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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Orv Garrett mit Mister Dillon heraus. Der Hund war angeleint, was auf dem Kasernengelände eigentlich nicht üblich war. Sandy ging zu ihnen. Der Hund heulte und zitterte nicht mehr. Er setzte sich und legte sich den buschigen Schwanz um die Vorderpfoten, aber seine dunkelbraunen Augen waren starr auf den Buick gerichtet und ließen ihn nicht aus dem Blick. Tief aus seiner Brust ertönte ein stetes, kaum hörbares Knurren wie das Brummen eines kräftigen Motors.
    » Um Himmels willen, Orvey, bring ihn wieder rein«, sagte Sandy Dearborn.
    » Okay. Ich dachte bloß, er war schon drüber weg.« Dann: » Ich hab mal gehört, dass sich Bluthunde so aufführen, wenn sie eine Leiche wittern. Ich weiß, da ist keine Leiche drin, aber meinst du, in dem Wagen könnte vielleicht jemand gestorben sein?«
    » Nicht dass wir wüssten.« Sandy sah Tony Schoondist aus der Seitentür der Kaserne kommen und zu Bibi Roth schlendern. Ennis war auch dabei. Curt Wilcox fuhr, sehr gegen seinen Willen, schon wieder Streife. Sandy dachte, dass an diesem Nachmittag wohl nicht mal ein hübsches Mädchen es schaffen würde, bei Curt mit einer Verwarnung statt eines Strafzettels davonzukommen. Curt hätte viel lieber Bibi und seinem Team bei der Arbeit zugesehen; und dafür, dass er das nicht durfte, würden nun die Rechtsbrecher von West-Pennsylvania büßen.
    Mister Dillon machte das Maul auf und jaulte leise und lang gedehnt, als täte ihm etwas weh. Und das tat es wohl tatsächlich, nahm Sandy an. Orville brachte ihn in die Kaserne. Fünf Minuten später war auch Sandy schon wieder unterwegs, diesmal mit Steve Devoe, zum Schauplatz eines Auffahrunfalls auf dem Highway 6.
    Bibi Roth erstattete Tony und Ennis Bericht, während sein Team (das an diesem Tag aus drei Leuten bestand) an einem Picknicktisch im Schatten des Schuppens B saß, Sandwiches aß und Eistee trank, den Matt Babicki ihnen gebracht hatte.
    » Danke, dass du dir Zeit dafür genommen hast«, sagte Tony.
    » Gern geschehen«, sagte Bibi. » Aber ich hoffe, das war’s dann auch. Ich will über diese Sache nichts Schriftliches, Tony. Mein Ruf wäre ruiniert.« Er sah zu seinem Team hinüber – ein alter Mann, der dem legendären Nazijäger Simon Wiesenthal ähnlich sah – und klatschte in die Hände wie Miss Lucy in der Ding-Dong School . » Wollen wir in dieser Sache Papierkram, Kinder?« Eines der Kinder, das an diesem Tag dabei war, wurde 1993 zum leitenden Rechtsmediziner von Pennsylvania ernannt.
    Sie sahen ihn an – zwei junge Männer und eine außerordentlich schöne junge Frau. Sie hielten Sandwiches in der Hand und runzelten die Stirn. Keiner von ihnen kam auf Anhieb darauf, was Bibi jetzt hören wollte.
    » Nein, Bib!«, souf fl ierte er ihnen.
    » Nein, Bib!«, riefen sie dienstbeflissen im Chor.
    » Was nein?«, fragte Bibi.
    » Keinen Papierkram«, sagte der erste junge Mann.
    » Keinen Bericht«, sagte der zweite junge Mann.
    » Nichts in doppelter und dreifacher Ausfertigung«, sagte die junge, außerordentlich schöne Frau. » Nicht mal in einfacher Ausfertigung.«
    » Gut!«, sagte Bibi. » Und mit wem sprechen wir über diese Sache, Kinder?«
    Das musste man ihnen nicht vorsagen. » Mit keinem, Bibi!«
    » Genau«, pflichtete Bibi bei. » Ich bin stolz auf euch.«
    » Das muss doch sowieso ein Scherz sein«, sagte der zweite junge Mann. » Da will Sie jemand reinlegen, Sarge.«
    » Diese Möglichkeit behalte ich im Hinterkopf«, sagte Tony und fragte sich, was der zweite junge Mann und was sie überhaupt gedacht hätten, hätten sie gesehen, wie Mister Dillon heulend vorangekrochen war wie ein verkrüppelter Köter. Mister D wollte niemand hereinlegen.
    Die Kinder aßen und tranken weiter und unterhielten sich. Es freute Tony zu hören, dass die außerordentlich schöne junge Frau eine laute, freudige Lache hatte, die nicht so klang, als sei sie sich ihrer Schönheit allzu sehr bewusst. Bibi sah Tony und Ennis Rafferty währenddessen leicht schief lächelnd an.
    » Sie sehen, was sie sehen, mit der wunderbaren hundertprozentigen Sehschärfe der Jugend, und sehen es dabei doch nicht«, sagte er. » Junge Leute sind so wunderbare Idioten. Was ist das, Tony? Hast du irgendeine Idee? Wissen Zeugen irgendwas?«
    » Nein.«
    Bibi sah Ennis an, der vielleicht kurz überlegte, ihm zu erzählen, was er über den Buick wusste, es dann aber doch nicht tat. Bibi war ein guter Mann … aber er war eben keiner von ihnen.
    » Es ist kein Auto, das ist mal sicher«, sagte

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