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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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kein Wort gewechselt. Nur einmal, während ich mich rasierte, erschien Cocki und verlangte ziemlich mürrisch Wasser. Ich gab ihm, und er trank. Weffi mußte sich das natürlich aus der Nähe ansehen, sprang von der Kiste herunter, wurde aber durch ein lautloses Fletschen des kleinen Löwen wieder hinaufgescheucht. Frauchen schlief trotz mehrfachem Kratzen an der Tür noch weiter. Ich zog mich an und beschloß, zunächst in die Garage zu gehen. Dort tätschelte ich das Familienauto Muckelchen aufs Hinterteil. Muckelchen ist zwölf Jahre alt und muß schon viel in seinem Leben durchgemacht haben. Vor allen Dingen habe ich es im Verdacht, einmal einen Berg hinuntergefallen zu sein, denn wenn man genau hinsieht, sitzt das ganze Chassis etwas schief auf dem Fahrgestell. Als ich das alte Mädchen vor drei Jahren kaufte, war es scheußlich grün. Ich ließ es neu lackieren, aber zum billigsten Tarif, und das rächte sich, denn man nahm sich nicht die Mühe, das Grüne vorher abzulaugen, sondern spritzte die schwarze Farbe obendrauf. Seitdem hat Muckelchen sozusagen ein >Blasenleiden<, das heißt, wenn es mal in der Sonne steht, hebt sich der Lack und wirft Blasen. Manche sind klein, manche groß, manche bleiben weich, und man kann sie mit der Hand wieder eindrücken, manche aber springen mit einem Ruck und einem ganzen Stück weiteren Lacks ab, und dann grinst einen die grüne Vergangenheit an. Auf jeden Fall habe ich immer streichfertigen Lack bei mir, auch einen Pinsel, um die Defekte auszubessern und die Vergangenheit zu verdecken, in der mein Muckelchen in den Armen anderer Männer lag. Auf diese Weise entsteht zwar ein etwas pockennarbiges Gesamtbild, was jedoch meine Liebe zu ihm nicht mindert...
    Im übrigen verleugnet Muckelchen keineswegs seine weibliche Natur, das heißt: die Zärtlichkeit und Sorge, mit der ich es umgebe, veranlaßt es, durch immer neue Leiden meine Aufmerksamkeit (und Finanzkraft) auf sich zu lenken. Jedenfalls ist seine Erfindungsgabe in dieser Beziehung geradezu atemberaubend. In der Stille der Nacht, wenn es in seiner Garage steht, denkt es sich was aus. Mal läßt es die Lichtmaschine streiken, mal wieder schließt es ein Scheinwerferauge, dann knabbert es den Ventilatorriemen durch oder es klappert mit den Türen. Ich habe schon mehrfach die Reparaturwerkstätten gewechselt, einfach, weil ich mich Muckelchens dauernder Leiden schäme und das verstohlene Grinsen auf den Gesichtern der Monteure nicht aushalte, wenn ich schon wieder mit der alten Dame und einem neuen Gebrechen bei ihnen auftauche.
    An diesem Sonntagmorgen wanderte ich nun wie gewöhnlich rund um es herum, um zu sehen, ob es sich vielleicht zur Feier des Sonntags einen Plattfuß zugelegt habe, prüfte dann Öl, Wasser und Benzin und bemerkte, daß mir die gesamte Hundelei gefolgt war. Cocki hatte sich auf der Steuerradseite vor die Tür postiert. Peterchen lauerte im Garageneingang und machte Männchen, als ich ihn ansah. Weffi folgte mir, als ich zum Werkzeugtisch hinüberging, und biß mich in den Schuh. Es war ein vorsichtiger, sozusagen diplomatischer Biß, nur eine leichte Andeutung von Zwicken, um mich nicht zu verstimmen. »Wörrrr !« machte es gedämpft dazu.
    Ich indessen blieb vor dem Werkzeugtisch stehen. Es ist eine alte Bücherkiste, auf der meine Schätze ausgebreitet liegen. Da gibt es Schraubenschlüssel, einen alten Tachometer, eine Spritzkanne, Flaschen mit Schleif- und Polierwasser, die Reste eines Scheibenwischers, Schwamm, Leder und eine Sammlung alter Zündkerzen. Sinnend betrachtete ich das Stilleben und seufzte beglückt von so viel Wohlhabenheit. Ein dünnes Piepsen weckte mich. Das Rotschwänzchen, das sein Nest ausgerechnet über dem Garagentor gebaut hatte, war mit vollem Kropf und Schnabel eingeflogen und fütterte seine Jungen. Draußen, rechts und links von der Garageneinfahrt, schwankte der blühende Rotdom im Morgenwind.
    Dann erschien Mathilde und stellte den Picknickkoffer mit der Decke neben dem Wagen ab. Ich spürte fast körperlich, wie in den Herzen meiner drei Jungen die Alarmglocken läuteten. Jetzt ergab sich die interessante taktische Aufgabe, den Wagen zu öffnen und die Decke so schnell über die Hintersitze zu breiten, daß die Meute mit ihren Dreckpfoten nicht vorher hineinkam. Der Gefährlichste für dieses Manöver war der kleine Löwe. Wenn er nämlich mal drin war, bekam man ihn nicht wieder heraus, da er bedenkenlos und unterschiedslos um sich biß und das Wageninnere sofort

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