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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einfach ins Grab genörgelt habe. » Die hat keine Zunge im Mund, die hat da ein Filetiermesser«, hatte Dicky-Duck Eliot mal gemeint. Curt, der von ihnen die Dame am häufigsten sah (Ennis war normalerweise sein Partner, und trotz Altersunterschied kamen sie gut miteinander klar), war der Meinung, Edith sei der Grund dafür, dass Ennis nie geheiratet hatte. » Ich glaube, im Grunde hat er Angst, dass alle Frauen so sind wie sie«, hatte er mal zu Sandy gesagt.
    Nach Schichtende noch einmal zur Arbeit zu kommen ist nie eine gute Idee, dachte Sandy, nachdem er zehn Minuten lang mit dem Drachen telefoniert hatte. Wo steckt er, er hat versprochen, spätestens um halb sieben zu Hause zu sein, ich hab bei Pepper’s genau den Braten gekauft, den er sich gewünscht hat, achtundneunzig Cent das Pfund, und jetzt ist der schon so lange im Ofen, dass er zäh ist wie ein alter Stiefel und grau wie Spülwasser, sag’s mir gleich, Sandy, wenn er im Country Way oder Top ist, dann kann ich da anrufen und ihm Bescheid stoßen. Sie teilte Sandy auch mit, ihr seien die Diuretika ausgegangen und Ennis habe ihr neue mitbringen sollen. Also wo zum Teufel steckte er? Machte er Überstunden? Dagegen wäre ja nichts einzuwenden, meinte sie, sie könnten das Geld weiß Gott gut gebrauchen, aber wenigstens könne er doch wohl vorher anrufen und Bescheid sagen.
    Sandy saß am Pult der Leitstelle, hielt sich eine Hand vor die Augen und versuchte, auch mal zu Wort zu kommen. Da kam Curtis Wilcox herein, schon in Zivil und ganz der strahlende Sportler. Wie Sandy war er noch einmal wiedergekommen, um sich den Roadmaster anzusehen.
    » Moment mal bitte, Edith«, sagte Sandy und hielt sich den Hörer vor die Brust. » Hilf mir mal, Curt. Weißt du, wo Ennis hin ist?«
    » Wo er hin ist?«
    » Was bist du? Ein Echo? Ja, wo er hin ist. Nach Hause ist er nämlich nicht.« Sandy deutete auf den Hörer, den er sich immer noch vor die Brust hielt. » Seine Schwester ist dran. Dieser Feigling von Orville hat mir den Hörer in die Hand gedrückt. Sie quatscht mir die Ohren heiß, und ich könnte mal etwas Hilfe gebrauchen.«
    » Wenn er schon weg ist, wieso steht sein Wagen dann noch auf dem Hof?«, sagte Curt.
    Sandy sah ihn an. Curtis erwiderte den Blick. Und dann kamen sie beide, ohne ein Wort zu sagen, zur selben Schlussfolgerung.
    Sandy wimmelte Edith ab – er sagte ihr, er würde sie zurückrufen oder dafür sorgen, dass Ennis sie anrief. Als das erledigt war, gingen Sandy und Curt auf den Hof.
    Ennis’ Wagen war nicht zu übersehen – der American Motors Gremlin, über den sie sich immer alle lustig machten. Er stand gleich neben dem Schneepflug, den Johnny aus dem Schuppen B geholt hatte, um Platz für den Buick zu schaffen. Beide Fahrzeuge warfen in der tief stehenden Sonne dieses Sommerabends lange Schatten, die aussahen wie auf den Boden tätowiert.
    Sandy und Curt schauten in den Wagen und konnten nur den üblichen Krimskrams entdecken: Hamburgerpackungen, Limodosen, Tiparilloschachteln, ein paar Landkarten, ein Uniformhemd zur Reserve, das hinten an einem Haken hing, ein Ersatzblock mit Vorladungsformularen auf dem staubigen Armaturenbrett und etwas Angelausrüstung. Dieses ganze Durcheinander wirkte nach der sterilen Leere in dem Buick irgendwie beruhigend auf sie. Noch beruhigter wären sie gewesen, hätten sie Ennis am Steuer sitzen sehen, wie er sich seine alte Pirates-Mütze über die Augen gezogen hatte und ein Nickerchen machte, aber von ihm fehlte jede Spur.
    Curt machte kehrt und ging zurück zur Kaserne. Sandy musste ein paar Schritte laufen, um ihn einzuholen und am Arm zurückzuhalten. » Was hast du vor?«, fragte er.
    » Tony anrufen.«
    » Noch nicht«, sagte Sandy. » Der sitzt gerade beim Abendessen. Wir rufen ihn später an, wenn’s sein muss. Und ich hoffe bei Gott, dass es nicht nötig sein wird.«
    Zuallererst, noch vor dem Aufenthaltsraum im ersten Stock, sahen Curt und Sandy im Schuppen B nach. Sie gingen einmal um den Buick herum, guckten hinein und schauten auch unter den Wagen. Keine Spur von Ennis Rafferty … zumindest konnten sie keine entdecken. Aber an diesem Abend bei dem Buick nach einer Spur zu suchen ähnelte natürlich dem Versuch, einzelne Hufabdrücke zu erkennen, nachdem eine ganze Herde vorbeigaloppiert war. Von Ennis gab es keine Spur, aber …
    » Ist es kalt hier drin, oder bilde ich mir das nur ein?«, sagte Curt. Sie wollten eben wieder zurück in die Kaserne gehen. Curt hockte auf den Knien und

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