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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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der munteren Luin und dem Rascheln der Spinne
im hohen Gras, während das Elfenmädchen den letzten,
dunkelsten Teil der Geschichte erzählte.
»Wie du dir sicher denken kannst, Solamnier, weigerte
sich der Zauberer, Cyren zurückzuverwandeln. Er saß bequem in der Astgabel einer Eiche, die so schwarz und verfault und düster war wie sein eigenes Herz.
›Mara‹, sagte er, ›meine süße Mara. Du weißt genau, wie
Prinz Cyren wieder die Gestalt annehmen kann, die du so
liebst, und du kennst den Preis sehr genau.‹«
»Schuft«, murmelte Sturm.
»Cyren hätte ihn an Ort und Stelle angegriffen!« rief Mara aus. »Er hätte ihn in Stücke gerissen und kaltes Gift in
seine Wunden geträufelt, wenn ich ihn nicht zurückgehalten hätte. Aber der Tod von Meister Calotte, so glaubten
wir, würde den armen Cyren für immer in die Gestalt einkerkern, in der du ihn heute siehst.«
Sturm warf einen zweifelnden Blick auf die Elfe. Nachdem er selbst mit Cyren gekämpft hatte und gesehen hatte,
wie das Tier plärrend in den Wald geflüchtet war, fragte er
sich, ob es Mara wirklich schwergefallen war, das rachedurstige Wesen aufzuhalten.
»Inzwischen«, sagte Mara, »sind wir schlauer. Aber damals verließen wir Silvanesti, weil es für uns beide kein
sicherer Ort mehr war. Ich hatte schließlich dem Willen des
Königshauses getrotzt, genau wie der arme Cyren. Doch
sein Schicksal war schlimmer, denn seine neue Gestalt
machte ihn zur Beute für jeden Jäger von der Hecke bis zur
Bucht von Balifor.
Zwei Jahre wanderten wir umher, stets auf der Suche
nach einem Weg, den Zauber von Meister Calotte aufzuheben. Wir reisten zu Zauberern und Schamanen, im Süden
bis nach Eismauer, im Westen bis zum Turm von Wayreth
in Qualinesti, dann auf einem anderen, schwierigen Weg
durch Bloten und Zhakar und Khurikhan zurück, wo Elfen
und Spinnen gleichermaßen unerwünscht sind. Im dritten
Jahr hielten wir uns in den Ebenen von Abanasinia auf, wo
wir eine Zeitlang beim Stamm der Que-Shu lebten. Ihre
Seherin, die Häuptlingstochter, war noch ein Kind, doch sie
hatte die Fallsucht und erlebte tiefe Trancen, in denen die
Prärie zu ihr sang und die Sterne sich über ihr zu Spirale
und Harfe formten.«
»Wahre Prophezeiungen also«, stellte Sturm fest.
Mara nickte. »Diese… diese Goldmond«, fuhr sie fort,
»sagte uns, daß der Zauber nur durch Musik zu brechen
sei, wenn die Monde sich genau über diesem Ort in der
Solamnischen Ebene vereinen würden.
Also warteten wir hier, Cyren und ich. Es verging über
ein Jahr. In dieser Zeit lernte ich, auf der Flöte zu spielen,
die das Mädchen mir gegeben hatte, und die Monde liefen
durch die Zeichen von Hiddukel, von Kiri-Jolith, vom
dunklen Morgion – immer auf dem Weg zu der einen
Nacht, der Krönung eines fünfjährigen Kreislaufs, in der
die Monde sich im Zeichen der Mishakal vereinen und heilende Veränderung möglich wird.«
Mara blieb auf dem Weg nach unten stehen. Sturm ging
noch ein paar schwere Schritte weiter, denn das Bündel auf
seinen Schultern lastete schon wieder auf ihm. Schließlich
blieb er stehen und drehte sich um, weil er weder Stimme
noch Schritte von ihr hörte.
Zornig und klein im Licht des frühen Nachmittags stand
sie da. Verzweiflung malte sich auf ihrem Gesicht, und obwohl ihre Wut auf Sturm beim Erzählen irgendwie verflogen war, sah sie ihn mit erneut wachsendem Ärger an.
»Diese Nacht«, sagte sie kalt, »diese überaus glücksverheißende Nacht, in der die Monde sich vereinen und die
Musik erklingt und der Zauber sich hebt – diese Nacht war gestern !«
Schroff zog das Elfenmädchen, dessen Gedanken offensichtlich anderswo waren, an den Zügeln und ging weiter
den Hügel hinunter. Luin, die aus ihrer Trägheit gerissen
war, schnaubte und folgte ihr. Sturm ging den beiden voran und grollte innerlich.
»Immer mache ich alles falsch, wenn ich mich einmische«, murmelte er. »Es war… es war doch ein verständlicher Fehler!«
Er sah zu Mara zurück, die ihn nicht zu hören schien.
»Zu Fuß über steinige Ebenen«, flüsterte der Junge durch
zusammengebissene Zähne, »mit einer Last von zwei Tonnen und einer jammernden Begleiterin, mein Pferd lahm
und irgendwo hinter uns eine riesige Giftspinne. Das ist
keine Aufgabe für Helden, finde ich, aber wenigstens kann
es nicht mehr schlimmer werden.«
Bevor einer von ihnen es bemerkte, zogen Wolken auf,
als wenn ein Gott die Luft mit einer schnellen Handbewegung aufgerührt hätte.

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