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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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sich in die Leine zu verbeißen und sie wild hin und her zu schütteln. Unter seinem Wolfsgebiß zeigten sich sehr bald bedenkliche Ausfransungen an der Leine. Aber wenigstens bellte er nicht, er machte nur »Rrr-rr-rrr-rrr !« und schüttelte dabei den Kopf so schnell, daß man sechs Ohren, sechs Augen und drei Schnauzen gleichzeitig sah. Er schleppte mich hinter sich her, rückwärts die drei Stufen in den Garten hinunter manövrierend, bis zur Tür. Ich sah die Straße hinunter. Cocki und Peter hatten zunächst den beiden Grey-Hündinnen Iris und Viola, im Garten gegenüber, ihre Aufwartung gemacht und trabten nun, Schulter an Schulter, der nächsten Ecke zu, wo auf der linken Seite Peters Feind Hasso, der unechte Cocker, und auf der rechten Seite ein seltsames Schäferhundpaar lebte. Dort trennten sie sich, Peter ging zu Hasso, Cocki blieb rechts. Eigentlich wohnte dort nur Nora, die Schäferhündin, eine höchst alberne hysterische Person, die dauernd mit gesträubtem Haar und eingezogenem Schwanz herumläuft, sich an die Beine ihrer Herrin anschmiegt und alle männlichen Hunde anschreit, als ob sie auf der Stelle von ihnen vergewaltigt würde. Trotzdem macht sie bei einem eine Ausnahme, dem offenbar ihr Herz gehört: es ist Alf, ein dunkler, schöner Schäferhundrüde. Er wohnt eigentlich am anderen Ende des Ortes, aber seine ganze Beziehung zu seinem Elternhaus besteht darin, daß er Herrchen am Morgen zur Bahn bringt und am Nachmittag von eben diesem Herrchen wieder abgeholt wird. Den ganzen übrigen Tag verbringt er im Garten seiner Freundin Nora. Dieser Garten ist in Wirklichkeit eine große verwilderte Wiese, von einem altersschwachen Zaun umgeben und mit drei Obstbäumen verziert, die sich hartnäckig weigern, mehr als ein halbes Dutzend verschrumpelter Äpfel pro Jahr zu tragen. Aber hier lebt das glückliche Paar Nora und Alf, und dort buddeln sie zusammen, stromern herum, fressen zusammen, kläffen zusammen, und oft habe ich sie beobachtet, wie sie sich in der rührendsten Weise gegenseitig das Fell lecken und auf die Schulter klopfen.
    Cocki pflegt mit Alf das uralte Hundespiel >furchtbar böse< zu betreiben, wobei beide Parteien außerhalb und innerhalb des Zaunes auf und ab rasen und sich durch die Zaunpfähle ankläffen, die entblößten Gebisse zeigend, als ob sie sich im nächsten Moment zerreißen wollten. Cockis männlicher Kampfruf mischt sich dabei mit dem tiefen Baß Alfs und dem hysterischen Geschrei Noras zu einem Trio, das meiner Ansicht nach nur deshalb nicht zu Strafanzeigen der Umwohner führt, weil sie alle selbst, und zwar meist auch sehr temperamentvolle, Hunde haben.
    Dieses war, wie gesagt, die Situation, als ich mit Weffi das erstemal die Straße betrat. Na, dachte ich mir, bei dem Gebrüll dort unten an der Ecke, wird er ja wahrscheinlich nicht ausrücken, sondern mitmachen. Ich zog das fletschende Etwas an der Leine nahe an mich heran und hakte es los. Das aber veranlaßte Weffi noch keineswegs, nun auch die Leine mit den Zähnen loszulassen. Ich mußte sie ihm mit List und Tücke aus den Zähnen winden und sofort in meine Tasche stecken, damit er sie aus den Augen hatte. Aber sofort ertönte wieder die Blechtrompete, und dann begann er einen anderen Sport, indem er nämlich zwischendurch kräftig in die Schuhe biß.
    »Weffi«, schrie ich außer mir. »Hund, bist du denn ganz von Sinnen? Komm mal hierher !«
    Das Kommando >Komm mal hierher !< erwies sich insofern als erfolgreich, als er daraufhin wegrannte und mich aus der Entfernung mit »Weff-weff-weff« bombardierte. In meiner Verzweiflung bückte ich mich nach einem Stückchen Koks, das vor meinen Füßen lag, und feuerte es in seine Richtung. Es war ein Zufallstreffer, der auf seinem Po landete. Er war einen Moment verdutzt und hörte auf zu bellen. Großartig! Ich klaubte nun eine Handvoll weiterer Koksstückchen auf. Sobald ich nur die Hand erhob, sauste er davon, das Hinterteil in Erwartung des Wurfes urkomisch einziehend, so daß er einen Katerbuckel bekam und ganz kurz wurde.
    Seitdem ist das zur Standardpraxis des Ausgehens mit ihm geworden. Er wird unter dem Arm auf die Straße geschleppt, hingesetzt, während ich in der anderen Hand schon die Wurfgeschosse: Holzstückchen, Koks oder (im Herbst) auch Kastanien halte. Gleich nach dem Hinsetzen bekommt er eins aufs Fell gebrannt und schwirrt mit Katzenbuckel ab. Aber er kommt danach noch drei-, viermal wieder, um beschossen zu werden, denn die ganze Sache empfindet

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