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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Pennsylvania State Police, denn in den Neunzigerjähren wurden sämtliche Streifenwagen mit Kameras von Panasonic ausgestattet, die auf dem Armaturenbrett angebracht wurden. Die Polizei durfte filmen, wenn sie jemand anhielt, Tonmitschnitte aber waren weiterhin verboten. Doch das kam alles später. Im Spätsommer 1979 mussten sie sich mit der Videokamera begnügen, die Huddie Royer zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Sie lag auf einem Regalbrett in der kleinen Hütte, mit Plastikfolie eingewickelt und in einer Schachtel, damit sie nicht feucht wurde. In einer zweiten Schachtel befanden sich Ersatzbatterien und ein Dutzend Leerkassetten, bereits ausgepackt und einsatzbereit. In der Hütte gab es auch eine Schiefertafel, auf der mit Kreide immer eine Zahl geschrieben stand: die gegenwärtige Temperatur im Schuppen. Wenn der Wachhabende eine Veränderung bemerkte, wischte er den letzten Eintrag weg, schrieb den neuen Wert hin und fügte einen Kreidepfeil hinzu, der nach oben oder unten wies. Das waren die einzigen schriftlichen Aufzeichnungen, die Sergeant Schoondist gestattete.
    Tony war anscheinend ganz begeistert von dieser Hilfskonstruktion. Curt versuchte, es ihm gleichzutun, konnte seine Sorgen und seinen Frust aber manchmal nicht verbergen. » Wenn das nächste Mal was passiert, schiebt bestimmt gerade niemand Wache«, sagte er. » Wart’s nur ab, du wirst schon sehen. So ist das nämlich immer. Eines Tages werden wir keinen Freiwilligen für die Nachtschicht haben, und wenn man dann am nächsten Morgen hinkommt, steht der Kofferraum offen, und da liegt wieder eine tote Fledermaus auf dem Boden. Wart’s nur ab.«
    Curt versuchte Tony zu überreden, wenigstens einen Dienstplan für die Observierung einzurichten. Es bestünde kein Mangel an Freiwilligen, argumentierte er; es war bloß alles schlecht geplant und organisiert, und das ließe sich leicht ändern. Doch Tony blieb hartnäckig: nichts Schriftliches. Als Curt anbot, freiwillig mehr Wachdienst zu übernehmen, lehnte Tony ab und riet ihm, mal etwas kürzer zu treten. » Du hast auch noch andere Verpflichtungen«, sagte er. » Unter anderem hast du nämlich auch noch eine Frau.«
    Curt war so klug, zu dem Thema zu schweigen, solange er noch im Büro des Sergeants war. Später jedoch schüttete er Sandy mit erstaunlicher Bitterkeit sein Herz aus, als die beiden draußen am anderen Ende der Kaserne standen. » Wenn ich einen Eheberater brauchte, würde ich in die Gelben Seiten gucken«, sagte er.
    Sandy schenkte ihm ein eher missmutiges Lächeln. » Ich mach mir ’n bisschen Sorgen, weil du so braune Augen hast«, sagte er.
    » Was soll das? Ich hab doch keine braunen Augen.«
    » Doch. Du hast mittlerweile so viel Scheiße im Kopf, dass deine Augen schon ganz braun davon werden.«
    Curtis starrte ihn an, und oben auf seinen Wangen zeigten sich rote Flecken. » Habe ich hier grade was nicht mitgekriegt, Sandy?«
    » Ja.«
    » Und was, um Himmels willen?«
    » Deinen Job und dein Leben«, sagte Sandy. » Und nicht unbedingt in der Reihenfolge. Sieh die Dinge doch zur Abwechslung mal so, wie sie sind. Der Buick wird dir allmählich viel zu wichtig.«
    » Zu wichtig …!« Curt schlug sich auf die ihm eigene Art mit der Handfläche vor die Stirn. Dann drehte er sich um und sah hinüber zu den Short Hills. Schließlich wandte er sich wieder zu Sandy um. » Das stammt aus einer anderen Welt, Sandy – aus einer anderen Welt . Wie kann man denn so was überhaupt zu wichtig nehmen?«
    » Genau das ist dein Problem«, sagte Sandy. » Dass du die Dinge nicht so siehst, wie sie sind.«
    Er hatte so das Gefühl, dass Curt mit dem, was er als Nächstes sagen würde, einen Streit vom Zaun brechen würde, und zwar einen erbitterten, und deshalb ging Sandy hinein, ehe Curt etwas entgegnen konnte. Und vielleicht hatte dieses Gespräch ja doch etwas genützt, denn als es September wurde, hörte Curt damit auf, ständig zu verlangen, man solle den Buick besser observieren. Sandy Dearborn versuchte sich nicht einzureden, dem Jungen sei nun doch noch ein Licht aufgegangen – was den Roadmaster betraf, gingen Trooper Wilcox allenfalls grelle, violette Blitze auf. Aber anscheinend hatte er eingesehen, dass er, zumindest vorläufig, so weit gegangen war, wie er gehen konnte. Das war gut so, reichte aber vielleicht noch nicht ganz. Sandy dachte, dass Curtis wohl immer mehr in dem Buick sehen würde, als er war. Aber schließlich gab es ja zwei Arten von Menschen auf dieser

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