Der Bund der Drei
zur Höhle ernannte. Deshalb beschloß ich, auf der anderen Seite einzusteigen. Als ich jedoch mit der Decke in der Hand die Tür öffnete, schoß Weffi wie ein Pfeil über meinen Kopf hinweg, saß auf dem Rückpolster und zitterte. Allerdings schoß er ebenso schnell wieder hinaus, indem ich ihn zu diesem Behufe am Kragen packte. Dazu aber mußte ich die Tür öffnen, und während oben Weffi ‘rausflog, versuchte Cocki, der schnell herumgerannt war, unten ‘reinzukriechen. Er drückte mit dem starken Kopf, und ich mußte ihm die Schuhsohle vor das Gesicht pressen, um ihn zurückzuhalten. Trotzdem half das nicht allein: ich mußte auch noch die beiden dicken Tatzen, die sich an der Schwelle festgekrallt hatten, eine nach der anderen lösen. Als ich dann die Tür zuschlagen wollte, steckte er wieder mit dem Kopf dazwischen.
»Du kommst ja mit«, sagte ich, während seine goldenen Augen mich anklagten, »sei doch vernünftig !« Er war es aber nicht, und so blieb mir nichts anderes übrig, als mit ihm auszusteigen. Vor dem Wagen richtete er sich an mir auf, ich knudelte seine dicken Pfoten und betrachtete mit geheimem Stolz die langen seidigen Federn seiner Vorderbeine. »Ihr kommt ja alle drei mit! Du kommst auch mit, du brauchst nicht traurig zu sein! Herrchen nimmt Cocki mit, aber du mußt warten, verstehst du ?«
Irgendwann erschien dann auch mal Frauchen. Teils in Hunden, teils in Koffern wühlend, wurde schließlich alles verstaut, Mathilde und die Mama bekamen die letzten Ermahnungen, und dann ging es los. Die Häuser verschwanden, die Straße tat sich auf, die lange Straße, die an Wäldern und Dörfern vorbei einmal zu unserem Ziel, dem Traumsee, führen mußte.
Muckelchen zeigte sich heute von seiner besten Seite. Die Maschine surrte kaum hörbar, das Tachometer kletterte bergan bis auf siebzig, eine für Muckelchens Verhältnisse geradezu atemberaubende Geschwindigkeit. Es ging hügelauf und hügelab durch dunkle Waldschluchten, an Feldern vorbei, auf denen eine gelbe van-Gogh-Sonne lag, an wohlhabenden Höfen, baumumstanden auf Kuppen, an Kirchtürmen, aus fernen Mulden gegen den Himmel schießend.
Auf der Hundebank hinten war es zunächst eine Weile lang ruhig. Ich drehte zwischendurch mal den Rückspiegel: alle drei standen nebeneinander unbeweglich wie die Spielzeugtiere, nur die Köpfe wanderten mit der Gegend mit, folgten den weidenden Pferden, fliegenden Krähen. Cocki in der Mitte, Peter links neben mir, Weffi auf der anderen Seite, hinter Frauchen. Dann fing Peter an. Ich fühlte seine Pfoten plötzlich auf meiner Schulter und sein Köpfchen an meiner Schläfe. Wenn ich das Auge etwas zur Seite drehte, ohne die Straße aus dem Blickfeld zu lassen, konnte ich gerade noch einen Schimmer seines eisengrauen Stirngelocks wahrnehmen. Er hatte erst eine Weile an seiner Scheibe nach einem Luftspalt gesucht, hatte keinen gefunden und preßte nun seine Nase an den Rand meiner Vorderscheibe. Einmal leckte er mich animierend hinterm Ohr. Weffi mußte das auf seiner Seite natürlich sofort nachmachen und noch weitertreiben. Er begnügte sich nicht damit, seinen Kopf frei nach Peter an Frauchens Wange zu legen, sondern er kletterte gleich nach und hatte es nach einigen Minuten erbitterten Handgemenges geschafft, das heißt, er saß auf Frauchens Schoß, mit den Fellhosen schlotternd, den Hals ganz lang, die Nase gegen die Vorderscheibe pressend und sich mit einem tiefen Schniefer voll Sauerstoff pumpend. Alle paar Minuten wurde die Stellung gewechselt, es wurde auch aufgestanden, und dann sah Frauchen überhaupt nichts mehr, außer einem Fellpopo und einem Schwänzchen, das sich ihr teils in die Augen, teils gegen die Stirn bohrte und ihr den Hut aus dem Gesicht schob.
Das ließ Cocki nicht ruhen. Plötzlich legte sich eine schwere Last auf meinen rechten Arm, zwei dicke Löwentatzen mit langen seidigen Haaren darüber griffen ins Steuerrad, und während Muckelchen begann, gefährliche Schlangenlinien zu ziehen, wälzte sich mir der Löwe auf den Schoß. Zu gleicher Zeit begann Peterchen den Angriff und turnte auf der anderen Seite über meine Schulter nach vom. Ich konnte gerade noch bremsen und den Motor abstellen. Und dann besahen wir uns die Bescherung! Alle drei saßen quietschvergnügt und Kopf an Kopf mit uns vom und fanden das selbstverständlich und über alle Maßen komisch. Wir blickten uns an und — lachten!
»Ja, Kinder«, sagte ich dann, »wie stellt ihr euch das eigentlich vor, hm? Dicker,
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