Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
Vom Netzwerk:
forderte und ich beschloß, die
Forderung anzunehmen, geschah das auf das Drängen des
Ordens und mit seinem Segen. Ich hielt es für… angebracht…, daß ich dann auch seinem Urteil unterliege.«
»Was du für ›angebracht‹ hältst, Sturm Feuerklinge, entspricht nicht unbedingt dem Maßstab«, bemerkte Bonifaz
mit trockener, kalter Stimme. Er lehnte sich zurück und
faltete die Hände elegant vor der Brust. »Aber wir vom Rat
würden gern hören, was auf deiner Reise in den Südlichen
Finsterwald geschehen ist. Und angesichts der ungewöhnlichen Umstände in diesem Fall wird der Rat deine Aussage… dulden.«
»Wofür ich überaus dankbar bin«, entgegnete Sturm, der
sich bei dem feinen Reigen von Ehrerbietung und Höflichkeit wieder gefangen hatte. »Und ich möchte Fürst Bonifaz
zu seinem Platz im Hoherat beglückwünschen und dabei
die Hoffnung ausdrücken, daß seine Ernennung unter…
glücklichen Umständen stattgefunden hat.«
Es entstand eine lange Pause, in der die drei Ratsmitglieder einander verunsichert ansahen.
»Fürst Stephan ist anderswo«, antwortete Alfred. »Setz
dich.«
Sturm blickte verwirrt von einem zum anderen, denn er
erwartete weitere Erklärungen von seinem alten Freund.
Doch Fürst Alfred vermied es, ihn anzusehen, indem er
sich zu Bonifaz hinüberbeugte, um diesem etwas zuzuflüstern. Bonifaz nickte nachdrücklich. Gunthar war der einzige aus dem Rat, der den Jungen offen ansah. Sein kurzes,
fast unmerkliches Zwinkern war beruhigend, auch wenn es
nichts verriet.
Sturm räusperte sich. »Ich nehme an«, begann er, »daß
ich zunächst von Vertumnus berichten soll.«
Und er erzählte alles oder fast alles, wobei er der Wahrhaftigkeit und dem Urteilsvermögen von wenigstens zweien der Ratsmitglieder vertraute. Er erzählte, wie er durch
das Spukschloß geirrt war, wie er durch Banditen und
feindliche Dorfbewohner in einen Wald voller Illusionen
vorgedrungen war und wie er dabei von Märchenwesen
und geheimnisvollen, trügerischen Wegen geführt worden
war.
Er erzählte seine Geschichte, ohne die verschiedenen Fallen und Hinterhalte auf seiner Reise zum und vom Finsterwald besonders zu erwähnen, und ließ auch Jack Derry
und Mara aus, obwohl er nicht genau wußte, warum. Drei
Augenpaare hingen an ihm, und als er fertig war, senkte
sich ein unangenehmes Schweigen über den Ratssaal.
»Nun«, fing Fürst Bonifaz nach einem langen Seitenblick
auf Fürst Alfred und Fürst Gunthar an, »ich nehme an, in
jedem Bericht über ein Versagen liegt eine gewisse Ehrlichkeit.«
»Aus diesem Bericht geht mehr als das hervor«, schimpfte Fürst Gunthar, der sich ärgerlich zu Bonifaz umdrehte.
»Und wenn Fürst Bonifaz… erfahrener in Ratssachen wäre,
würde er den Erfolg und den hohen Wert der Reise dieses
Jungen erkennen.«
»Vielleicht könnte Fürst Gunthar mich aufklären«, erwiderte Bonifaz ironisch, sagte es jedoch in Sturms Richtung.
»Der Junge wurde in den Südlichen Finsterwald geschickt,
um am ersten Frühlingstag dem Herrn der Wildnis zu begegnen und eine rätselhafte Forderung zu erfüllen. Sturm
hat selbst gestanden, daß er nur die erste seiner Aufgaben
vollbracht hat – den Südlichen Finsterwald zu erreichen.
Ganz davon abgesehen, daß er genausogut Pilze gesammelt oder… sich mit Feen vergnügt haben könnte.«
Er lächelte grausam und zog sein Messer, um seine Fingernägel zu säubern.
Sturm verschlug es die Sprache. Mit der gleichen Tollkühnheit, die am Ufer des Vingaard sein Schwert gegen
den Drakonier geführt hatte, ließ er den Maßstab Maßstab
sein und ging auf seinen Gegenspieler los.
»Pilze und Feen sind weniger… an den Haaren herbeigezogen als das, was ich wirklich gesehen habe, meine Herren.
Denn ich sah einen vom Orden… einen bekannten Ritter
des Schwerts… in dunkler Verschwörung gegen mich – aus
welchem Grund auch immer!«
Die Halle war bedrückend still. Vor der Tür hörte man
einen Diener fegen, und irgendwo unterm Dach des Turms
heulte überrascht und unangebracht eine Eule. Die solamnischen Fürsten zeigten keine Regung, und Sturm dachte
an Kastell di Caela, an die marmornen Zeugnisse seiner
Familie und deren Spleens, als er die Geschichte noch einmal erzählte.
Diesmal ließ er nichts aus. Jack Derry mit all seinem instinktiven Wissen tauchte ebenso auf wie das Elfenmädchen
Mara mit seiner Reizbarkeit, seiner Musik und der verrückten Liebe zu einer feigen Spinne. Zum ersten Mal erwähnte
Sturm die Druidin

Weitere Kostenlose Bücher