Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams
Seite legte, füllte sich die Lichtung wieder mit Musik.
Rasch wandten sich die Leute zwischen den Bäumen der
Quelle der Musik zu. Auf der anderen Seite des Teichs
stand das Elfenmädchen Mara in einem weißen Kleid aus
Gaze und Blättern. Ein Stechpalmenkranz saß in den Flechten ihrer dunklen Haare, und ihre Augen waren mit sanften Beerenfarben geschminkt.
Hollis stand hinter ihr und freute sich über ihr Werk und
darüber, wie Jack Derry Mund und Augen aufsperrte, als
er das Mädchen sah.
Mara hielt die Flöte an den Lippen und spielte weiter die
getragene Hymne an Branchala, für die nur die Elfen Worte
haben. Die Menschen aus dem Dorf hörten auf zu arbeiten,
denn sie merkten, daß etwas Wunderbares geschah, etwas,
das sie nicht verstanden. Umringt von Kindern drehte sich
Wieland, der Schmied, zu dem Elfenmädchen um und zog
ehrfürchtig seinen Hut.
»Gans!« zischte Diona wütend, aber ein vernichtender
Blick von Vertumnus brachte sie zum Schweigen. Jack
stand auf und kletterte hingerissen den Baum hinunter,
ohne das hinreißende Schauspiel von Mädchen und Musik
aus den Augen zu lassen.
Vertumnus drehte sich um, um seinen Sohn und das
Mädchen mit diesem Augenblick allein zu lassen.
»Das Erste im Frühling ist immer die Begegnung«, flüsterte er wissend.Rund um Sturm war die Nacht hereingebrochen, und die Sterne nahmen ihre Winterplätze ein.
Zum ersten Mal fiel ihm auf, daß vielleicht wirklich die Tage zurückgestellt waren, daß das Jahr wieder in Eis
versunken war, um die Ankunft des Frühlings zu erwarten.
Einen Augenblick lang kehrten seine Gedanken in den
Südlichen Finsterwald zurück. Wenn der Frühling verschoben war, war vielleicht noch Zeit, sein Pferd zu wenden, den Weg zurückzureiten…
Aber mittlerweile war er mitten in Solamnia, nur noch
knappe drei Stunden vom Turm des Oberklerikers entfernt.
Es war seine Wahl gewesen zurückzukehren, und genau
das würde er jetzt tun, unabhängig von jedem Urteil und
von der Bedrohung durch Fürst Bonifaz. Es war ehrenhaft,
diese Sache durchzustehen und um der Gerechtigkeit willen das Mißfallen der Fürsten Gunthar, Alfred und Stephan
in Kauf zu nehmen. Auch um der Rache willen.
Sicher würden die Ritter ein offenes Ohr dafür haben,
Fürst Bonifaz’ Untaten neu aufzurollen. Denn Gerechtigkeit
war das Herz des Maßstabs und die Seele der Rose.
Er ritt weiter in die nächtlichen Berge, bis hoch im Westen wie ein letztes Sternbild die schwachen Lichter der Posten auf den Zinnen des Rittersporn zu erkennen waren.Sie
zogen ihn um, gaben ihm zu essen und steckten ihn ins
Bett. Am frühen Morgen hatte der alte Reza in den Quartieren der Ritter Dienst, und er war es, der sich um Sturm
kümmerte, ihm Brot und Käse auf den Tisch stellte und
immer wieder Wasser in seinen Kelch nachschenkte, während er den wenig interessierten Sturm unablässig mit dem
neuesten Klatsch überschüttete.
»Und die Jeoffreys haben sich wieder mit den Merkenins
überworfen, junger Herr, wenn auch nicht so schlimm wie
damals im Sommer siebenundzwanzig. Es ging damit los,
daß der kleine Hieronymus Jeoffrey nach irgendeiner Jagd
im Hartwald auf Alastor Merkenin losging. Hieronymus
kam mit einem blauen Auge und etwas lädiert davon, woraufhin Darien Jeoffrey beschloß, daß Sir Alastor einen…
hm, anderen Schmuck verdient hat. Also gehen Darien und
drei jüngere Jeoffreys in einem dunklen Gang über dem
Rittersporn auf Alastor los, und der hat anschließend nicht
nur ein blaues Auge, sondern obendrein noch die linke
Hand gebrochen. Worauf Fürst Alfred Darien am nächsten
Morgen an eine Schießscharte drängt und die freie Hand
des Jungen etwas zu fest drückt, wenn Ihr versteht…«
Sturm nickte, Reza fuhr fröhlich fort, und weil die Geschichte so aufregend war, vergaß er seine Stellung und
setzte sich zu dem jungen Mann.
»Aber bei dieser Sache, Meister Sturm, trug Sir Darien
zusätzlich noch eine Rippenquetschung davon, so daß
Fürst Adamant losrennt und herumposaunt, daß Fürst Alfred noch keine hat, aber dringend eine braucht. Und so
standen Fürst Alfred und Fürst Adamant kurz vor einem
Duell und hätten bestimmt noch zu Schwert und Lanze
gegriffen, wenn Fürst Stephan nicht dazwischengegangen
wäre und die Streithähne besänftigt hätte…«
Sturm nickte und kaute weiter, denn er hatte den Mund
voll Brot. Im Turm war alles beim alten.
»Und Fürst Bonifaz sagt natürlich wie immer«, schwatzte
Reza unbeschwert weiter, »daß sie es
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