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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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glatten Kopf: »Kleiner Gentleman«, flüsterte ich und drehte das Licht aus.
    Am nächsten Morgen hörte ich schon unten eine Blechtrompete, als Mathilde ihn zum ersten Male ‘rausführte, und dazwischen ihre Schreckensrufe und ihr Schimpfen, wenn er ihr die Schuhbänder aufriß. Danach kam er sofort heraufgestürmt, warf sich mit solcher Wucht gegen meine Tür, daß sie auf sprang, flog auf mein Bett und fiel mir um den Hals.
    Ich stand schnell auf, machte mich fertig, holte Muckel-chen aus der Garage, packte mir das weiße Bündel und fuhr mit ihm zum Zwinger. Der war kaum eine Viertelstunde entfernt, ein kleines Häuschen an der Landstraße mit einem verwilderten Garten dahinter. In dem Garten saß ein älteres Mädchen, und um sie herum tobten ein halbes Dutzend winziger Weffis, die an ihr hochkletterten und nach besten Kräften versuchten, ihr die Haare auszureißen, von denen sowieso nicht mehr allzu viele da waren. Sie stand mühsam auf, als sie meinen Wef-fi sah, und schlug die Hände zusammen: »Wer kommt denn da? Unser Allerschönster!«
    Ich trug in geziemender Form mein Anliegen vor, während zwei Weffi-Miniaturausgaben sich bemühten, meine Schnürsenkel durchzukauen, und der Rest sich in Weffis Pfoten verbiß. Er sei so schwach, sagte ich, besonders auf der Hinterhand, das sei nicht normal, auch komme er so leicht außer Atem.
    Ja, das sei schon möglich, daß er ein wenig geschwächt sei, entgegnete sie kummervoll und betrachtete ihre durchlöcherte Schürze: »Wissen Sie, als Dr. Nebelthau ihn uns zurückbrachte, hatten wir gerade alle Käfige voll und konnten ihm keinen eigenen geben. Da haben wir ihn mit einer Hündin zusammengesperrt und dachten, das wäre noch am besten. Das ist aber eine ausgesprochene Stänkerin: sie fraß ihm das Futter weg und biß ihn bei jeder Gelegenheit! Und er hat sich alles so rührend gefallen lassen, er ist ein richtiger, kleiner Kavalier !«
    Ein merkwürdiges Gequieke unterbrach uns. Weffi hatte einen seiner spitzzahnigen Plagegeister erwischt und trug ihn wie eine Ratte in der Schnauze weg. Er biß aber nicht zu, sondern hielt ihn ganz vorsichtig, setzte ihn in einer entfernten Ecke hin, beroch und beleckte ihn.
    »Ein so gutes Tier !« sagte die Wärterin.
    »Ja«, sagte ich »weiß Gott. Und, vielen Dank!« Dann saßen wir wieder im Wagen, er neben mir auf dem Vordersitz, die Beinchen bebend, den Hals ganz langgestreckt, um über die Haube weg noch etwas zu sehen.
    »Soso«, sprach ich ihn an, »also so war das, mein armer kleiner Junge! Erst verlierst du Herrchen und Frauchen, weil da so’n Menschenbaby ankommt und dann sperren sie dich zu so einem dummen Luder, das dich beißt und dir alles wegfrißt — und bist trotzdem so lieb und so zärtlich geblieben. Ich will dir aber dafür ein gutes Herrchen sein, meine kleine Radautüte, das verspreche ich dir !«
    Er sah mich an, und seine Augen blieben eine ganze Weile auf mich gerichtet. Hatte er mich verstanden...?

    Somit war unter uns alles in Ordnung! Aber zu Hause, da blieb es unerquicklich. Er fiel den beiden anderen weiterhin auf die Nerven! Sie litten unter ihm. Es kam nur selten zu Beißereien, aber es entstand eine Atmosphäre dauernder Spannung; und obwohl sich Peter und Cocki offensichtlich darauf geeinigt hatten, den Neuen als ausgesprochenen Clown und Menschenknecht mit Nichtachtung zu strafen, so verdichtete sich doch in mir die Ahnung, daß ein Ungewitter heraufziehe. Und

Dann kam dieser Tag! Kampf

    Dieser schicksalsvolle Tag war ein Sonntag und begann eigentlich ganz normal. Ich erwachte im Schmettern der Amsel vor meinem Fenster und in der kühlen Morgenluft, die zusammen mit einer reichlichen Portion Frühsonne in mein Zimmer strömte. Gleich darauf kratzte es auch an der Tür, ich rappelte mich gähnend auf: Weffi schoß herein. Darauf legte ich mich auf die Erde in der Hoffnung, mich durch das morgendliche Turnen ermannen zu können; er stellte sich, wie üblich, über mich und ließ seinen schwarzen Hartgummiball, ganz voll Spucke, mitten auf mein Gesicht fallen. Cocki und Peter sahen nur kurz mit ganz bösen Gesichtern zu mir ins Zimmer und kauerten sich dann in Sphinxhaltung beide nebeneinander vor Frauchens Tür. Ich turnte mit Weffi, ging ins Bad. Weffi sprang derweilen auf die >Zurechtmache-Kiste<, in der die Hunde-Toilettensachen liegen, und sah mir mit schiefem Kopf zu, wobei seine Vorderbeine wieder zitterten. Zwischen ihm und dem Paar vor der Tür wurde während der ganzen Zeit

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