Der Buick: Roman (German Edition)
bringen. Der Sarge sagt, wir regeln die Sache strikt intern, und das ist auch richtig so, und wer außer mir sollte das machen?«
Sandy dachte: Du würdest das auch nicht zur Horlicks bringen, wenn Tony gar nichts davon gesagt hätte, dass wir die Sache intern regeln. Du erträgst es gerade noch, uns dabeizuhaben, wahrscheinlich weil außer Tony im Grunde keiner was damit zu tun haben will. Aber es mit jemand anderem teilen? Mit jemand, der nicht unser Grau trägt und nicht weiß, wann man den Hutriemen unter dem Kinn trägt und wann im Nacken? Mit jemand, der in diesen Dingen kompetenter ist als du und es dir dann wegnimmt? Nein, das glaube ich nicht.
Curt zog sich die Handschuhe aus. » Das Dumme ist bloß, dass ich seit dem Schweinefötus in Bio auf der Highschool an nichts mehr rumgeschnippelt habe. Das ist neun Jahre her, und ich hab da nur ’ne Drei gekriegt. Ich will das nicht verbocken, Sandy.«
Dann rühr es doch gar nicht erst an.
Sandy dachte das, sprach es aber nicht aus. Es wäre sinnlos gewesen.
» Na ja.« Jetzt sprach der Junge nur noch mit sich selbst. » Ich werde mich schlaumachen. Mich vorbereiten. Ich habe ja Zeit. Nur nichts übereilen. Neugier bringt die Katze um, gestillte Neugier …«
» Und wenn das gar nicht stimmt?«, fragte Sandy. Er war selbst erstaunt darüber, wie satt er diesen kleinen Spruch mittlerweile hatte. » Was ist, wenn es da gar keine Antworten gibt? Wenn du es nie restlos wirst aufklären können?«
Curt sah ihn beinahe bestürzt an. Dann grinste er. » Was würde Ennis wohl sagen? Ich meine: wenn wir ihn fragen könnten.«
Sandy fand die Frage ebenso gönnerhaft wie taktlos. Er machte den Mund auf, um das zu sagen – um jedenfalls irgendwas zu sagen –, und schwieg dann doch. Curtis Wilcox meinte es nicht böse; er war bloß high vor Adrenalin und Verheißungen, high wie ein Junkie. Und im Grunde war er ja auch noch ein Kind. Das erkannte Sandy, obwohl er selbst nicht viel älter war.
» Ennis würde sagen, dass du vorsichtig sein sollst«, sagte Sandy. » Da bin ich mir sicher.«
» Das werde ich auch«, sagte Curt und ging wieder die Treppe hoch. » O ja, natürlich werd ich das.« Aber das waren nur Worte, genau wie das Gloria, das man runterbeten konnte, um am Sonntagmorgen nicht in die Kirche zu müssen. Sandy wusste das, auch wenn Polizeischüler Wilcox es nicht wusste.
In den folgenden Wochen musste Tony Schoondist (und mussten auch seine Männer) einsehen, dass sie nicht genug Personal hatten, um den Buick draußen im Schuppen rund um die Uhr zu observieren. Und auch das Wetter spielte nicht mit; die zweite Augusthälfte war verregnet und für die Jahreszeit ungewöhnlich kühl.
Auch die Besucher bereiteten ihnen Kopfzerbrechen. Die Troop D lebte ja schließlich nicht im luftleeren Raum dort oben auf ihrem Hügel; der Fuhrpark der Gemeinde war gleich nebenan und die Staatsanwaltschaft ein Stückchen die Straße hinunter. Und dann waren da die Anwälte, da waren die Straftäter, die in der Ecke für böse Buben Däumchen drehten, da waren die gelegentlichen Führungen für Pfadfindergruppen, und da waren all die Leute, die kamen, um Anzeige zu erstatten (gegen ihre Nachbarn, gegen ihren Ehepartner, gegen Einspännerkutscher der Amish, die auf der Straße zu weit links fuhren, und auch gegen die State Trooper selbst), Frauen, die ihren Männern das daheim vergessene Mittagessen oder auch schon mal Karamellbonbons brachten, und manchmal auch nur neugierige Durchschnittsbürger, die mal sehen wollten, wo ihre Steuergelder so blieben. Letztere waren normalerweise überrascht und enttäuscht darüber, wie ruhig es in der Kaserne zuging, wie banal so ein Betrieb lief. Es war so gar nicht wie im Fernsehen.
Eines Tages gegen Monatsende schaute der Wahlkreisabgeordnete von Statler vorbei, in Begleitung seiner zehn oder zwölf besten Medienfreunde, um Hände zu schütteln und ein Statement abzugeben über ein Gesetzesvorhaben zur Förderung der Polizei, das damals gerade im Repräsentantenhaus beraten wurde und das dieser Mann unterstützte. Wie viele US -Abgeordnete aus ländlichen Gegenden sah er aus wie ein Kleinstadtfriseur, der beim Hunderennen einen Glückstag gehabt hatte und vor dem Schlafengehen noch hoffte, einen geblasen zu bekommen. Neben einem Streifenwagen stehend (Sandy meinte sich zu erinnern, dass es der mit der kaputten Kopfstütze war), erzählte er seinen Freunden von den Medien, wie wichtig doch die Polizei sei, zumal die fabelhaften
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