Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
seine linke Hand mit der Handfläche nach oben mitten auf die Tischplatte. Korden stand neben ihm, zog sein Schwert aus der Scheide. Die durchscheinende Klinge füllte sich mit dem Gold der Macht. Sie warteten, beide ruhig und still, während Korden einen Schutzbann errichtete, der Arrants Hand und den Raum über dem Tisch umfing. Er verstärkte ihn mit Beschwörungen. Dann nickte er Arrant zu. » Prüfe ihn. Kannst du deine Hand wegziehen?«
Arrant zog seine Hand zurück und schob sie wieder hinein. » Ich bin bereit.«
Korden ließ die Klinge in den Bann gleiten und benutzte die Schneide, um der Länge nach eine Linie– nicht breiter als ein Haar– über den Cabochon zu ziehen. Farbe begann auszuströmen. Gold. Wunderschönes, fließendes Gold, ein satter, schwingender Farbton.
Arrant konnte nicht verhindern, dass er nach Luft schnappte. Die Intensität des Verlustes war so groß, dass ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Sein ganzes Sein floss in einem Strom aus Gold aus ihm heraus. Alles, was er war oder was er hätte sein können. Seine Essenz, sein Kern, seine Magorschaft, seine Integrität wurde seinen Knochen entzogen, seinem Fleisch gestohlen, seiner Haut entrissen. Jeder Tropfen Macht wurde um den Preis einer Qual gesammelt, die so tief wurzelte, dass er dachte, sie würde ihm das Leben rauben, als die Macht von ihm wegströmte.
Er versuchte zu rufen. Er versuchte, seine Meinung zu ändern. Seine Weigerung hinauszuschreien, die Flut aufzuhalten. Er versuchte, nur ein einziges Wort zu sagen. Versuchte es immer und immer wieder. Nein. Nein. Nein. Er öffnete den Mund, um sich zu weigern, um zu flehen– aber es kam kein Laut.
Er hatte noch nie solchen Schmerz erlebt. Er hatte nicht gewusst, dass es überhaupt möglich war, so viel Schmerz zu spüren. Es war der Tod. Kein rascher Tod, sondern eine ganze Ewigkeit des Sterbens. Und er konnte nicht einmal schreien.
Am Ende gab es nur noch einen einzigen Gedanken. » Papa, es tut mir leid, dass ich nicht der Erbe bin, auf den du stolz sein könntest… es tut mir so furchtbar leid.«
Göttin!
Ligea flog die Stufen hoch, nahm zwei auf einmal. Einer Panik so nahe wie nie zuvor, achtete sie nicht auf irgendwelche Bediensteten, die sie anstarrten. Sie raste um die Balustersäule am oberen Ende herum, riss die Tür zu ihren persönlichen Gemächern auf. Versetzte Narjemah, die dort im Atrium saß und nähte, in Todesangst. Packte den Lehmbrocken der Illusionierer mit zitternden Händen und wartete keuchend. Wartete darauf, dass der Lehm sich veränderte.
Narjemah kam mit bleichem Gesicht an ihre Seite. » Der Illusionist?«, flüsterte sie.
» Ich weiß es nicht. Götter, ich weiß es nicht. Etwas Schreckliches ist geschehen. Es war, als würde mir das Herz herausgerissen.«
Der Lehmbrocken veränderte sich, und Temellins Gesicht tauchte auf. Er lächelte. » Nein, nicht Temellin.« Entsetzt sah sie Narjemah an. » Es muss Arrant sein. Und Temellin weiß es noch nicht einmal.«
Sie zog ihr Schwert aus der Scheide und beförderte es in die rechte Hand, um ihren Cabochon anzusehen. » Hilfst du mir?«
Narjemah erriet ihre Absicht sofort und packte sie am Arm. » Nein! Niemals. Du bist zu weit weg. Keine Essenza kann so weit reisen und dann rechtzeitig wieder in den Körper zurückkehren. Du wirst da draußen sterben. Körperlos sterben und ins Nichts verklingen.«
» Aber ich muss wissen, was passiert ist.«
» Dann geh nach Madrinya. Tyrans wird nicht zerfallen. Die meisten Hochgeborenen sind bereits hergekommen und haben den Saum deines Gewandes geküsst. Es fehlt nur noch Devros von den Lucii, und mit dem werden Gev und Valorian und der Senat klarkommen. Tatsächlich ist es Zeit. Es ist Zeit, dass Ligea zu Sarana wird und nach Hause zurückkehrt.«
Ligea holte tief Luft und beruhigte sich. » Oh Narjemah, ich weiß nicht mehr, was mein Zuhause ist. Aber ja, du hast recht. Es ist Zeit, dass ich zu ihnen gehe.« Sie schob das Schwert zurück in die Scheide. » Und ich werde die Qual ertragen müssen, wochenlang nicht zu wissen, was passiert ist, bis ich dort bin. Oh Göttin, Narjemah, was ist, wenn Arrant gestorben ist?«
Die Tür zum Zimmer des Illusionisten im Magoroth-Pavillon wurde aufgerissen, und Jessah stürzte herein. Ihr Anoudain war zerknittert und schmutzig. Ihre Haare schienen seit Tagen nicht mehr gekämmt worden zu sein. Sie sah entsetzt von Arrant zu Korden. Über dem Tisch war eine Säule aus Gold, die sich funkelnd drehte. Das Glühen
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