Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
war so stark, dass sie den Blick abwenden musste. Sie richtete ihren entsetzten Blick auf Korden. » Was hast du getan?«
Er sah vom Boden auf, wo er hockte und Arrants Körper in den Armen wiegte. » Jess«, sagte er, und sein ungehinderter Kummer schwappte über sie hinweg. » Ich bin froh, dass du gekommen bist.«
» Was hast du getan ?«
» Das, was nötig war.« Er strich Arrant die Haare aus dem Gesicht. » Aber darin liegt so viel Ironie. Er hätte der Größte von uns allen werden können. Sieh dir nur diese Magie an, Jess. Sieh sie dir an.« Er starrte auf die sich drehende farbige Säule. » Hast du jemals etwas so Wunderschönes gesehen? Etwas so Reines?« Er wandte sich wieder Arrant zu und berührte sanft sein Gesicht. » Der Größte von uns allen– wenn er nur hätte kontrollieren können, was er besaß. Diese Macht hat meinen Sohn getötet, Jess. Ich habe dafür gesorgt, dass sie nie wieder töten kann. Es ist eine Ironie, dass etwas derart Strahlendes in einem so tapferen Jungen meinen Lesgath so mutwillig töten konnte.«
Sie sah zu der eingeschlossenen Magie. » Illusionslose Seele. Du… du hast seinen Cabochon zerschnitten?«
» Du solltest froh sein. Er hat deinen Sohn verletzt.«
» Froh? Niemals! Beim Sand, Korden, du bist krank. Wird er… wird er sterben?«
Er schüttelte den Kopf. » Nein. Und vielleicht ist das seine Tragik.«
Sie durchquerte den Raum und nahm Arrants linke Hand. Der Cabochon war jetzt nur noch farbiges Glas, und ein Riss verlief der Länge nach durch seine Mitte. » Nein«, sagte sie, und das Wort klang wie ein Schluchzer in ihrer Kehle. » Ich bin nicht froh. Illusionslose Seele, Korden, er war in meiner Obhut. Der arme Junge! Und wie soll ich das jemals Temellin erklären?«
» Ich weiß es nicht. Arrant hat meinen Lesgath getötet, aber ich denke, was ich ihm angetan habe, ist viel schlimmer. Ich habe den größten Magoroth, der je geboren wurde, zu etwas so… so Gewöhnlichem gemacht.« Er neigte den Kopf, und zum ersten Mal, seit Lesgath gestorben war, weinte er wirklich.
21
» Papa, wenn du in Madrinya bleiben willst, dann bleibe ich auch, und fertig. Keine Diskussionen mehr. Ich werde ganz bestimmt nicht nach Asufa und zu Theura Viska zurückkehren. Du bist krank gewesen und brauchst jemanden, der sich um dich kümmert.«
Garis sah zu Samia hinüber und unterdrückte einen Seufzer. Er hatte keine Ahnung, wie er in den nächsten paar Jahren mit ihr zurechtkommen sollte. Es war ja nicht so, dass sie stur oder gar ungehorsam war. Die meiste Zeit war sie genau so, wie er sich eine Tochter nur hätte wünschen können: pflichtbewusst, freundlich, liebevoll, intelligent, nachdenklich– bis sich eine Idee in ihrem Kopf festsetzte, die durch nichts zu entfernen war. Wie ein junges Kätzchen, dachte er. Ganz und gar weich und bezaubernd, bis zu dem Moment, in dem es einem seine Klauen in die Hand schlug.
» In Asufa befindet sich die Heiler-Akademie.« Seine letzte Verteidigungslinie und eine, die er schon benutzt hatte. Viele Male.
Er tätschelte seinem Slecz den Nacken. Während sie miteinander plauderten, trotteten sie auf diesem letzten Teil ihrer Reise gemächlich den gepflasterten Weg ins Tal von Madrinya hinunter. Sein Bein schmerzte. Nicht einmal Samias Heilerfähigkeiten waren in der Lage gewesen, den Schaden völlig in Ordnung zu bringen. Die Stadt kam in Sicht, die dicht stehenden Häuser, die einander anzurempeln schienen, die seltsam geformten Gebäude, die von einem Netz aus schmalen Straßen getrennt wurden. Und dahinter der Baumgürtel, der den in der Sonne schimmernden See säumte. Die Aufgabe, den Wald wieder aufzuforsten, nachdem die Tyraner gegangen waren, war ihnen allen am Herzen gelegen gewesen.
Er redete sich immer noch ein, dass sie ihre Tante lediglich besuchen würde, aber er wusste, dass sie sich noch vor ihrem Aufbruch aus Asufa entschieden hatte, ebenso lange hierzubleiben wie er. Und wer wusste, wie lange das sein würde? Seine Genesung hatte seine Ankunft in Madrinya, wo er Arrant beschützen sollte, verzögert, aber Temellin hatte angedeutet, dass er immer noch mit Problemen rechnete. Da der Zeitpunkt für Arrants Bestätigung als Illusionisten-Erbe näher rückte, würde Firgan verzweifelt nach Wegen suchen, ihn in Verruf zu bringen.
Kribbelnde Erwartung lief Garis’ Rücken entlang. Er hatte sich fürchterlich gelangweilt, während er sich erholt hatte, und auch seine Pflichten als Verwalter von Asufa hatten daran
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