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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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Stoff
seiner Festtunika bedeckte ohne Fleck oder Riß die Stelle,
wo die Wunde leise pochte. Sprachlos und staunend untersuchten Gunthar und Alfred Sturms Schulter.
»Was du auch fühlst«, erklärte Alfred ruhig, »ich sehe
keine Wunde. Und dennoch würde eine Wunde logisch
sein. Sonst ergäben die letzten Drohungen dieses grünen
Monstrums keinen Sinn.«
Er blickte die anderen Ritter an, die ernst nickten.
»Ob du nun verwundet bist oder nicht, Sturm Feuerklinge«, fuhr Fürst Alfred fort, der wie ein Weiser oder ein
Anwalt belehrend den Zeigefinger hob, »das Problem
bleibt uns. Egal, woran wir uns erinnern, das – dieses Fechten und Töten und Wiederaufstehen und… und Harztropfen, von mir aus – das ist wichtiger als Dryaden oder Keiler
oder auch als deine Wunde. Denn Vertumnus hat dich angesprochen, und seine Forderung galt dir.«
»Allerdings«, sagte Fürst Bonifaz nachdrücklich, aber
nicht unfreundlich. »Und jetzt müssen wir entscheiden,
was das bedeutet.«
Sturm blickte in der schwach beleuchteten Bibliothek von
einem zum anderen. Die Schatten im Raum waren bereits
nicht mehr pechschwarz, sondern eher dämmriggrau. War
die Zeit so schnell vergangen – wie die Jahre in Solace –
einfach, weil Sturm nicht darauf geachtet hatte?
Sturm war beinahe erleichtert, als ein leises Pochen an
der Tür die Ankunft der Turmwachen ankündigte. Genauer gesagt waren es zwei Männer der Kompanie, denen die
Ehre oder das Unglück zugefallen war, für die sechzig
Mann zu sprechen, die die Festung und die Zeremonien zu
bewachen hatten. Schamrot bis zu den Ohren, mit hängenden Schultern und niedergeschlagenen Augen standen sie
in der Tür.
Die sechzig Wachen waren erfahrene Fußsoldaten aus
ganz Solamnia, die vom Orden gedrillt worden waren und
in den Kriegen gegen Neraka geblutet hatten. Das waren
keine Männer, die auf ihren Posten einnickten.
Aber fünfzig von ihnen hatten eine leise, klagende Melodie in der Winternacht vernommen. Einige schworen, das,
was sie im kühlen Dezemberwind gehört hatten, sei eine
Volksweise aus Nordküstenland gewesen; andere fanden
es eher klassisch komponiert, so wie die Lieder, die sie in
den gewölbten Hallen von Palanthas gehört hatten.
Manche behaupteten, es sei ein Wiegenlied gewesen. Aber was auch immer für eine Melodie die Wachen erreicht
hatte, die die Mauern vom Rittersporn bis zu den Flügeln
des Habbakuk bemannten, es hatte wie ein Schlaflied gewirkt, denn sie waren erst Stunden später erwacht, als ihre
Kameraden hektisch an den Schlingpflanzen und Wurzeln
zerrten, die sie an ihre Posten fesselten.
Fürst Alfred lauschte schweigend, obwohl er vor Wut
schäumte, während die beiden drucksend die Geschichte
vorbrachten. Er würdigte sie kaum eines Blickes, als er sie
fortschickte, sondern sah starr auf die Bücher, die aufgeschlagen und unordentlich übereinandergestapelt in einer
Ecke auf einem Lesepult lagen. Nachdem die Wachen die
Tür hinter sich geschlossen hatten, hörte man mit ihren sich
entfernenden Schritten einen tiefen Stoßseufzer.
»Er ist also wirklich so mächtig, wie sie alle sagen, dieser
Vertumnus«, sagte Alfred ruhig in die neuerliche Stille im
Raum hinein. »Das ist um so besorgniserregender, besonders wenn ich bedenke, was dem Jungen bevorsteht.«
Alle Blicke wandten sich abermals Sturm zu. Er wünschte, er hätte sich den verschwundenen Wachen anschließen
können, doch er holte tief Luft und besiegte seine Angst.
»Ich glaube«, begann der Hofrichter, »daß du aus einem
bestimmten Grund ausgewählt wurdest.«
»Aus welchem Grund?« fragte Sturm.
»Falls du zugehört hast, Bursche, hast du wahrscheinlich
mitbekommen, daß wir dieser Antwort nicht näher sind als
du«, erklärte Stephan mit einem Lächeln. »Wir wissen nur,
daß in der Musik, dem Spott und dem Gezänk etwas lag,
was ausgerechnet dich dazu brachte, den Herrn der Wildnis mit dem Schwert anzugreifen, um ihn zum Zweikampf
zu fordern, bis sich herausstellte, daß er der Sieger ist, das
Spiel aber noch nicht vorbei. Das ist ein Rätsel, auf jeden
Fall.«
»Und die Antwort?« hakte Sturm nach.
»Ich glaube, die hat er dir gegeben«, erwiderte Fürst Alfred. »Am ersten Frühlingstag mußt du – und zwar du allein – ihn in seiner Burg im Südlichen Finsterwald aufsuchen. Dort werdet ihr beiden die Sache wohl ausfechten,
wie es der grüne Mann gesagt hat: ›Schwert gegen Schwert,
Ritter gegen Ritter, Mann gegen Mann.‹ Es steht klar geschrieben, daß

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