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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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deinen Hals zu drehen. Ich kann das vo n G eburt an. Siehst du?« Sandy drehte den Kopf hin und her.
    » Sehr witzig. Musst du heute nicht noch irgend ’nen Hund überfahren oder so?«
    » Gar kein schlechter Spruch, Matt.«
    Als er weiterging, hörte Sandy oben jemand fragen, ob die Fernsehantenne vom Dach gefallen sei, denn mitten in einer ziemlich guten Raumschiff-Enterprise -Folge, der mit den Tribbles, sei plötzlich das Bild ausgefallen.
    Sandy ging nach draußen. Es war ein warmer, dunstiger Abend. In der Ferne grollte Donner, aber es war windstill, und der Himmel war nicht bedeckt. Im Osten wurde es dunkel, und Bodennebel stieg aus dem Gras und reichte einem schon über die Taille.
    Er setzte sich in seinen Streifenwagen (den D-14 bei dieser Schicht, der mit der kaputten Kopfstütze), fuhr zu der Amoco-Zapfsäule, stieg aus, schraubte hinter dem herunterklappbaren Nummernschild den Tankdeckel ab und hielt dann inne. Mit einem Mal war ihm bewusst geworden, wie still es war – es zirpten keine Grillen im Gras und nirgends sangen Vögel. Es war einzig und allein ein leises, stetes Summen zu hören, das sich anhörte, als würde man direkt unter einer Überlandleitung oder neben einem Umspannwerk stehen.
    Sandy drehte sich um, und in diesem Augenblick wurde die ganze Welt violettweiß. Im ersten Moment dachte er, ein Blitz habe ihn getroffen – ein Blitz aus heiterem Himmel. Dann sah er den Schuppen B so hell erleuchtet wie …
    Doch dafür fiel ihm kein Vergleich ein. Er hatte noch nie etwas Ähnliches gesehen.
    Hätte er direkt in diese ersten Blitze geschaut, so wäre er vermutlich erblindet – vielleicht nur vorübergehend, vielleicht aber auch dauerhaft. Zu seinem Glück war das vordere Tor von Schuppen B von der Zapfsäule abgewandt. Trotzdem war das Licht derart grell, dass es ihn blendete, denn in der Abenddämmerung war es mit einem Mal so hell wie in der Mittagssonne. Das Licht ließ den Schuppen B, ein einigermaßen solides Holzgebäude, so hauchfein wirken wie ein Gazezelt. Es drang durch jede Ritze, durch jedes leere Nagelloch; unter dem Dachvorsprung strahlte es aus einem Loch, das möglicherweise von einem Eichhörnchen stammte; und am Boden, wo ein Brett abgefallen war, brannte es in einem grellen Streifen hervor. Auf dem Dach gab es ein Abluftrohr, und daraus blitzte und schoss der grelle Schein himmelwärts wie Rauchzeichen aus reinem, violettem Licht. Die Blitze aus den Fenstern in den beiden Schuppentoren verwandelten den Bodennebel in unheimlich leuchtenden Dunst.
    Sandy war ganz ruhig. Entsetzt, aber ruhig. Er dachte: Das war’s dann. Das Scheißding explodiert. Jetzt sind wir alle tot. Wegzulaufen oder in den Streifenwagen zu springen kam ihm überhaupt nicht in den Sinn. Wohin denn weglaufen? Wohin denn fahren? Das war doch lachhaft.
    Nein, stattdessen wollte er etwas Verrücktes tun: Er wollte näher heran. Es zog ihn dorthin. Anders als Mister D hatte er keine panische Angst davor; er empfand die Faszination, aber nicht die Furcht. Ob es nun verrückt war oder nicht: Er wollte näher heran. Er hörte förmlich, wie es ihn rief .
    Wie im Traum (und es war durchaus denkbar, dass er träumte, fiel ihm ein) ging er zur Fahrerseite des D-14, beugte sich durch das offene Fenster hinein und nahm seine Sonnenbrille vom Armaturenbrett. Er setzte sie auf und ging auf den Schuppen zu. Die Sonnenbrille half ein klein wenig. Er hielt sich beim Gehen eine Hand vors Gesicht und hatte die Augen zu schmalen Schlitzen zugekniffen. Überall lautlos tosendes Licht, in dem violettes Feuer pulsierte. Sandy sah seinen Schatten von seinen Füßen aus seitwärts schießen, verschwinden, dann wieder losschießen. Er sah das Licht aus den Fenstern im Schuppentor grell auf die Rückseite der Kaserne brennen. Er sah Trooper herauskommen. Sie schoben Matt Babicki beiseite, der in der Leitstelle näher dran gewesen und als Erster rausgekommen war. Im Blitzlicht aus dem Schuppen wirkten ihre Bewegungen abgehackt, bewegten sie sich wie Darsteller in einem alten Stummfilm. Wer eine Sonnenbrille dabeihatte, setzte sie auf. Einige von denen, die keine dabeihatten, machten kehrt und strauchelten halb blind zurück in die Kaserne, um sich eine zu holen. Ein Trooper zog sogar seine Pistole, besah sie sich dann à la Was will ich denn damit? und steckte sie wieder ins Holster. Zwei der Trooper ohne Sonnenbrille tappten trotzdem tapfer auf den Schuppen zu, den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen und die Hände ausgestreckt

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