Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
und ihnen nichts weiter als eine traumatische Erfahrung beschert hat. Die verkohlte, verbrannte Leiche meines Bruders, die qualmend im Sand lag…« Seine Stimme brach, und er kämpfte darum, die Beherrschung nicht zu verlieren. » Es gibt nur einen Weg, wie wir sicher sein können. Arrants Cabochon muss zerstört werden.«
20
Firgans Worte brachten jede Bewegung im Saal zum Erliegen. Dann brach über alle Anwesenden – außer Arrant selbst – das Entsetzen herein, das weiter durch den Raum hallte, als die Worte schon längst verklungen waren. Und alle Magoroth ballten unwillkürlich entsetzt die linke Hand, als würden sie darüber nachdenken, was es bedeutete, ein Nicht-Magori zu werden.
Niemals wieder die wahre Nähe der Liebe und Freundschaft zwischen Magori zu erleben. Niemals wieder den Höhepunkt des Liebesspiels zu erleben, der von der Berührung zweier Cabochone herrührte. Die Fähigkeit, zu verlieren, Schmerz zu dämpfen und zu heilen; andere nicht mehr spüren zu können und ihre Emotionen nicht mehr als körperliche Anwesenheit wahrnehmen zu können, nicht mehr in der Lage zu sein, die eigenen Gefühle zu einer machtvollen Form der Kommunikation zu verfeinern. Das Magorschwert und die Sicherheit, die es bot, aufgeben zu müssen. Das Recht zu verlieren, mit dem Titel angesprochen zu werden. Nicht mehr länger ein Mitglied der herrschenden Klasse des Landes zu sein, nicht mehr länger respektiert zu werden, weil man ein Magorkrieger war und Magorfähigkeiten besaß.
Arrant sah ihr Entsetzen, aber er konnte es nicht nachempfinden. » Ich habe den größten Teil meines Lebens gewöhnlich gelebt«, dachte er. » Es ist nicht so schrecklich, oder?«
Ungar rührte sich als Erste, und sie sprach auch als Erste. Sie sprang auf. » Nein! Alles, nur das nicht. Einen Cabochon zu zerbrechen war ein Teil der Schreckensherrschaft der Tyraner, es war etwas, das sie denen zugefügt haben, die sie gefangen nehmen konnten– eine unerträgliche Qual. Und Ihr würdet wirklich den Sohn unseres Illusionisten auf diese Weise verstümmeln? Ich werde niemals zulassen, dass so etwas in meinem Namen geschieht.«
Gretha richtete sich zornentbrannt auf. » Dann tut es in meinem Namen. Ich habe wegen dieses– dieser Abscheulichkeit von Magoroth einen Sohn verloren. Wie viele müssen noch sterben, bevor seine verdrehte Macht kastriert wird?«
» Ich könnte dem Illusionisten nie wieder ins Gesicht sehen, wenn ich so etwas befürworten würde«, rief jemand aus dem hinteren Teil des Saals.
Berrin versuchte, die Ordnung wiederherzustellen, aber er wurde nicht beachtet. » Bringt es den Magor zurück, den wir verloren haben, wenn wir einen anderen zerstören?«, fragte jemand aus der Menge.
» Mein Bruder schwebt noch immer zwischen Leben und Tod«, sagte Grevilyon zu Gretha, » und trotzdem würde ich eine solche Bestrafung niemals für gerechtfertigt halten. Und auch meine Eltern würden es nicht tun.«
» Nun, sie sind nicht hier, oder?«, rief Ryval ihm zu. » Und wir sind es!« Ausnahmsweise einmal nickte Myssa und stimmte mit ihrem Zwillingsbruder überein.
Stimmen erhoben sich jetzt überall im Saal, stritten voller Leidenschaft. Berrin wollte für Ruhe sorgen und hob eine Hand, aber die Geste war so wirkungsvoll wie eine Hand, die man gegen den Sand der Zitterödnis erhebt.
Arrant lauschte, auf kalte Weise unbeteiligt, als wäre er gar nicht derjenige, über den da diskutiert wurde. Er hatte den Eindruck, als wären mehr auf Ungars Seite. Und auf seiner, wie er vermutete. Einen Cabochon zu zerbrechen war zu barbarisch, und es erinnerte zu sehr an die Schrecken der Besatzungszeit und der Versklavung.
Arrant blickte Berrin an. » Bringt sie zum Schweigen«, sagte er. » Ich möchte etwas sagen.«
Berrin hielt sein Schwert schräg in die Höhe und schickte einen Machtstrahl nach oben, der die Glocke unter dem Dach bimmeln ließ. Selbst so dauerte es ein paar Augenblicke, bis die erregten Stimmen zu bloßem Gemurmel verklungen waren. » Magor Arrant möchte sich an den Rat wenden«, sagte Berrin formell. » Aber bevor er das tut, möchte ich alle daran erinnern, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt, über die wir nachdenken sollten, bevor wir eine unwiderrufliche Entscheidung treffen. Er könnte freiwillig ins Exil gehen.«
Arrant lächelte ironisch. » Und stattdessen aus Versehen Tyraner töten?«, fragte er.
» Oder wir könnten dich hier für den Rest deines Lebens in einem Bann einsperren«, sagte Ryval,
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