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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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nachgelassen, doch sein Pferd war gemächlich und stetig von Osten
nach Westen gezogen. Obwohl der Wetterumschwung einen unangenehmen Ritt versprach, hatte Sturm den längsten Teil der Reise jetzt hinter sich, und ihn erwarteten keine
Gefahren mehr außer der letzten und tödlichsten – der Begegnung mit Bonifaz im Turm.
Wieder dachte der Junge über die letzten vierzehn Tage
nach, trennte Beweis von Gerücht und Tatsache von Hörensagen. Er wäre ein leichtes Ziel gewesen, als er gedankenverloren und beschäftigt neben seinem Pferd kniete,
wenn Tivok nicht aus dem Wasser gekommen wäre. Seine
Schritte brachen laut durch eine dicke Eisscholle.
Sturm sprang sofort auf. Er zog seine Waffe und fuhr
herum, um sich dem großen Drakonier zu stellen. Mit drohendem Zischen zog Tivok sein Schwert und ließ es hinuntersausen. Sturm erhob seine Waffe, um den Schlag abzufangen, und bekam den Aufprall bis hinauf in Arme und
Schultern zu spüren.
Der Drakonier war stärker als er. Schlag um Schlag war
er ihm nicht gewachsen.
Sturm wich eilig vor Tivok zurück, indem er vor einem
wirbelnden Schlag der Klinge mit den Sägezähnen zur Seite sprang. Mit überraschtem Schnauben trottete Luin zum
Fluß hinunter und überließ die zwei Kämpfenden sich
selbst. Während er sein Schwert gerade ausgestreckt vor
sich hielt, umkreiste Sturm den Drakonier geduckt und
sprungbereit.
Tivok jedoch war weder ein ungeschulter noch ein unerfahrener Kämpfer. Er wartete ab, folgte unablässig dem
kreisenden Jungen, und als es soweit war, kam sein Angriff
plötzlich, gezielt und fast tödlich. Sturm stolperte vor dem
unerwartet schnellen Vorstürmen und dem Stoß zur Seite,
fing einen Schlag ab, lenkte einen zweiten ab und schlidderte über den vereisten Boden, bis er außer Reichweite des
Schwerts war. Nur die Schnelligkeit seiner Jugend und die
winterliche Trägheit seines Gegners retteten ihn vor dem
Tod durch die Sägezähne.
Trotz allem aber hatte der Drakonier ihn verwundet.
Sturm stand unsicher auf und hielt sich das Bein.
Tivok trat zurück. Verächtlich lehnte er sich auf sein
Schwert.
»Das sollte reichen, Solamnier«, meinte er.
Sturm sagte nichts, sondern rüstete sich für einen zweiten Angriff.
»Die Klinge war nämlich vergiftet, wie es bei uns üblich
ist, egal, wie unehrenhaft dein Orden das findet.«
»Was hat denn mein Orden damit zu tun?« fragte Sturm
wütend und hob sein Schwert.
»Sein Geld hat das Gift bezahlt«, gab Tivok mit trockenem Lachen zurück. Höhnisch hob auch er sein Schwert
und drehte es langsam.
»W-was soll das heißen?« fragte Sturm. Sein Bein pochte,
und er wankte.
»Solamnisches Geld hat mich und meine Kameraden bezahlt«, erklärte Tivok mit langsamer, freundlicher Stimme,
als würde er einem kleinen, etwas dummen Kind etwas
beibringen. »Der beste Schwertkämpfer deines Ordens hat
mir Gold geboten und mir befohlen, hier auf deine Rückkehr zu warten.«
»Bonifaz?« fragte Sturm, obwohl er die Antwort bereits
kannte. Der Drakonier begann, ihn zu umkreisen. Seine
schwarze Zunge fuhr hin und her.
»Reg dich nicht auf«, spottete Tivok, der das Schwert von
einer Hand in die andere nahm. »Gift verteilt sich schneller
in heißem Blut.« Lachend machte er einen vorsichtigen
Schritt auf den Jungen zu. »Aber es war wirklich Bonifaz«,
flüsterte er melodramatisch, während seine Augen vor böser Belustigung funkelten. »Nannte sich Tückjäger – als ob
wir nicht von dem großen Schwertkämpfer der Solamnier
gehört hätten. Als ob wir nicht gehört hätten, wie er mit
seinem Knappen redete, als sie zum Vingaard kamen. Allerdings Bonifaz, und er wird mir noch mehr Gold für deinen Kopf geben, den ich mir hole, wenn das Gift mit dir
fertig ist.«
Der Drakonier kam zuversichtlich auf Sturm zu. Sein Atem schlug sich auf den Sägezähnen seines Schwerts nieder.
»Wenn ich vergiftet bin, was habe ich dann noch zu verlieren?« meinte Sturm kalt. Es war ein tollkühner, seltsam
befreiender Gedanke.
Tivok zuckte ironisch mit den Achseln. Dann brach überall um sie Musik aus.
Es war ein kriegerisches Flötenspiel, eine alte solamnische Totenklage, die laut und schrill erklang. Tivok zuckte
einen Augenblick erschrocken zusammen, doch bevor er
wieder zu sich kam, war Sturm bei ihm und sang so laut
wie an jenem eisigen Morgen im Hof des Turms: »Laß seinen
letzten Atemzug
Ganz sanft in der Luft sich wiegen,
Laß über Rabenträumen ihn fliegen,
Wo Tod bringt nur des Falken Flug.
Dann steig

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