Der Bund der Illusionisten 1
abwehren, und ich blieb stehen. » Du glaubst mir immer noch nicht, nicht wahr? Nicht ein einziges Wort.«
» Nein«, sagte er traurig. » Ich glaube dir nicht. Du bist meine Schwester, und allein der Gedanke daran, was man dir angetan hat, macht meine Seele wund. Die Mistkerle haben ein Kind gestohlen und verdorben. Das war die kleine Shirin, wie ich sie in Erinnerung habe. Sie haben sie verbogen und benutzt und vermutlich hinter ihrem Rücken über sie gelacht, während sie es getan haben. Aber all das bringt mich nicht dazu, dir jetzt zu vertrauen. Ich kann nichts von ihr in dir sehen. Sie war süà und vertrauensvoll und freundlich.« Er verschränkte die Arme; seine gesamte Haltung zeugte von Abwehr. » Und jetzt bleibe ich mit einer verwirrenden Frage zurück. Warum nur willst du, dass wir an diesen Einmarsch der Eisernen glauben?«
Ich antwortete nicht. Was hätte ich auch sagen können?
» Es muss einen guten Grund geben. Es ist irgendein Ablenkungsmanöver, ja? Du willst, dass wir uns über den falschen Ort Sorgen machen oder die falsche Art von Gefahr. Was hat die Bruderschaft wirklich für uns geplant, Legata? Ich habe genug über sie gehört, um zu wissen, dass sie Meister der Unaufrichtigkeit, der Täuschung, der Intrigen und Gegenanschläge sind. Und das hier muss so etwas sein, da bin ich mir sicher. Du bist die Tochter von General Gayed und die Schülerin von Rathrox Ligatan. Aemid sagt, sie glaubt, dass du auf den ausdrücklichen Befehl des Exaltarchen Bator Korbus hierhergeschickt worden bist. Alle drei Männer sind einst von Kardiastan gedemütigt worden. Du bist als die Speerspitze ihrer Rache hierhergeschickt worden, Shirin. Haben sie gewusst, dass du meine Schwester bist, als sie dich aufgenommen haben? Sie wussten es, nicht wahr? Solltest du unser aller Vertrauen erschleichen, mich dann töten und selbst die Position als Illusionistin einnehmen? Ist es das, was du vor uns verbergen willst, indem du uns diese phantastische Geschichte von den Eisernen erzählst, die angeblich über die Apenaden kommenâ eine Geschichte, die du praktischerweise erst jetzt erzählst, da deine wichtigste Täuschung aufgedeckt wurde?«
Ich sagte immer noch nichts; mir fielen einfach keine Worte ein, um ihn von der Wahrheit zu überzeugen.
Ein flüchtiger Ausdruck von Qual huschte über sein Gesicht. » Oh, Shirin, Shirinâ es tut so weh, dich anzusehen, zu sehen, was sie aus dir gemacht haben. Es hätte so leicht⦠anders sein können. Als Solad die Zehn in die Illusion geschickt hat, habe ich geweint, weil sie dich nicht mitgenommen haben. ⺠Können es nicht elf sein?â¹, habe ich gefragt. Shirin, wir sollten hier nicht als Feinde stehen. Wir sollten Ehemann und Ehefrau sein, und Kinder sollten zu unseren FüÃen spielen. Du hast bei uns gelebt, du hast gesehen, was für ein Volk wir sindâ kannst du jemals eine von uns sein?« Er musste gewusst haben, dass die Frage lächerlich war. Es war genau das, was ich mir wünschte, und genau das, was seine Unfähigkeit, mir zu glauben, unmöglich machte.
» Was immer ich auch sage, du wirst dennoch an mir zweifeln«, sagte ich. » Die Wahrheit bleibt die gleiche. Ich bin nicht dein Feind, Temellin. Nicht mehr.«
Der Blick, den er mir jetzt zuwarf, war von herzzerreiÃender Traurigkeit. » Ich vermute, ich sollte dir nicht vorwerfen, was du bist. Ich wurde als Kind zur Illusion gebracht; du wurdest nach Tyrans mitgenommen. Wäre es umgekehrt gewesen, wer könnte sagen, was dann geschehen wäre? Und du hast natürlich Recht; egal was du sagen würdest, ich habe meine Zweifel. Du hast zu viel Macht und das Potenzial für noch viel mehr. Wir können dir nicht die Freiheit geben, vielleicht niemals. Als ich mein Schwert auf dich geschleudert habe, tat ich das voller Leidenschaft, und es war übel, dass ich es tat. Ich bin froh, dass du dich wohlüberlegt dagegen geschützt hast, denn Cabochon weiÃ, du bist immer noch meine Schwester, und ich will nicht, dass du stirbst. Aber vielleicht wäre es tatsächlich gütiger gewesen, wenn du gestorben wärst, denn ich bezweifle, dass du jemals freigelassen werden kannst.«
Mein Herz flatterte absurd; in seinen Augen standen Tränen.
» Es war nicht wohlüberlegt«, sagte ich, aber ich bezweifelte, dass er das hörte.
» Es tut mir leid, Shirin. Es
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