Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
hätten die Finger nicht davon lassen können, aber sie waren schließlich Polizisten. Ihnen war klar, dass der Buick zwar gegenwärtig kein Beweismittel war, dass sich das aber ändern konnte. Vor allem, wenn der Mann, der ihn an der Jenny-Tankstelle hatte stehen lassen, tot aufgefunden wurde.
    » Wenn das nicht passiert und sich auch sonst nichts tut, will ich den Wagen hierbehalten«, sagte Tony später zu Matt Babicki und Phil Candleton. Da war es schon fünf oder so, und alle drei hatten offiziell schon seit ein paar Stunden Feierabend, und Tony überlegte schließlich doch, nach Hause zu fahren. Sandy war schon gegen vier gegangen. Er wollte vor dem Abendessen noch den Rasen mähen.
    » Und wieso ausgerechnet hier, Sarge?«, fragte Matt.
    Tony fragte Matt und Phil, ob sie schon mal von dem Riesen von Cardiff gehört hätten. Als sie verneinten, erzählte er ihnen die Geschichte. Diesen Riesen hatte man im Onondaga Valley » entdeckt«, im Norden des Bundesstaats New York. Es war der versteinerte Leichnam eines riesigen menschenähnlichen Wesens, das entweder aus einer anderen Welt stammen musste oder eine Übergangsform zwischen Affe und Mensch darstellte. Dann erwies es sich aber lediglich als Jux, den sich ein Zigarrenfabrikant aus Binghamton namens George Hull gemacht hatte.
    » Doch bis Hull das endlich zugab, war schon die halbe Welt gekommen, darunter auch P. T. Barnum, um sich das anzusehen«, sagte Tony. » Bei den Farmen ringsherum wurde das Getreide platt getrampelt. Es wurde eingebrochen. Es gab einen Waldbrand, weil irgendwelche Idioten in den Wäldern kampierten. Auch nachdem Hull gestanden hatte, dass er den ›versteinerten Menschen‹ in Chicago hatte schnitzen und mit der Bahn ins Onondaga Valley hatte bringen lassen, kamen immer noch Leute. Sie wollten einfach nicht glauben, dass das Ding nicht echt war. Ihr kennt doch den Spruch ›Dümmer als die Polizei erlaubt‹. Der wurde 1869 geprägt und bezieht sich auf die Sache mit dem Riesen von Cardiff.«
    » Und was willst du damit sagen?«, fragte Phil.
    Tony warf ihm einen leicht gequälten Blick zu. » Was ich damit sagen will? Ich will damit sagen, dass ich in meinem Revier keinen verdammten Riesen von Cardiff dulden werde. Nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Und auch keinen Turiner Buick.«
    Als sie zurück zur Kaserne gingen, kam Huddie Royer dazu (er hatte Mister Dillon dabei, der nun so brav bei Fuß ging wie bei einer Hundeschau). Huddie schnappte das mit dem Turiner Buick auf und kicherte. Tony warf ihm einen verdrießlichen Blick zu.
    » Kein Riese von Cardiff hier in West-Pennsylvania. Merkt euch das und sagt es weiter. Denn das regeln wir nur mündlich; ich hänge zu dem Thema kein Memo ans schwarze Brett. Mir ist klar, dass es Gerede geben wird, aber das wird sich wieder legen. Ich lasse nicht zu, dass kurz vor der Ernte ein Dutzend Farmen der Amish von Schaulustigen platt getrampelt werden. Ist das klar?«
    Es war klar.
    Gegen sieben Uhr an diesem Abend hatte sich alles wieder einigermaßen normalisiert. Sandy Dearborn konnte das bestätigen, denn er war nach dem Abendessen wiedergekommen, um sich den Wagen noch einmal anzusehen. Als er kam, standen nur noch drei Trooper um den Buick herum. Zwei hatten frei, und einer war noch in Uniform. Buck Flanders, der schon Feierabend hatte, knipste ihn mit seiner Kodak. Das gefiel Sandy eigentlich gar nicht, aber was würde auf den Bildern schon zu sehen sein? Ein Buick, weiter nichts, und zwar einer, der noch nicht alt genug war, um als richtiger Oldtimer durchzugehen.
    Sandy hockte sich auf Knie und Hände und spähte mit einer Taschenlampe, die jemand (wahrscheinlich zu eben diesem Zweck) in der Nähe hatte liegen lassen, unter den Wagen. Aufmerksam betrachtete er den Auspuff. Er sah aus wie aus Hartglas. Dann beugte er sich zum Seitenfenster auf der Fahrerseite hinein (kein Summen, keine Kälte) und ging dann schließlich auf einen Schwatz mit Brian Cole, der während dieser Schicht als SC amtierte, zurück in die Kaserne. Die beiden sprachen über den Buick und dann über ihre Familien und waren eben beim Thema Baseball angelangt, als Orville Garrett ins Büro hereinschaute.
    » Hat einer von euch Ennis gesehen? Der Drache ist am Telefon, und sie ist gar nicht glücklich.«
    Der Drache war Edith Hyams, Ennis’ Schwester. Sie war acht oder neun Jahre älter als er und lange schon verwitwet. Manche bei der Troop D meinten, sie habe ihren Mann umgebracht, indem sie ihn schlicht und

Weitere Kostenlose Bücher