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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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konnte keine Anzeichen von Knochen oder Blutgefäßen erkennen. Curt hielt den Torso fest und hob mit der anderen Hand den zweiten Flügel an. Sandy hörte wieder dieses quatschende Geräusch. Es wurde allmählich warm im Lagerraum, und in dem Verschlag dahinter musste es noch schlimmer sein. Die Tensor-Lampen.
    » Feststecken, Boss.«
    Tony fixierte auch den anderen Flügel, und nun hing das Wesen an dem Brett wie ein Vieh aus einem Film mit Bela Lugosi. Nur dass es, wenn man es vollständig sehen konnte, im Grunde gar nicht mehr so sehr nach einer Fledermaus oder einem Flughörnchen aussah – und schon gar nicht nach einem Vogel. Es ähnelte gar nichts mehr. Die gelbe Spitze beispielsweise, die ihm da mitten aus dem Gesicht ragte – war das ein Knochen? Ein Schnabel? Eine Nase? Und wenn es eine Nase war, wo waren dann die Nasenlöcher? Für Sandy sah es eher nach einer Klaue als einer Nase aus und dann doch eher nach einem Dorn als einer Klaue. Und was war mit dem einzigen Auge? Sandy überlegte, ob es auf der Erde irgendein Lebewesen gab, das nur ein Auge hatte, und ihm fiel keines ein. Es musste aber doch so ein Wesen geben, nicht wahr? Irgendwo? In den Dschungeln Südamerikas oder am Grunde des Ozeans?
    Und dann hatte das Ding auch keine Füße; sein Körper lief einfach in einem Hintern aus, der wie ein grünlich schwarzer Daumen aussah. Diesen Körperteil des Wesens steckte Curt persönlich an dem Brett fest, wobei er die pelzige Haut vom Körper wegzog und dann eine lose Falte aufspießte. Tony schloss die Arbeit ab, indem er die Achselhöhlen des Wesens mit Reißnägeln an dem Korkbrett befestigte. Jetzt war es Curtis, der unwillkürlich hinter seiner Maske ein angewidertes Geräusch ausstieß. Dann wischte er sich mit dem Unterarm über die Stirn. » Wir hätten den Ventilator mitnehmen sollen«, sagte er. Sandy, dem schon ganz schwummerig wurde, nickte. Entweder wurde der Gestank schlimmer, oder er sammelte sich hier drin.
    » Wenn du hier noch was anschließt, springt wahrscheinlich die Sicherung raus«, sagte Tony. » Dann hocken wir mit diesem hässlichen Mistvieh hier in der Dunkelheit. Und gefangen wären wir auch, weil Mr. Meisterregisseur seine Kamera ja mitten in der Tür aufgebaut hat. Mach schon, Curt. Wenn du so weit bist, bin ich auch so weit.«
    Curt trat einen Schritt zurück, schnappte ein klein wenig bessere Luft, bemühte sich, die Fassung zu wahren, und ging dann wieder an den Tisch. » Ich messe es nicht«, sagte er. » Das haben wir doch schon im Schuppen erledigt, oder?«
    » Ja«, antwortete Sandy. » Vierzehn Zoll, also knapp sechsundreißig Zentimeter lang. Der Körper ist an der breitesten Stelle etwa so breit wie eine Hand. Vielleicht ein bisschen schmaler. Jetzt mach schon, damit wir endlich hier rauskönnen.«
    » Gib mir die beiden Skalpelle und die Zangen.«
    » Wie viele Zangen?«
    Curt warf ihm einen Blick zu à la Stell dich nicht so blöde an . » Alle.« Dann wischte er sich noch einmal schnell über die Stirn. Und als Sandy ihm die Instrumente über die Kamera hinweg gereicht hatte: » Guck durch den Sucher zu, ja? Zoom ran bis zum Anschlag. Wir wollen das so gut filmen, wie wir nur können.«
    » Das werden trotzdem alle für eine Fälschung halten«, sagte Tony milde. » Das ist dir doch wohl klar, oder?«
    » Ich vermute mal, dass nur sehr wenige Leute diese Kassette je zu sehen kriegen«, sagte Curt. Und dann fügte er noch etwas hinzu, das Sandy nie wieder vergaß. Vermutlich sprach Curtis, dem die große geistige Anspannung und das zunehmende körperliche Unbehagen zusehends zu schaffen machten, in diesem Moment seine wahre Meinung aus, und zwar so unverblümt, wie man es selten wagte, weil es einfach zu tief blicken ließ. » Scheiß auf die Öffentlichkeit«, sagte er. » Das machen wir nur für uns.«
    » Ich hab es schön groß drauf«, sagte Sandy zu ihm. » Der Gestank ist zwar schlimm, aber das Licht ist traumhaft.« Der Zeitcode unten auf dem kleinen eingebauten Monitor zeigte 19:49:01 an.
    » Ich schneide jetzt«, sagte Curt und fuhr mit dem größeren Skalpell in den Torso des an das Korkbrett gehefteten Wesens. Seine Hände zitterten nicht; etwaiges Lampenfieber angesichts dieses großen Moments war wohl schnell verflogen. Man hörte ein feuchtes Platzen, und mit einem Mal platschte schwarze Schmiere in den Trog unter der Staffelei.
    » O Mann«, sagte Sandy. » Ääh! Das stinkt aber wirklich.«
    » Widerlich«, fügte Tony hinzu. Seine Stimme klang

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