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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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trotzdem mit dem
Schwert beilegen sollen, obwohl sie – ganz unter uns, junger Herr – es doch leicht beilegen könnten, wenn nur einer
von ihnen wüßte, wie man die Vergangenheit ruhen läßt,
und sich dem zuwendet, was die eigentliche Aufgabe der
Ritter ist. Jedenfalls sagt Fürst Bonifaz, sie könnten zwar
Turnierwaffen nehmen, stumpfe Schwerter oder Weidenlanzen, aber der Maßstab würde sagen, und so und so…«
Bei der Erwähnung des alten Freundes seines Vaters war
Sturm sofort hellwach. Langsam setzte er den Kelch ab und
starrte den alten Diener an. Er gab sich größte Mühe, ruhig
und nur mäßig interessiert zu erscheinen.
»Fürst Bonifaz, sagst du? Dann ist er… hier im Turm?«
Reza nickte. »Nehmt noch etwas Käse, Meister Sturm«,
bot er an, wobei er dem Jungen den Teller hinschob. »Ja,
allerdings, Fürst Bonifaz ist hier.«
»Dann muß ich ihn begrüßen – aus alter Freundschaft«,
erwiderte Sturm (etwas zu schnell, wie er fürchtete). »Ja.
Ich werde ihn aufsuchen und ihn begrüßen.«
Er lächelte dem alten Diener zu und nahm noch eine Ecke Käse. In Gedanken ging er rasch verschiedene Strategien durch.
»Er erwartet sicher, daß Ihr gleich zu ihm geht«, drängte
Reza. »Ihr wißt doch, wie er mit dem Maßstab ist.«
»Allerdings«, sagte Sturm, der dankbar war, daß alte Bedienstete sich so gern einmischten. »Allerdings, Reza, und
angesichts der späten Stunde und meiner Müdigkeit wäre
ich dir sehr verbunden, wenn du nichts von meiner Ankunft erwähnst, bis ich ihm… angemessen begegnen
kann.«
Reza nickte, verbeugte sich und zog sich rückwärts zurück. Sturm aß das Brot auf. Der alte Mann war vertrauenswürdig. Dann stand er leise auf, gähnte, nahm die Kerze vom Tisch und schlich über eine Hintertreppe zu seiner
Kammer hinunter. Er war todmüde und schon halb im
Traum, als er sein Zimmer erreichte, so daß er weder die
späte Stunde noch das Vogelgezwitscher draußen noch das
leise Scharren auf der Treppe hinter sich wahrnahm.
Als Sturm hinter sich die Tür schloß, tauchte auf dem
Treppenabsatz ein schwaches Licht auf. Verstohlen blickte
Derek Kronenhüter um die Ecke, lächelte und stieg dann
zu den Gemächern seines Onkels hoch.
Sturm gab seine Ankunft am nächsten Morgen bekannt.
Im Gang hielt er einen Pagen am Kragen fest und ließ
den Jungen zu Fürst Alfred Merkenin rennen, um ihm zu
sagen, daß Meister Sturm Blitzklinge aus dem Südosten
zurück sei und sich geehrt fühlen würde, wenn er vor dem
Hoherat von seiner Reise berichten dürfte.
Als der Page mittags zurückkam, um ihn in den Ratssaal
des Rittersporn zu begleiten, folgte Sturm dem Kind mit
makelloser, polierter Rüstung und blitzendem, bloßem
Schwert in der Hand. Einen verrückten Moment lang hatte
er überlegt, ob er die Waffe in die Scheide stecken sollte,
die er von Fürst Vertumnus bekommen hatte.
Er hatte sich dagegen entschieden. Sie war eine strahlende Erinnerung an seine Niederlage.
Sturm wußte, daß sich der Hoherat aus den Fürsten
Gunthar, Alfred und Stephan zusammensetzte. Da der Rat
jeden zurückkehrenden Ritter allein begrüßte, würde Bonifaz nicht dabeisein. Für das, was Sturm zu sagen hatte,
würde seine Abwesenheit höchst willkommen sein.Der
Ratssaal war nichts anderes als der große Saal, in dem das
Julbankett stattgefunden hatte. Ohne den Schmuck wirkte
er dunkel und zweckmäßig, eher ein Arbeitszimmer als ein
Ort von Zeremonien. Hier war nicht Eleganz, sondern
Tüchtigkeit zu Hause.
Seine erste Überraschung war eine böse. Alfred war da
und Fürst Gunthar, doch anstelle von Fürst Stephan Peres
saß Bonifaz Kronenhüter von Nebelhafen auf dem dritten
Ratssitz. Als Sturm den Raum betrat, lehnte sich Bonifaz
nach vorn. Sein Gesicht war ausdruckslos, doch seine Augen waren so kalt und konzentriert wie die eines Bogenschützen vor dem Ziel.
Sturm war bei den drei vorgeschriebenen Verbeugungen
abgelenkt, und bei der dritten der sechs förmlichen Anreden stolperte er über das Wort »untadelig« und wurde
knallrot.
So ein Ausrutscher entsprach nicht dem Maßstab. Er hatte zu lange kein Ritual mehr befolgt, und außerdem war
Bonifaz dabei…
»Du nimmst dir einiges heraus, Sturm Feuerklinge«,
stellte Alfred fest, »daß du um eine Audienz vor diesem
Rat bittest. Schließlich gehörst du noch nicht dem Orden
an.«
»Wohl wahr, Fürst Alfred«, gab Sturm zu. Es fiel ihm
schwer, Bonifaz nicht anzusehen. »Doch als mich der Herr
der Wildnis in der Julnacht

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