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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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Plötzlich war das Land schwer und
gespannt, und der Wind hatte einen leicht metallischen Geruch. Dann traf der erste Tropfen das Bündel auf Sturms
Rücken, der nächste seine Nase. Luin wieherte erwartungsvoll, worauf sich vom Turm des Oberklerikers bis hin
zum Vingaard die Schleusen des Himmels auftaten. Der
Fluß toste wild in dem heftigen Regenguß.
Kapitel 10
Wetterumschwung
    Im Südlichen Finsterwald rührte Vertumnus, der über dem
klaren, grünen Teich in der Mitte der Lichtung kniete, spielerisch das Wasser um. Seine Finger strichen über die Wasseroberfläche und ließen Tröpfchen auf das Bild von Sturm
und Mara regnen, die meilenweit entfernt in einem Regensturm gefangen waren. Evanthe und Diona schauten
entzückt zu, wie das Bild waberte, sich auflöste und sich
neu formte.
»Laß sie ertrinken!« zischte Evanthe böse. Ihre blassen
    Hände strichen dem grünen Mann eine Locke aus der Stirn.
»Weich sie richtig auf!« drängte Diona.
»Nur ein Regen«, lachte Vertumnus, der wieder im Wasser rührte. »Das Gras muß gegossen werden.«
»Nur ein Regen?« flüsterte Evanthe. »Nur ein Regen, wo
du solche Wunder vollbringen könntest…«
    »Daß der Wind ewig davon künden würde«, schmeichelte Diona, die den Satz ihrer Schwester zu Ende brachte.
»Was du alles tun könntest, Herr der Wildnis, wenn du den
Sinn und die Vorstellungskraft und… und den Mumm dazu
hättest!«
    Vertumnus beachtete die Dryaden nicht, sondern hockte
da und blies auf das Wasser.
Im nebligen Spiegelbild des Teiches sah man wie von
fern, wie durch eine Kristallkugel oder eine Kugel der Drachen, den jungen Mann und das Elfenmädchen, die sich als
graue Gestalten im peitschenden Regen zusammendrängten. Plötzlich hob sich aus dem dunklen Bündel ein Arm,
der zu einem Hügel zeigte, welcher Schutz bot. Sie hasteten
darauf zu, so daß ihre Umrisse im Vorhang des Regens
verschwammen. Hinter ihnen huschte zahm eine triefnasse
Spinne, die mit sich selbst piepste.
»Regen fällt auf die Gerechten«, murmelte Vertumnus,
der mit der Hand über den Teich strich, »und die Ungerechten.«
Der Nebel über der Wasseroberfläche teilte sich und zeigte ein Lager im Wald – ein zerrissenes Netz zwischen zwei
Lärchen und eine erst kürzlich verlassene, strohgedeckte
Hütte. Das Wasser im Teich beruhigte sich, und am Rand
des Bildes tanzte ein abgeschirmtes Licht von einem gespiegelten Baum zum nächsten – eine Laterne in der Hand
einer dunklen Gestalt mit Mantel.
»Ah«, seufzte der Herr der Wildnis und beugte sich vor,
bis sein Gesicht fast die Wasseroberfläche berührte. Leise
pfiff er etwas aus der magischen zehnten Weise, die alte
Barden verwenden, um durch Steine oder um in die Ferne
oder manchmal in die Zukunft zu blicken.
Das Bild zitterte, und der dunkle Mann im Wald hob die
Laterne, so daß sein undurchschaubares Gesicht erkennbar
wurde.
»Bonifaz!« rief Vertumnus aus. »Natürlich!«
Still und gründlich untersuchte der beste Schwertkämpfer von Solamnia Lichtung und Lager. Er trat in die Hütte
und tauchte fast augenblicklich wieder auf, um sich stirnrunzelnd umzusehen. Während er seinen langen, dunklen
Schnurrbart streichelte, stand er scheinbar gedankenverloren unter den zerschnittenen Spinnweben. Schließlich drehte er sich um und verschwand von der Lichtung, als hätte
er die ganze Zeit gewußt, wohin seine Suche ihn führen
würde. Die blauen Ewigkeitsbäume schlossen sich hinter
ihm wie die Wasseroberfläche über einem Taucher.
»Wer ist das?« hauchte Evanthe.
»Ja«, echote Diona. »Wer ist das? Und warum verfolgt er
sie?«
»Nur ein Schatten im Schnee«, erwiderte Vertumnus.
»Aber wo ist die Herrin? Denn ihr Weg wird den seinen
kreuzen.«
Die Dryaden sahen einander enttäuscht an.
»Diese alte Hexe?« fragte Diona verächtlich. »Was willst
du von der, wenn du jemanden wie uns hier hast?«
»Diese alte Eule«, sagte Evanthe. »Die stinkt nach
schwarzer Erde und Tod. Nicht einmal frische Kräuter
können diesen Geruch überdecken.«
»Wo ist sie?« wiederholte Vertumnus.
Und während er ihre Ankunft erwartete, starrte er auf
die ruhiger werdende Oberfläche des Teiches und hob die
Flöte an die Lippen.»Das wird eine Art Unterstand«, prustete Sturm, während er seinen Umhang über die langen
Äste einer Eiche und eines Wasserahorns breitete. Es war
so ähnlich wie ein Zelt, aber das Tuch war von dem Platzregen bereits triefend naß.
»Eine Art, ja«, sagte Mara. »Aber keine gute.

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