Der Bund der Drei
war. Peter und Cocki widmeten, nach flüchtigen Handküssen, ihre Hauptaufmerksamkeit diesen Päckchen. Sie konnten sich jedoch nicht wie sonst in ihren Duft versenken, denn Weffi raste zwischen ihnen hin und her und bellte ihnen die Ohren voll. Er unterbrach diesen Sport nur, um Frauchen in die Schuhe zu zwicken. Die Bewegungen der beiden anderen erlahmten, ihre Augen erloschen. Sie machten auf der Hinterhand kehrt und trotteten traurig aus dem Garten auf die Straße. Ich beugte mich zu Weffi hinunter: »Nun sei doch mal einen Moment still und laß deine Brüderchen auch zu Wort kommen !«
Dabei gab ich ihm einen kleinen Klaps. Er knickte sofort wieder hinten zusammen und fiel mit dem Hinterteil sogar zur Seite, obwohl meine Berührung nur leicht gewesen war.
»Hast du das eben gesehen ?« fragte ich Frauchen.
»Ja, das ist merkwürdig! Vielleicht haben sie ihn im Zwinger so mangelhaft ernährt ?«
»Möglich, aber ich glaube es nicht. Werde morgen mal hinfahren .«
Erst zum Abendbrot erschienen Cocki und Peter wieder. Wir nahmen es, wie in den meisten Fällen, in meinem Zimmer vor dem Radioapparat ein. Cocki und Peter gruppierten sich rechts und links von Frauchen auf meiner Couch, Weffi saß, mit einem seiner blitzschnellen Sprünge, wieder auf meinem Schoß.
»Du, das geht aber nicht, mein Kleiner! Beim Essen mußt du dich auch ‘runtersetzen...«
Er sah mich mit schiefem Kopf aufmerksam an und federte dann mit einem Sprung ‘rüber auf den Schoß zur Mama, die, mit der inneren Unruhe alter Hausfrauen, wie gewöhnlich nur halb auf dem Stuhle saß. Sie steckte ihm ein Häppchen in die Schnauze, das er aber nicht, wie Cocki und Peter, spurlos einatmete oder mit einem Haps aus der Hand riß, sondern wieder mit ungeheurer Umständlichkeit kaute, als ob es ein Stück Vollgummi wäre.
»Weffi, sei brav wie die andern auch, geh von Mamas Schoß und setz dich auf die Erde !« befahl Frauchen.
Mama wehrte ab. »Er stört mich nicht, laß ihn, er ist doch sooo niedlich !«
»Nein, du hast sowieso keine Ruhe zum Essen. Runter da, los — hopp !«
Bei >Hopp< sprang Weffi auf die Couch und trat auf Peter. Der fuhr entsetzt hoch und biß, worauf er zwei blitzschnelle Gegenbisse von Weffi kassierte.
»Achtung, Cocki !« schrie ich. Er wollte hinter Frauchen vorbei seinem schwarzen Kumpan zu Hilfe kommen und konnte gerade noch von ihr eingeklemmt werden, indem sie sich mit dem Rücken zurückwarf. Er wurde wieder in seiner Ecke verstaut, Weffi zitterte, und Peter stand schon wieder mit hängendem Kopf und eingezogenem Schwanz an der Tür und wollte ‘raus.
»Nein«, sagte Frauchen, »das kommt nicht in Frage !«
Sie hob Weffi hoch und setzte ihn auf die Erde. »Komm, Peterchen !« Er kam angeschlichen, als habe man ihm das Kreuz gebrochen, warf einen scheelen, bösen Blick auf Weffi, als er ihn passierte, und sprang wieder auf die Couch an seinen alten Platz.
»Puh«, sagte ich, »ich glaube, das wird schwierig. Weffi paßt so gar nicht zu den beiden anderen .«
Als ich >Weffi< sagte, hatte ich ihn schon wieder auf dem Schoß. Er drückte sich an mich und zitterte. Die beiden anderen musterten ihn aufmerksam mit bösen Augen.
»Bleib schon hier heute«, sagte ich und aß über ihn hinweg. Ich streichelte leise über seinen Rücken. Die weiße Wildnis seiner Schnauze war dicht vor meinen Augen, die kleinen, rosa gefütterten Ohren, das eine noch blutverkrustet von der Beißerei mit Cocki, die braunen Augen, die mich in seltsamer Ruhe und forschend ansahen. Wenn ich einen Happen in den Mund steckte, kümmerte er sich gar nicht darum. Sein einziges Interesse und Glück schien zu sein, sich an mich zu schmiegen und meine Nähe zu fühlen.
»Mein Gott, ist er schön«, sagte Frauchen, »du müßtest dich mit ihm von hier aus sehen. Ein Bild direkt — ich meine den Hund natürlich !«
»Vielen Dank!« Ich sah ihn mir auch wieder aufmerksam an. »Ja, bildschön ist er, aber ein dekadentes kleines Nervenbündel. Die beiden anderen wirken gegen ihn direkt — ich weiß nicht, wie ich das richtig ausdrücken soll — dunkel, dumpf, fern .«
»Aber mir gefällt Peterchen besser«, sagte die Mama, »er ist unglaublich rührend, und man muß ihm einfach zur Seite stehen. Man muß sich bemühen, zu ihm heranzukommen, denn er verdient es! Dieser kleine Fellclown kommt von allein! Er nimmt es als ganz selbstverständlich an, daß er überall die Hauptrolle spielt...«
»Urteilt nicht so schnell und seid nicht so
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