Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
unterdrückte.
Samia gab ihm die Antwort. Sie hielt Arrants linke Hand hoch und zeigte ihrem Vater den Edelstein dort. Durch die Mitte verlief, zu fein und gerade, als dass es ein Unfall hätte sein können, der Länge nach ein Riss. Es sah aus, als hätte jemand die Schneide eines Magorschwertes darübergezogen. Alle Hoffnungen, die Garis gehabt hatte, dass alles noch ein glückliches Ende nehmen würde, brachen in diesem Moment in sich zusammen.
Die Tragödie hatte sich bereits ereignet, und jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, etwas daran zu ändern.
» Oh, meine illusionslose Seele«, flüsterte er. » Wer hat das getan?«
Abgesehen von der Heilerin und Arrant zogen sich alle in das angrenzende Wohnzimmer zurück. Temellin war derjenige, der die Geschichte größtenteils erzählte, mit ein wenig Unterstützung von Jessah. Es war eine traurige und bittere Geschichte. Garis und Samia wechselten einen Blick; die ganze Sache war sogar noch schlimmer, als sie für möglich gehalten hätten.
» Und Perradin?«, fragte Garis an Jessah gewandt. » Geht es ihm gut?«
» Es stand eine Weile auf Messers Schneide, aber die Heiler– und seine eigene Macht– haben ihn durchgebracht. Noch zwei Tage, und wir können ihn nicht mehr auf seiner Pritsche festhalten.«
» Hat er die gleiche Geschichte erzählt?«
Sie nickte. » Er konnte uns sogar noch mehr Details der Ereignisse erzählen, die zu alldem geführt haben. Er… er ist wild darauf, Arrant zu sehen. Ihm zu sagen, dass es ihm gut geht.«
» Wann ist all das passiert?«
Temellin antwortete. » Vor acht Tagen. Jessah hat sofort nach mir geschickt, als sie erfahren hat, dass Perradin verletzt war. Ich bin gestern angekommen. Arrant hat das Bewusstsein noch nicht wieder richtig zurückerlangt, seit Korden seinen Cabochon zerschnitten hat. Er wird zwischendurch wach, um etwas zu trinken, aber abgesehen davon…« Er verstummte, und es dauerte einen Moment, bevor er sich wieder genug gefangen hatte, um weiterzusprechen. » Er hat das nicht verdient.«
Garis sah weg; er bemühte sich, die Intensität der Gefühle zu ignorieren, die um den Illusionisten herumwirbelten.
» Er heilt«, sagte Samia. » Ich kann ihn wecken, wenn ihr das möchtet. Sein Körper ist noch im Schockzustand. Was passiert ist, war einfach zu… zu traumatisch. Manchmal ist es einfach das Beste, gar nicht erst anwesend zu sein, um mit etwas fertigzuwerden.« Das Letzte war einfach nur ein Zitat ihrer Lehrer, aber das machte es nicht weniger wahr.
Temellin nickte. Er richtete den Blick seiner blinden Augen auf sie. » Samia, ich habe deine Heilfähigkeiten selbst erlebt, als du gerade elf Jahre alt warst. Ich glaube, was ich an Sehfähigkeit noch besitze, ist ein Beweis dafür. Wie ist deine Einschätzung?«
Sie zögerte und warf ihrem Vater einen Blick zu; sie wollte nicht das Offensichtliche sagen. Schließlich sprach Temellin es für sie aus. » Ich weiß, dass er kein Magor mehr ist, was bedeutet, er wird nicht so schnell oder so gründlich heilen wie wir.«
Sie nickte erleichtert, als sie hörte, dass er keine unrealistischen Erwartungen hatte. » Ich denke, ich könnte helfen, seinen Körper zu heilen. Ich… ich weiß allerdings nicht, wie er seinen, äh, Geist heilen soll.«
Temellin stand auf und trat zum Fenster. » Geben wir ihm noch eine Nacht des Friedens. Morgen früh kannst du ihn wecken. Er muss schließlich auch essen. Ich habe nach Sarana geschickt«, fügte er hinzu, während er ausdruckslos in die zunehmende Dunkelheit blickte. » Sie kann vielleicht auch helfen.«
» Hast du Korden schon getroffen?«, fragte Garis.
» Nein. Ich war noch zu wütend.« Er wandte sich ihnen wieder zu. » So viel verkünde ich jetzt: Ich werde niemals zulassen, dass einer der Kordens Illusionisten-Erbe wird, solange ich lebe. Mehr als das, ich werde alles in meiner Macht Stehende unternehmen, um zu verhindern, dass, wer immer mir nachfolgt, den Namen Korden trägt. Deshalb habe ich mich entschieden, Sarana zur Illusionisten-Erbin zu ernennen.«
Einen Moment lang reagierte niemand. Dann strahlte Garis und ließ Temellin seine Zustimmung fühlen. » Glaubst du, der Rat wird das erlauben?«, fragte er. » Schließlich musst du bei deinen wesentlichen Entscheidungen seine Zustimmung haben.«
» Ich denke, dies wird der einzige Zeitpunkt sein, zu dem ich eine solche Entscheidung im Hinblick auf Sarana treffen und auch durchsetzen kann«, sagte Temellin ruhig. » Es wird ein Kampf werden, das
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