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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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und zitternd ihre Flöte an die Lippen und begann zu spielen. Es
war eine ernste, kleine Volksweise von den Que-Shu, dem
Volk aus den Ebenen, die Sturm erkannte. Sie verfolgte ihn,
denn sie weckte Erinnerungen an seine Jahre am Krystallmirsee, weit im Süden in Abanasinia.
Zusätzlich zu allen anderen Schwierigkeiten bekam er
von der Musik nun auch noch Heimweh.
»Für diesen Winter habe ich genug Gepiepe gehört«,
schimpfte Sturm mürrisch und streckte seine Hände zum
wärmenden Feuer aus. Zwischen nassem Pelz und nassem
Pferd und dem Rauch des notdürftig entfachten Feuers
entwickelte sich allmählich ein unerträglicher Geruch in
der Höhle, und alles – Wetter, Begleitung und Situation
gleichermaßen – schien sich gegen ihn verschworen zu haben.
»Genug Gepiepe?« fragte Mara mit durchtriebenem Lächeln, als sie die Flöte absetzte. »Hast du Angst, ich würde
dich in noch eine Spinne verwandeln?«
»Mach doch«, meinte Sturm trübsinnig. »Cyren da oben
sieht doch ganz glücklich aus in seinem Netz. Oder, wenn
du schon flöten mußt, dann flöte die Weise von Chislev,
damit wenigstens irgendwo unter uns Harmonie herrscht.«
»Du weißt also etwas über Bardenweisen«, stellte Mara
fest. Sie war nicht sonderlich beeindruckt.
»Nicht mehr als das, was alle Solamnier lernen«, antwortete Sturm. »Sieben Weisen aus dem Zeitalter der Träume.
Für jeden neutralen Gott eine. Die Philosophen behaupten,
daß Musik und der Geist der Menschen so subtil verknüpft
sind wie… wie Cyrens Netz da drüben. Gefährliches Zeug
allerdings. Die roten Götter sind trügerische Gefolgsleute.«
»Wirklich nicht mehr als das, was alle Solamnier lernen«,
schimpfte Mara, und Sturm runzelte die Stirn. »Die roten
Weisen sind nicht verräterischer als Tonpfeifenlieder. Sie
machen dich zuversichtlich, weil man dir beigebracht hat,
glücklich zu sein, wenn du ein flottes Stück in Dur hörst,
und nachdenklich bis melancholisch, wenn das Lied langsam und in Moll ist. Mit den weißen Weisen ist das natürlich anders…«
Sie hob die Flöte an die Lippen.
»Die weißen Weisen?« fragte Sturm, und wieder begann
Mara, das kleine Lied aus den Ebenen zu spielen, doch
diesmal rasten ihre Finger über die Flöte. Obwohl es dieselbe Musik war und das Elfenmädchen sie ebenso langsam und ruhig spielte wie vorher, lag ein anderer Unterton
in der Musik, als wenn sie irgendwie plötzlich voller Tiefe
und Richtung wäre. Cyrens Netz zitterte und summte antwortend, und der Regen wich vom Höhleneingang zurück.
Auf dem nassen Boden vor dem Eingang formte sich ein
Regenbogen.
»Hast du das gemacht?« fragte Sturm skeptisch. Dann
blieb ihm der Mund offenstehen, als er die Elfe ansah.
Denn ihre Haare und Kleider waren trocken, als hätte die
Musik sie wie ein heißer, trockener Wind umweht; Mara
legte sich jetzt wohlig durchwärmt zurück und nickte beinahe ein.
Mit schweren Augenlidern sah sie Sturm an. Sie sagte
nichts. Nur die Fäden des Spinnennetzes summten weiter
wie ein Echo auf die verebbte Musik und wiederholten die
Melodie noch einmal, bis auch sie zum Schweigen kamen.
»Was glaubst du denn?« fragte sie schließlich mit ferner,
hallender Stimme, als wenn sie von irgendwo tief hinten in
der Höhle zu Sturm spräche. »Das war die weiße Weise –
der kriegerische Kiri-Jolith zusammen mit einer Regenhymne der Que-Shu, die das Wasser von deiner Schwelle
treiben soll.«
»Aber ich habe nichts gehört – ich meine nichts, was
wirklich anders war als vorher.«
»Wie traurig für dich«, sagte Mara, die die Flöte in den
Feuerschein hielt und sie müßig betrachtete. »Wie traurig…
und wie eigenartig.«
»Eigenartig?« fragte Sturm. »Wieso eigenartig? Es war
doch die gleiche Melodie, oder?«
»Die eine schon«, stimmte Mara zu. »Aber die andere,
die weiße, füllt die Pausen der roten, die Pausen zwischen
den Noten des Lieds aus den Ebenen. Du hast sie nicht gehört, weil du sie nicht erwartet hast. Manche Leute können
sie nicht einmal hören, wenn sie danach lauschen. Sie sind
wohl so geboren. Vielleicht bist du einer von denen.«
»Was meinst du damit?« fragte Sturm gereizt. Er hielt
sich wirklich nicht für unmusikalisch. Aber an diesem verregneten Nachmittag hatten sich die beiden Melodien genau geglichen, und doch hatte in der zweiten all diese Magie gelegen.
»Was meinst du?« wiederholte er, doch plötzlich war das
Mädchen aufgesprungen und stand lauschend da wie ein
wildes Tier, wenn etwas

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