborn als um die Überreste dieses großen unbekannten Fischs.
    Curt war wirklich stinksauer, dass man ihn nicht gerufen hatte, und die beiden Polizeibeamten führten eine ausgesprochen lebhafte Diskussion über dieses Thema – und auch über andere Themen –, als sie dann einen Ort gefunden hatten, an dem ihnen niemand zuhören konnte. Es war der Parkplatz hinter dem Tap, wo sie nach dem Reinigungseinsatz ein Bier getrunken hatten. In der Kneipe hatten sie sich noch normal unterhalten, aber sobald sie draußen waren, wurden sie immer lauter. Bald ließen sie einander nicht mehr ausreden, und das führte, wie das meistens so ist, dazu, dass sie einander anbrüllten.
    Mann, ich fass es nicht, dass du mich nicht gerufen hast.
    Du hattest frei, du warst mit deiner Frau aus, und außerdem gab es sowieso nichts zu sehen.
    Das hättest du mich doch wohl selber …
    Dafür blieb keine …
    … entscheiden lassen können, Sandy …
    … keine Zeit! Es ist alles so schnell …
    Dann hättest du wenigstens ein halbwegs anständiges Video für die Akten …
    Was für Akten denn, Curtis? Hä? Wer führt denn hier eine Akte?
    Da standen die beiden schon Nase an Nase, hatten die Fäuste geballt und waren tatsächlich drauf und dran, sich zu prügeln. Es gibt Momente im Leben, die keine Rolle spielen, und es gibt wichtige Momente im Leben, und dann gibt es da die Momente – vielleicht ein Dutzend Mal im Leben –, in denen alles auf der Kippe steht. Als er da auf dem Parkplatz den Jungen, der kein Junge mehr war, den Polizeischüler, der kein Polizeischüler mehr war, verdreschen wollte, wurde Sandy bewusst, dass er an einem solchen Moment angelangt war. Er mochte Curt, und Curt mochte ihn. Sie hatten in den vergangenen Jahren gut zusammengearbeitet. Aber wenn das hier auch nur noch einen Schritt weiterging, würde sich das alles ändern. Alles hing davon ab, was er als Nächstes sagte.
    » Es hat gestunken wie ein Korb voller Nerze.« Das war es, was er sagte. Diese Bemerkung flog ihm von irgendwoher zu. » Sogar draußen noch.«
    » Woher willst du denn wissen, wie ein Korb voller Nerze stinkt?« Curt musste lächeln, nur ganz flüchtig.
    » Sagen wir mal: dichterische Freiheit.« Jetzt lächelte auch Sandy, aber ebenfalls nur ganz flüchtig. Jetzt stimmte die Richtung, aber aus dem Gröbsten waren sie noch nicht heraus.
    » Hat es schlimmer gestunken als die Schuhe von dieser Nutte? Der aus Rocksburg?«
    Sandy lachte los. Curt lachte mit. Und mit einem Mal stand es nicht mehr auf der Kippe.
    » Komm mit rein«, sagte Curt. » Ich geb dir noch ’n Bier aus.«
    Sandy wollte kein Bier mehr trinken, stimmte aber zu, denn dabei ging es nicht um Bier, sondern um Schadensbegrenzung und darum, das Kriegsbeil zu begraben.
    Als sie wieder drinnen in einer Ecknische saßen, sagte Curt: » Ich habe in diesen Kofferraum reingefasst, Sandy. Ich habe ihn abgeklopft.«
    » Ich auch.«
    » Und ich hab auch druntergelegen. Das ist kein Zaubertrick, keine Kiste mit doppeltem Boden.«
    » Und selbst wenn es so wäre: Das war kein weißes Kaninchen, das da gestern rausgekommen ist.«
    » Damit Dinge verschwinden, müssen sie nur in der Nähe sein«, sagte Curtis. » Aber wenn Dinge auftauchen, kommen

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