Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Titel: Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
nein, nein, oh nein, bitte mach, dass es nicht wahr ist, bitte lass alles einen Traum sein, bitte, bitte, bitte …
    » Bist du wach?« Die Stimme neben ihm, die auf seine Bewegungen reagierte, war vertraut.
    Hellesia. Aber er wollte Hellesia nicht sehen. Er wollte niemanden sehen. Er wollte sterben. Nichts mehr wissen.
    Tarran? Tarran! Oh Götter, Tarran, bitte, wo bist du? Habe ich dir wehgetan?
    Das Schweigen, das auf seinen gequälten Ruf folgte, war so umfassend, wie es die Dunkelheit während seiner Bewusstlosigkeit gewesen war.
    » Ja«, sagte er. Denn am Ende musste man weiterleben. Und leiden. Und hassen, wer man war. Denn am Ende konnte man nichts anderes tun. » Ja, ich bin wach.« Tarran? Bitte sag mir, dass es dir gut geht.
    Sie stand auf und drehte die Lampe heller. » Hast du Schmerzen?«
    Er antwortete nicht.
    » Du hast dich verbrannt.« Ihre Stimme war sanft. Beruhigend. Sie wusste, wie es war, wenn man verletzte. Verletzt wurde. Sie war eine Sklavin gewesen.
    » Wie viele habe ich diesmal getötet?«
    Seine direkte Frage brachte sie dazu zusammenzuzucken, aber sie antwortete genauso unverblümt. » Einen. Lesgath Korden.«
    Er ließ sich nicht täuschen. » Aber…?«
    » Ein paar andere sind verletzt.«
    » Wer?«
    » Ein paar gebrochene Knochen und ein Schädelbruch, aber sie werden sich im Laufe der Zeit erholen. Perradin war der Einzige, der schwer verletzt wurde. Sie– sie sind nicht ganz sicher, ob er es überleben wird.«
    Perradin. Ausgerechnet er. Warum?
    Er zitterte. Schmerz schoss durch ihn hindurch, eine intensive Qual, die jeden Gedanken unterbrach, und er wusste nicht mehr, ob der Schmerz ursprünglich körperlich gewesen war oder ein Riss in seiner Seele. Perradin hatte ihn gebeten zu sagen, dass er krank sei und an diesem Tag nicht kämpfen könnte. Perradin.
    Hellesia war erbarmungslos. » Die kleine Serenelle Korden hat einen Großteil der Klasse gerettet, indem sie rechtzeitig einen Schutzzauber errichtet hat.«
    Er dachte darüber nach. » Sie war im Unterricht immer die Beste, wenn es um Bannzauber ging. Und auch sehr schnell.« Eine nüchterne Aussage, mit vernünftig klingender Stimme gesprochen; er war stolz darauf. Als wäre die Welt nicht wieder zerborsten. Als wäre er nicht wieder schuld. Als hätte er nicht wieder Menschen verletzt, die er liebte. Er konnte keine Trauer für Lesgath erübrigen, aber Perry … Jahan und Jessah; Temellin– Götter, hörte es denn nie auf, dass er jene verletzte, die ihm etwas bedeuteten? Und wo war Tarran?
    Sag mir nicht, dass ich ihn auch getötet habe.
    » Ich werde einen von den Heilern holen«, sagte Hellesia. » Diese Verbrennung muss wehtun.«
    » Nein.« Er griff nach ihr, packte ihre Hand. » Nein. Ich will keinen Heiler. Ich will niemanden sehen.«
    » Die Imaga, die sich um dich kümmert, hat mir aufgetragen, sie zu holen, sobald du aufwachst. Sie hat gesagt, dass du unter Schmerzen leiden würdest.«
    » Es macht mir nichts. Ich will niemanden sehen.«
    Sie stand unentschlossen da.
    » Wie lange war ich bewusstlos?«
    » Es ist gestern passiert. Jetzt ist kurz vor Tagesanbruch. Ich sollte wirklich…«
    » Nein, Hellesia. Im Augenblick möchte ich allein sein.«
    Tarran. Tarran? Wo bist du? Ich möchte nicht wirklich allein sein. Bitte sag mir, dass du nicht verletzt bist.
    Aber eines der letzten Dinge, an die er sich erinnerte, war Tarrans Schrei. Tarran, der sein ganzes Leben mit Schmerz gelebt hatte, hatte in seinem Kopf geschrien– und war verschwunden wie eine Kerze, die mit den Fingerspitzen ausgedrückt wird.
    Hellesia zögerte noch. » Wir haben nach deinem Vater und Jahan geschickt.«
    » Gut. Und jetzt geh, bitte.« Es gelang ihm diesmal nicht, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken.
    Sie berührte seine Hand. » Es tut mir leid«, flüsterte sie. Sie drehte die Lampe wieder herunter und verließ das Zimmer.
    Er lag reglos in dem schwach beleuchteten Raum. Und er erinnerte sich: Firgan. Sein jubelnder Triumph. Firgan hatte gewusst, dass sein Bruder sterben würde, und es hatte ihn nicht gekümmert. Er hatte gewusst, dass Arrant die Kontrolle verlieren würde. Er hatte gewusst, was passieren würde. Wie? Er rief sich die Ereignisse ins Gedächtnis. Firgans Hand, die seine Schulter drückte. Und jetzt schmerzte diese Schulter, als wäre sie verbrannt worden. » Hat er irgendwie Macht auf mich übertragen?«, flüsterte er. » Damit ich zu viel hatte und die Kontrolle verlor?«
    Aber das war nicht möglich.

Weitere Kostenlose Bücher