Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
Frage stellt, dass mein Sohn geeignet ist, nach mir zu regieren? Am Ende hat er vielleicht recht. Und ich glaube nicht, dass er der Illusionisten-Erbe sein will, auch wenn er nach Arrant der Nächste in der Reihe ist. Auch wenn ich weiß, dass er immer eifersüchtig auf mich war. Wie hätte er das auch nicht sein sollen? Er wusste mehr als ich, er war der Älteste, aber der Zufall der Geburt bestimmte, dass ich der Illusionist sein würde. Und als er herausfand, dass Sarana am Leben war und mehr Anrecht auf die Stellung des Illusionisten hatte als irgendjemand sonst, wurde alles nur noch schlimmer für ihn.«
» Und du glaubst nicht, dass ein eifersüchtiger Mann auch ein Verräter sein kann?«
» In Kordens Fall? Niemals! Er kämpft ständig mit seiner Eifersucht, aber sein Sinn für Ehre lässt nicht zu, dass er ihr nachgibt. Abgesehen davon kann er mich nicht anlügen, wie du weißt. Wenn er sagt, er will nicht der Illusionisten-Erbe sein, kann ich seine Aufrichtigkeit spüren; sie ist für mich genauso wirklich wie die Blüten im Garten.«
» Eine praktische Fähigkeit, wirklich. Diejenige, um die ich euch Magori am meisten beneide, denke ich.« Sie stellte sich jetzt hinter ihn und legte ihm die Hände auf die Schultern. Dann begann sie sanft, die Spannung in seinem Nacken und seinem Rücken wegzumassieren. » Vielleicht ist Korden so loyal, wie es ihm möglich ist, wie du sagst. Aber er stellt trotzdem die Interessen seines eigenen Nachwuchses über die irgendwelcher Nachkommen seiner Freunde; du solltest das nicht vergessen. Und seine Liebe zu seiner Familie macht ihn blind für deren Fehler. Lesgath? Kordens jüngster Sohn ist keine blitzende Klinge auf dem Übungshof! Und sein Ältester, dieser tolle Bursche? Korden möchte, dass Firgan deinen Arrant ersetzt? Kein guter Mann. Kein guter Mensch.«
Temellin schloss die Augen; er lehnte sich zurück, um ihre geübten Finger zu genießen, während sie seine verspannte Muskulatur besänftigte. » Firgan? Er hat während des Krieges hervorragend gekämpft, und er hat großen Mut gezeigt. Die Siege im Graben sind seinen Fähigkeiten als Anführer zu verdanken.«
» Gute Soldaten sind nicht zwangsläufig auch gute Männer, das weißt du nur zu gut. Tatsache ist, dass er ein übler Kerl ist– wenn auch mit einem hübschen Körper. Gib es zu.«
Er zuckte mit den Schultern, weigerte sich, es sich einzugestehen, obwohl er wusste, dass es stimmte.
» Leute mit gemeinen Seelen behandeln eine bezahlte Dienerin wie mich auf die gleiche Weise, wie die Tyraner ihre Sklaven behandeln. Sie beachten uns nicht, überhaupt nicht. Und seine Seele ist weit mehr als nur gemein, Tem. Nimm dich in Acht.« Sie machte eine Pause und sagte dann: » Aber charismatisch ist er, das gestehe ich ihm zu. Er hat sowohl bei den Magori Anhänger als auch bei den Nicht-Magori, die in der Armee dienten. Ein Mann für Kämpfernaturen. Gefährlich. Kühn. Verräterisch.«
Temellin war beeindruckt. Hellesia war beunruhigend scharfsinnig. Firgan hatte oft genug angedeutet, es wäre an der Zeit, dass Kardiastan seine Grenzen ausdehnte und dass sie zur Sicherung zukünftigen Wohlstands die Lücke ausfüllen sollten, die durch den Zerfall des Exaltarchats entstanden war. Der Mann fand Gefallen am Krieg, und das Einzige, was ihn bislang zurückhielt, war, dass seine Anhängerschaft noch nicht sehr groß war. Die meisten Magori hatten keine Lust mehr zu kämpfen.
» Und was ist mit Kordens anderen Kindern?«, fragte er.
» Ich habe gehört, dass das nächste– ich habe den Namen vergessen– über beachtliche Magoroth-Fähigkeiten und ein lieblicheres Wesen verfügt. Unglücklicherweise hat sie keinerlei Ehrgeiz und interessiert sich für nichts anderes als das Wachstum ihrer Familie. Ich glaube, sie hat fünf Kinder, nach der letzten Zählung.«
» Ihr Mangel an Ehrgeiz ist eine Enttäuschung für Korden«, pflichtete er ihr bei.
» Dieses dumme Mädchen kann nicht älter als sechsundzwanzig sein. Nach ihr kommt noch ein Haufen anderer, die ich nicht kenne. Alle sind verheiratet und leben in anderen Städten. Dann sind da die Zwillinge Ryval und Myssa. Sie verabscheuen einander, wie die Bediensteten sagen, aber sie scheinen dennoch nicht voneinander getrennt leben zu können. Sind ein Liebespaar, seit sie ungefähr dreizehn sind, trotz ihrer gegenseitigen Abneigung. Ich weiß, dass ihr Magori viel von Geschwisterbeziehungen haltet, aber gerade diese scheint mir ein bisschen arg verdreht zu
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