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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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meinem Dad, Sandy? Was hat mein Dad geglaubt, wo Brian Lippy geblieben ist?«
    » Tony und er waren der Ansicht, dass Brian durch den Kaninchenbau ins Wunderland beziehungsweise mit dem Wirbelsturm nach Oz gelangt war, dass er also, mit anderen Worten, genau da gelandet ist, wo auch Ennis Rafferty und Jimmy, die Springmaus, gelandet sind. Und was das Wesen angeht, das sie damals erschlagen haben …«
    » Das Mistding ist schnell verwest«, sagte Shirley in forschem, das Thema abhakendem Ton. » Es gibt Fotos davon, und du kannst sie dir gern alle angucken, wenn du willst, aber was darauf zu sehen ist, könnte alles Mögliche sein, auch ein Jux. Man sieht darauf nicht, wie es ausgesehen hat, als es vor Mister D weggelaufen ist – wie schnell es war und wie laut es gekreischt hat. Im Grunde sieht man gar nichts darauf. Und wir können es dir auch nicht so erzählen, dass du es verstehst. Das sieht man dir schon am Gesicht an. Weißt du, warum die Vergangenheit die Vergangenheit ist, Schätzchen?«
    Ned schüttelte den Kopf.
    » Weil das eben nicht geht.« Sie schaute in ihre Zigarettenschachtel, und anscheinend gefiel es ihr, was sie da sah, denn sie nickte, steckte sie in ihre Handtasche und stand auf. » Ich fahre heim. Ich habe zwei Katzen, die ich schon vor drei Stunden hätte füttern müssen.«
    Ja, so war Shirley – Shirley, das uramerikanische Girlie, wie Curt sie immer genannt hatte, wenn er sie ein bisschen triezen wollte. Kein Ehemann (kurz nach der Highschool hatte sie mal einen gehabt), keine Kinder, zwei Katzen und ungefähr zehntausend Kuscheltiere. Sie war mit der Troop D verheiratet. Ein wandelndes Klischee, mit anderen Worten, und wenn einem das nicht passte, war man selber schuld.
    » Shirl?«
    Es klang wehleidig, und sie drehte sich zu ihm um. In diesem Moment hörte Ned sich nicht wie achtzehn an, sondern so jung wie seine beiden Schwestern.
    » Was denn, mein Schatz?«
    » Mochtest du meinen Vater?«
    Sie legte ihm ihre Hände auf die Schultern, bückte sich und drückte Ned einen Kuss auf die Stirn. » Ich habe ihn geliebt. Und dich liebe ich auch. Wir haben dir alles erzählt, was wir wissen, und es war nicht einfach. Ich hoffe, es hilft.« Sie hielt inne. » Ich hoffe, es war genug.«
    » Das hoffe ich auch«, sagte er.
    Shirley drückte seine Schultern. Dann ließ sie ihn los und erhob sich. » Hudson Royer? Würden Sie eine Dame bitte zu ihrem Wagen geleiten?«
    » Aber mit Vergnügen«, sagte er und hakte sich bei ihr ein. » Sehen wir uns morgen, Sandy? Hast du immer noch Frühschicht?«
    » Ja«, sagte ich. » Morgen wieder in alter Frische.«
    » Dann solltest du wohl lieber mal nach Hause fahren und ’ne Runde schlafen.«
    » Mache ich gleich.«
    Er und Shirley gingen. Ned und ich saßen auf der Bank und sahen ihnen nach. Wir winkten ihnen zu, als sie vorbeifuhren – Huddie in seinem großen alten New Yorker und Shirley in ihrem kleinen Subaru mit dem Aufkleber ÜBERHOLEN SIE RUHIG – WIR SCHNEIDEN SIE RAUS – IHRE FEUERWEHR hinten drauf. Als ihre Rücklichter um die Ecke der Kaserne verschwunden waren, nahm ich meine Zigarettenschachtel heraus und schaute ebenfalls hinein. Es war noch eine drin. Die würde ich rauchen und dann mit dem Rauchen aufhören. Dieses reizende Märchen erzählte ich mir nun schon seit mindestens zehn Jahren.
    » Und es gibt wirklich nichts mehr, was du mir noch erzählen könntest?«, fragte Ned in kleinlautem, desillusioniertem Ton.
    » Nein. Für ein Theaterstück taugt das nicht, was? Es fehlt der dritte Akt. Tony und dein Dad haben in den fünf Jahren danach noch ein paar Experimente durchgeführt und schließlich auch Bibi Roth in die Sache eingeweiht. Dein Vater hat Tony dazu überredet, und ich konnte wie üblich nichts dagegen machen. Ehrlich gesagt: Nach Brian Lippys Verschwinden und Mister Dillons Tod war ich dagegen, noch irgendwas mit dem Buick anzustellen. Ich fand, wir sollten ihn nur im Auge behalten und gelegentlich beten, dass er entweder auseinanderfallen oder dahin verschwinden würde, wo er hergekommen war. Ach ja, und wir sollten alles töten, was aus dem Kofferraum kam und noch lebendig genug war, um im Schuppen rumzulaufen und nach einem Ausgang zu suchen.«
    » Ist das denn jemals passiert?«
    » Noch so ein rosahaariger ET , meinst du? Nein.«
    » Und Bibi? Was hat der gesagt?«
    » Er hat sich angehört, was Tony und dein Dad ihm erzählt haben, hat sich den Wagen noch einmal angeguckt und ist dann weggefahren. Er hat ihnen

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