Der Bund der Drei
ungeduldig«, sagte Frauchen, »sie werden sich schon aneinander gewöhnen; schließlich ist er ja erst ein paar Stunden bei uns; was verlangt ihr eigentlich ?«
»Merkwürdig ist ja«, wandte ich ein, »daß er gar nicht nach seinem Herrchen und Frauchen bangt und daß er gleich frißt und nicht trauert. Wißt ihr noch, als unser erster Puck zu uns kam — er hatte es doch bei seinem früheren Herrchen nicht allzu gut, aber drei Tage hat er um ihn geweint und nichts gefressen .«
»Du vergißt, daß Weffi ja die letzten drei Wochen im Zwinger und schon nicht mehr bei Herrchen und Frauchen lebte«, meinte die Mama.
Wir fanden, daß dies eine sehr plausible Erklärung sein könnte.
Vor dem Schlafengehen ging’s noch mal aufs Gäßchen. Cocki und Peter führten nicht ihren gewohnten Freudentanz auf, sondern standen still an der Haustür und ließen Weffis gellende Trompete über sich ergehen: Nur ‘raus! Da hatte ich einen Einfall: ich schlug mit der flachen Hand mehrmals auf den Sitz eines Stuhles, der in der Halle stand, und sagte: hopphopp! Weffi sprang sofort auf den Stuhl, saß dort und — hielt den Schnabel! Das verklemmte Gebell aber schlug gewissermaßen in seinen Körper zurück, denn er zitterte vor Aufregung so, daß er selbst mit dem Kopf wackelte und seine Zähne wie im Fieber aufeinanderschlugen. Sobald ich ihm den Rücken drehte, sprang er wieder hinunter und kläffte. Sobald ich mich umdrehte und hopp! sagte, saß er wieder auf dem Stuhl, zitterte und wartete. Beim dritten Male sprang er bereits von selbst hinauf. Von dort griff ich ihn mir, klemmte ihn unter den Arm und trug ihn durch den Garten auf die Straße. Dort bückte ich mich im Dunkeln und suchte einen Stein. Ich fand auch etwas, aber es war kein Stein, sondern etwas anderes, höchst Unerfreuliches. Gott sei Dank war es schon ziemlich trocken... Schließlich aber fand ich auch einen Stein, setzte Weffi hin, bewarf ihn damit, später noch mit zwei anderen, und er war endlich ruhig und jagte den älteren Brüdern in die Dunkelheit nach...
Beim Schlafengehen gab es dann noch mal eine Krise. Plötzlich wollten Peter und Cocki auch bei mir schlafen. Als man ihnen klarmachte, daß dies nicht ginge, schlich sich Peter traurig in die Küche. Cocki aber kroch unter Frauchens Bett und spielte Höhle. Mathilde und ich mußten das Bett hochheben, worauf er tiefgekränkt die Treppe ‘runterwatschelte und sofort unter der Kommode verschwand. Mathilde und ich hoben auch die Kommode hoch, während Frauchen und die Mama den Treppenaufgang blockierten — dann endlich mußte er in die Küche gehen. Dort schmiß er sich hin.
Als ich nach oben kam, hatte es sich Weffi inzwischen auf meinem Sessel bequem gemacht.
»Ich werde versuchen, ob ich mit ihm schlafen kann«, sagte ich, »hoffentlich schnarcht er nicht .«
Ich las noch eine Weile, löschte dann das Licht und horchte hinaus in die Nacht, die kühl und rein in die Fenster sah. Der Garten war verstummt, die Vögel waren zur Ruhe gegangen, Baum und Strauch war in Mondlicht gebadet und eine breite, milchige Bahn floß quer durch das Zimmer. Es war eine warme Nacht und so still, daß ich das Singen des Blutes in meinen Ohren hörte. Und dann nur noch die leisen Atemzüge meines Jüngsten aus dem Sessel. Ein kleines Wesen bei mir — dieses Vertrauen — aber da schon hatte ich die Schwelle überschritten und versank im Schlaf...
Plötzlich aber, mitten im Traum, kam ich wieder zu mir. Etwas trat mir ins Gesicht und begann dann an meiner Nase zu knabbern. Ich zog den Lichtkontakt und drehte mich um. Es war Weffi, er stand über mir und wedelte mich freundlich an. Ich sah auf die Uhr: 3 Uhr früh!
»Du, hör mal, du kleiner Fellfloh«, sagte ich, »das ist zwar sehr süß, was du dir da ausgedacht hast, aber das geht nicht. Herrchen muß morgen früh frisch sein, um Weffis Freßchen zu verdienen .«
Bei >Weffi< drehte er das Köpfchen schief, und dann begann er sich an den Pfoten zu knabbern. Er fand die Situation offenbar gemütlich. Was jetzt? Ich stand auf, nahm ihn unter den Arm. Er glaubte anscheinend, es ginge nun aufs Gäßchen, strampelte und wollte eine Arie an-stimmen. Ich hielt ihm die Schnauze zu, schlich mich leise mit ihm in Frauchens Büro und legte ihn dort auf die Couch, wo sonst der Besuch schläft. Er bettete sein Köpfchen aufs Kissen wie ein Mensch, ich deckte ihn zu, seine Augen verschleierten sich, er begann zufrieden zu schmatzen. Ich gab ihm noch einen Kuß auf seinen
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