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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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normales Frühstück. Ich starrte es an, ohne wirklich Appetit zu haben.
    Ich stieß mein Messer in den Fisch, aber mehr in einer Geste der Empörung über meine Situation als in der Absicht, wirklich etwas zu essen. Und dann roch ich etwas, das irgendwie nicht richtig zu sein schien: einen schwachen Geruch von Widerwärtigkeit. Er kam mir vage vertraut vor, und dann, einen Moment später, wusste ich auch, wieso: Er erinnerte mich an die Verheerung.
    Ich starrte den Fisch an; er wirkte ganz normal. Ich öffnete die Handfläche und hielt die linke Hand über die Mahlzeit, ohne wirklich zu glauben, dass diese Geste irgendetwas bewirken würde. Und doch sah ich plötzlich mitten im Fisch eine zuckende schwarze Masse. Voller Ekel stieß ich das Tablett mitsamt allem, was darauf war, von mir weg und auf den Boden.
    Einige Zeit später kehrte Reftim zurück, um das Tablett wieder abzuholen. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht, und sein erster Schritt ins Zimmer– noch bevor sein Blick den leeren Tisch und das Essen auf dem Boden gefunden hatte– wirkte so lahm, als wäre es die Bewegung eines alten Mannes. Dann erbleichte er, und jegliche Farbe wich aus seinem rundlichen Gesicht, so abrupt, dass ich schon dachte, er würde ohnmächtig werden. Sein schlechtes Gewissen war offensichtlich, aber ich wusste, dass er nicht der Drahtzieher war. Ich stand da und lehnte wartend an der Tür, während er wortlos die Sauerei wegräumte. Als er fertig war und mit dem Tablett wieder gehen wollte, blieb ich ungerührt an Ort und Stelle, so dass er gezwungen war, vor mir stehen zu bleiben.
    Â» In all den Jahren, die ich für die Bruderschaft gearbeitet habe, habe ich nicht ein einziges Mal jemanden vergiftet«, sagte ich.
    Die Farbe kehrte so schnell in sein Gesicht zurück, wie sie es zuvor verlassen hatte. » Magoria…«, setzte er an, aber seine Scham hielte alle weiteren Wörter in seiner Kehle zurück.
    Â» Glaubst du, der Illusionist würde so etwas gutheißen?«
    Er antwortete nicht darauf.
    Natürlich brauchte ich nicht darauf zu hoffen, dass er ihm von dem Versuch berichtete– nicht, wenn er selbst darin verwickelt war. » Sag Pinar, dass sie sich etwas Besseres einfallen lassen muss«, sagte ich und trat zur Seite, um ihn nach draußen zu lassen.
    Als er gegangen war, ging ich zum Schreibtisch und schlug mit der flachen Seite meiner rechten Hand auf die Tischplatte, brachte all meine unterdrückte Wut und Ohnmacht zum Ausdruck. Meine Hilflosigkeit erstickte mich. Ich stürzte vom Tisch weg, vergaß das von nichts begrenzte, schwebende Wasser und rannte hinein, so dass die Fische sich überall im Zimmer verteilten.
    Â» Vortexverdammt!«, rief ich und richtete meine Wut auf die Illusionierer. » Glaubt ihr, ein vergiftetes Kind wird euch irgendwie nützen? Wieso helft ihr mir nicht, hier rauszukommen? Oder schickt mir wenigstens irgendwas Nützliches, wie ein– ein – ein Buch!«
    Ich blieb noch einen Moment so stehen, die Hände in die Seiten gestemmt, und beruhigte mich wieder.
    Dann bückte ich mich und sammelte die Fische ein, die zuckend und nach Luft schnappend auf dem Boden lagen, und stopfte sie in das zurück, was vom Wasser übrig geblieben war.

22
    Am Morgen nach dem Vergiftungsversuch brauchte ich nicht lange, um zu erkennen, dass während der Nacht größere Veränderungen vorgenommen worden waren. Die Fische und alle anderen nutzlosen Schmuckstücke waren verschwunden. Stattdessen war der Raum von der Decke bis zum Boden mit Regalen ausgestattet, und auf jedem Regalbrett befanden sich Bücher und Schriftrollen aus Pergament.
    Noch nie hatte ich außerhalb der Öffentlichen Bibliothek von Tyr eine derartige Sammlung gesehen; selbst die meisten gelehrten Menschen besaßen nur selten mehr als drei oder vier hochgeschätzte Bücher. Es kostete Geld, ein Buch abschreiben zu lassen, und die meisten Leute konnten es sich nicht leisten.
    Ich rollte von meiner Pritsche herunter und ließ meinen Blick über die grob verzierten Buchrücken schweifen, die alle in Kardisch beschriftet waren. Bei dem ersten Buch handelte es sich um ein mit Illustrationen versehenes Kompendium über die Süßwasserfische in Kardiastan. Das nächste war ein Band, der hauptsächlich Daten und Zahlen beinhaltete und, soweit ich erkennen konnte, detailliert die Höhe und

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