Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
unbedingt dorthin.
    » Ach, vergiss es! Bloß raus mit ihm!«, rief Curt. Bis dahin hatte er sich sehr gut im Griff gehabt, aber es war ein langer und anstrengender Tag für ihn gewesen, und allmählich war er mit den Nerven am Ende.
    » Das ist nicht seine Schuld«, sagte Huddie, und ehe er noch etwas hinzufügen konnte, hob Mister Dillon die Schnauze und heulte wieder … nur dass es sich für Sandy eher wie ein Schrei als wie Geheul anhörte. Der Hund hechtete noch einmal krampfhaft voran und riss dabei an Huddies Arm wie Sturmwind an einer Fahne. Er war jetzt im Schuppen, jaulte und winselte, zerrte sich voran und pinkelte dabei wie ein Welpe überallhin. Er pinkelte vor panischer Angst.
    » Ich weiß!«, sagte Curt. » Du hattest von Anfang an recht, ich entschuldige mich gern schriftlich bei dir, wenn du willst, aber bring ihn jetzt verdammt noch mal hier raus!«
    Huddie versuchte Mister D aus dem Schuppen zu zerren, aber er war ein großer Hund, gut vierzig Kilo schwer, und er sträubte sich. Curt musste mit anpacken, damit sie ihn in die richtige Richtung bekamen. Letztlich zerrten sie ihn dann quer aus der Tür, und D wehrte sich und heulte und schnappte die ganze Zeit über in die Luft. Es war, als hätten sie einen Sack voll Stinktiere über den Boden geschleift, sagte Sandy später.
    Als der Hund endlich draußen war, knallte Curtis die Tür zu. Augenblicklich entspannte sich Mister Dillon und sträubte sich nicht mehr. Es war, als hätte man in seinem Kopf einen Schalter umgelegt. Er lag noch ein, zwei Minuten lang nach Luft schnappend auf der Seite und sprang dann auf. Die Trooper sah er mit einem verblüfften Blick an, der zu besagen schien: » Was war das denn jetzt, Jungs? Grad ging’s mir noch gut, und dann war ich irgendwie weggetreten.«
    » Ach, du heilige Scheiße«, sagte Huddie leise.
    » Bring ihn in die Kaserne«, sagte Curt. » Es war Blödsinn von mir, dich zu bitten, ihn da reinzulassen, aber ich mache mir große Sorgen um Ennis.«
    Huddie brachte den Hund zurück in die Kaserne, und Mister D war jetzt wieder so cool wie ein Erdbeer-Milk-shake und hielt nur kurz inne, um an den Schuhen der Tr oo per zu schnuppern, die mitgeholfen hatten, das Gelände abzusuchen. Es waren noch weitere dazugekommen, die gehört hatten, wie Mister D ausgerastet war, und nun sehen wollten, was das ganze Theater sollte.
    » Geht rein, Jungs«, sagte Sandy und fügte dann das hinzu, was er am Schauplatz eines Unfalls immer zu den Schaulustigen sagte: » Hier gibt’s nichts mehr zu sehen.«
    Sie gingen hinein. Curt und Sandy sahen ihnen von der geschlossenen Schuppentür aus nach. Wenig später kam Huddie ohne Mr. D wieder. Als Sandy sah, wie Curt den Knauf der Schuppentür packte, spürte er eine gewisse Angst und Anspannung in sich aufwallen. Es ging ihm zum ersten Mal mit dem Schuppen B so, aber beileibe nicht zum letzten Mal. In den gut zwanzig Jahren, die auf diesen Tag folgten, würde er Dutzende Male den Schuppen B betreten, nie jedoch ohne dieses dunkle Aufwallen, nie ohne die Vorahnung beinahe erblickter Schrecken, im Augenwinkel gesehener Abscheulichkeiten.
    Nicht dass sie die Schrecken nicht tatsächlich gesehen hätten. Letztlich sahen sie eine ganze Menge davon.
    Die drei gingen hinein. Ihre Schuhsohlen scharrten über den schmutzigen Betonboden. Sandy drückte auf die Lichtschalter neben der Tür, und im grellen Licht der nackten Glühbirnen stand der Buick da wie das letzte, übrig gebliebene Requisit auf einer sonst leeren Bühne oder wie das einzige Kunstwerk in einer Galerie, die man für die Ausstellung in eine Garage verwandelt hatte. Wie würde man so was nennen?, fragte sich Sandy. From a Buick 8, fiel ihm ein, wahrscheinlich weil es von Bob Dylan einen Song mit einem ähnlichen Titel gab. Als sie dort standen, hatte er auch wieder den Refrain im Ohr, und er schien genau dieses Angstgefühl auszudrücken: And if I fall down dyin, y’know / She’s bound to put a blanket on my bed.
    Er stand da, starrte mit seinen Buick-Scheinwerfern und grinste höhnisch mit seinem Buick-Kühlergrill. Er stand da auf seinen breiten, luxuriösen Weißwandreifen, und drinnen war ein Armaturenbrett voller nicht zu bedienender Armaturenimitate und ein Steuer, das fast groß genug war für ein Kaperschiff. Da drinnen war etwas, was ihren Kasernenhund vor panischer Angst heulen ließ und ihn gleichzeitig unwiderstehlich anzog. Wenn es vorhin kalt hier drinnen gewesen war, so war das jetzt vorbei; Sandy sah

Weitere Kostenlose Bücher