Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
gehen.«
» Ich werde warten«, sagte der Mann.
Arrant öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber Eris’ Blick war unerbittlich. Arrant nickte und stieg die Stufen hinauf. Grevilyon trat vor, sobald Arrant die oberste Stufe erreicht hatte.
» Willkommen in der Halle des Magoroth-Rates, Magor Arrant, Illusionisten-Erbe«, sprach er die formelle Begrüßung. Er lächelte nicht. » Ich werde Euch zu Eurem Platz führen.«
Sie traten durch die breite Tür, und er fand sich in einer großen Eingangshalle wieder. Leute hatten sich zu unglücklichen Gruppen zusammengefunden, aber sein Eintreten genügte, um jede Unterhaltung verstummen zu lassen. Arrant versuchte, sowohl das Schweigen als auch die auf ihn gerichteten Blicke zu ignorieren, als er und Grevilyon zwischen den Menschengruppen hindurch quer durch die Halle schritten. Er sagte ruhig: » Magor, es tut mir zutiefst leid, was mit Perry passiert ist. Bitte, sagt mir, wie es ihm geht.« Seine Stimme hallte deutlich hörbar durch die Stille, die seit seinem Eintreten herrschte. Er zuckte zusammen.
» Er hat eine Reihe von Knochenbrüchen, und wir glauben, dass eine Rippe in die Lunge gedrungen ist. Er hat auch ein paar Verbrennungen. Die Verletzungen waren ernst, aber wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Er ist stark, und es sind immer Heiler an seiner Seite.«
Die Kälte kehrte zurück. Etwas hölzern sagte er: » Bitte übermittelt Magoria Jessah mein Bedauern. Ich habe von Eurer Familie nichts als Freundlichkeit erfahren, und es… es zerstört mich, dass ich Euch allen das angetan habe.« Die Worte waren zu förmlich, wie er wusste. Zu kalt. Er wusste nicht, ob es irgendwelche Worte gab, die auch nur anfangen konnten zu beschreiben, wie er sich fühlte.
» Wir wissen, dass Ihr es nicht gewollt habt«, sagte Grevilyon; seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber in den Worten schwang Wut mit. » Doch das macht es nicht leichter, es zu ertragen.« Er sah Arrant an, und die Wut verwandelte sich in Kummer. » Meine Mutter wagt nicht, seine Seite zu verlassen. Und Ihr sollt wissen, dass ich nicht für Euch stimmen werde. Ich will Euch nichts Böses, versteht das bitte, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr einen guten Illusionisten abgeben werdet, nicht nach diesem Vorfall. Ich habe anfangs anders gedacht– ganz besonders nachdem Ihr auf das Abkommen geschworen habt. Ich habe noch nie so viel reine, unbefleckte Macht gesehen wie damals. Ich mag Euch, Arrant, aber unser nächster Illusionist muss jemand sein, der seine Macht kontrollieren kann.«
Arrant nickte. In seiner Kehle saß ein Kloß, der zu groß war, um ihn sprechen zu lassen. Würde der Rat dann also darüber abstimmen, ob er sich als Erbe eignete?
Wortlos durchquerten sie den Raum und betraten den Versammlungssaal. Es fehlte ihm zwar die marmorne Pracht eines tyranischen öffentlichen Gebäudes mit seinem hohen gewölbten Dach und den Säulen, aber er war trotzdem erstaunlich schön. An den Wänden aus polierten gebrannten Lehmziegeln befanden sich gekachelte Nischen, in denen Büsten derjenigen Magoroth standen, die während des Massakers beim Schimmer-Festival umgebracht worden waren. » Bei Acherons Nebeln«, dachte er, » so viele von ihnen waren Kinder.« Er hatte es gewusst, aber erst jetzt, da er ihre Gesichter sah, wurde ihm das ganze Ausmaß der Tragödie bewusst. Diese Kinder waren die Zeitgenossen seiner Eltern gewesen. Irgendwo dort stand auch die Schwester seines Vaters. Er fragte sich, ob es eine Büste von demjenigen gab, der sie alle verraten hatte: Saranas Vater Solad. Er glaubte es allerdings nicht.
Das Dach war aus Stein und gewölbt; eine Reihe von Schlitzen im oberen Teil der Wände leiteten gedämpftes Sonnenlicht ins Innere, so dass die Terrakotta-Dachziegel leuchteten. Eine Glocke hing von dem mittleren Bogen, aber es gab keinen Mechanismus, um sie zu läuten.
Die polierte Achatboden war stufig, was bedeutete, dass alle freies Blickfeld auf die Bühne vor sich hatten. Ein einzelnes Steinpult beherrschte die Bühne; dahinter waren zwei Reihen aus Steinstufen mit Bänken für die Sprecher, die darauf warteten, an die Reihe zu kommen.
» Setzt Euch auf die Bank«, sagte Grevilyon. » Es wird nicht mehr lange dauern. Sobald der Schatten die Stunde der Sonnenuhr in den Gärten berührt, wird der Kammerherr des Saals die Glocke läuten.« Er deutete nach oben. » Ihr könnt sitzen bleiben, wenn Ihr möchtet, da Ihr verletzt seid. Aber hört auf meinen
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