Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
Vom Netzwerk:
umkreist.
Gunthars graue Augen ließen den Jungen nie aus den Augen, sondern hingen an dem gepolsterten Schwert, das in
seiner Rechten zuckte.
»Deine Deckung ist zu niedrig, Junge«, drängte Gunthar.
»Vertumnus durchbohrt dich mit seinem Schwert, bevor
du deins oben hast!«
Da war Sturm gestolpert, und Gunthar hatte ihn zurückgeschubst und auf den harten Boden des Burghofs gestoßen. Grimmig hatte der Ritter über ihm gestanden und in
kurzen, knappen Worten erklärt, daß der Herr der Wildnis
nicht höflich warten würde, bis er wieder auf den Beinen
stände.
Denn der grüne Mann gehört nicht zum Orden. Man
kann nicht erwarten, daß er ehrenvoll nach dem Maßstab
kämpft. Draußen gibt es keinen Maßstab. Bei diesem Treffen bist du der Maßstab!
Sturm schloß die Augen und wurde vom plötzlichen
Klopfen an der Tür überrascht. Ich muß eingeschlafen sein,
dachte er verstimmt, und kämpfte mit den Schnüren seiner
Beinschienen, während die Tür aufging und Fürst Bonifaz
Kronenhüter von Nebelhafen in den Raum trat. In der
Hand hielt er sein Breitschwert, auf dem Rücken trug er
einen großen Leinensack, der klirrte und schepperte, als er
die Tür hinter sich zumachte.
Einen kurzen, alptraumhaften Moment dachte der Junge,
der Unterricht würde vom Fürsten fortgesetzt. Aber Bonifaz war gelassen, legte seine Last ab und setzte sich mit
dem Schwert über den Knien auf Sturms Bettkante.
Seine Stiefel waren verschlammt, und an ihren Sohlen
klebten Vallenholzblätter.
»Ich habe dich mit Gunthar gesehen. Du wirst zu schnell
müde«, sagte Fürst Bonifaz schroff.
»Und Gunthar wird zu langsam müde«, antwortete
Sturm mit erschöpftem Lächeln, um sein Erstaunen und
seine Angst zu verdrängen. Der Ältere grinste.
»Immerhin bist du Angriff Feuerklinges Sohn«, fuhr
Fürst Bonifaz fort, woraufhin Sturm ihn hoffnungsvoll ansah. »Irgendwo tief in dir steckt er. Ja. Es kommt nur darauf an, daß der Feuerklinge zum Vorschein kommt. Weißt
du, Angriff wäre dort im Burghof bei Gunthar geblieben,
bis er gewonnen hätte – so einfach ist das. Bis zum Tod oder zur Wiederkehr der Umwälzung – Angriff war mir mit
dem Schwert immer gewachsen, und obwohl ich der bessere Kämpfer war…«
Bonifaz legte eine Pause ein und räusperte sich.
»Obwohl ich der bessere Kämpfer war«, sagte er, »siegte
dein Vater mit seinem Feuer, seiner Tollkühnheit und seinem Kampfgeist. Darum nannten ihn bald alle nur noch
›Feuerklinge‹.«
Bonifaz machte wieder eine Pause und sah den Jungen
neben sich neugierig an. »Dann war da noch«, meinte er
nachdenklich, »eine Vertrautheit mit dem Schwert selbst,
als ob etwas in ihm die Gedanken und Bewegungen von
Metall erspüren könnte. Er hätte einen guten Waffenschmied abgegeben, wenn der Orden ihn nicht gerufen hätte. Aber das war etwas Unterschwelliges, fast Unbewußtes,
als ob es ihm im Blut liegen würde.«
»Davon hab’ ich aber nichts geerbt«, erklärte Sturm matt.
»Weder Vertrautheit noch Feuer noch Tollkühnheit noch
Kampfgeist.«
»Und doch reitest du los, um dich dem Herrn der Wildnis zu stellen«, erwiderte Bonifaz leise, »nach reichlich
Vorbereitung. Welchen Weg willst du nehmen?«
»Angeblich ist der direkte Weg immer der beste«, antwortete Sturm. »Ich reite nach Burg Vingaard, dann flußabwärts bis zur großen Furt im Süden. Dort überquere ich
den Vingaard, folge dann seinem südlichen Lauf und reite
direkt am Ufer entlang bis in den Finsterwald. Nichts ist
einfacher, keine Straße besser.«
Fürst Bonifaz legte ihm fest die Hand auf die Schulter.
»Ein tapferer Plan, Sturm Feuerklinge, der deinem Namen Ehre macht«, erklärte er. »Ich hätte selbst keinen besseren Weg wählen können.«
»Danke, Fürst Bonifaz«, erwiderte Sturm mit verwirrtem
Stirnrunzeln. »Euer Vertrauen macht mir wirklich Mut.«
Der ältere Ritter lächelte und rückte näher an Sturm heran. »Hat Angriff dir je die Geschichte erzählt«, fragte er,
»wie er sich mit seinem eigenen Vater überworfen hat?«
Sturm schüttelte langsam lächelnd den Kopf. Seit seiner
Ankunft im Turm des Oberklerikers schien jeder Ritter,
dem er begegnete, eine Geschichte über Fürst Angriff Feuerklinge zu wissen. Glücklich und wißbegierig lehnte der
Junge sich vor, um wieder einmal eine Geschichte zu hören.
Ein Lächeln zog über das Gesicht von Fürst Bonifaz, als
er zu erzählen begann.»Dein Großvater, Fürst Emelin
Blitzklinge, war ein guter Ritter und ein guter Mann, aber
er

Weitere Kostenlose Bücher