Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
erzählst.«
» Er hat es vielleicht schon gehört.«
» Das ist möglich.«
Arrant sackte zurück in sein Elend.
» Du kannst nicht davor weglaufen, Arrant. Erinnere dich daran, dass Probleme, denen man sich stellt, häufig in der Größe abzunehmen scheinen.«
Seine Stimme war eher sanft als ermahnend, aber Arrant glaubte den Worten nicht. » Ich kenne ihn nicht. Es ist schwer, mit jemandem zu reden, den man nicht kennt.«
» Niemand hat gesagt, dass es leicht sein würde. Aber er ist ein guter Mann, der sich auf diesen Tag gefreut hat, seit du geboren wurdest. Und es wird nicht so schwierig sein, wie du jetzt denkst.«
Doch, das wird es. Das war sein Bruder, der in seinen Kopf geplatzt war, unangekündigt wie immer.
Arrant zuckte zusammen, was sein Reittier ebenfalls erschreckte, und er brauchte einen Augenblick, um das Tier zu beruhigen.
Danke, erwiderte er gereizt. Das ist genau das, was ich hören wollte. Was tust du überhaupt hier? Kommst du, um zu sehen, wie unser Papa einen seiner Söhne wegen unheilbarer Idiotie ans Stadttor nagelt?
Mach dich nicht lächerlich! Als wenn er so etwas tun würde.
Er muss es nicht tun, dachte Arrant mürrisch. Es war schon Strafe genug, seinem Vater einfach nur gegenüberzutreten und ihm sagen zu müssen, was geschehen war, aber diesen Gedanken hielt er im privaten Teil seines Gehirns fest unter Verschluss.
Ich kann dir moralische Unterstützung geben, wenn du sie brauchst, sagte Tarran. Und ich möchte Madrinya sehen. Ich war noch nie dort, weißt du. Abgesehen davon ist Temellin auch mein Vater, und ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. Nicht, seit er zusammen mit allen anderen die Illusion verlassen hat, als wir beide, du und ich … wie alt … sieben? … waren. Arrant, ich möchte, dass du ihm von mir erzählst. Ich möchte, dass er von mir weiß. Ich möchte mit ihm sprechen, durch dich. Ich – ich möchte einen Vater haben. Zumindest so etwas wie einen Vater.
Das wäre wunderbar! Aber – äh, später, ja?
Ja, natürlich. Heute musst du ihn kennenlernen, und er muss dich auch kennenlernen.
Wieso glaubst du, dass es schwierig für mich werden wird, mit ihm zu sprechen, abgesehen von dem offensichtlichen Punkt, dass ich ihm sagen muss, dass ich mich wie ein dummes Balg verhalten habe, so dass Brand meinetwegen getötet und Ligea verletzt wurde?
Die Erinnerungen der Illusionierer sagen mir, dass er aufbrausend sein kann. Er war sehr eifersüchtig auf Brand, weißt du. Und er hat einmal versucht, Ligea zu töten.
Arrant war entsetzt. Die Kinnlade fiel ihm herunter. Er hat was getan?
» Was ist los?«, fragte Garis.
Er schloss den Mund wieder. » Oh, äh, nichts.« Er hat versucht, sie zu töten?
Er hat aus ein paar Fuß Entfernung sein Schwert auf sie geschleudert. Sie wäre gestorben, wenn sie nicht ihren Cabochon in dessen Griff gelegt hätte. Weißt du, was es bedeutet, wenn man das tut? Weder das Schwert noch seine Magie können dich dann noch verletzen. Und du solltest besser aufhören, so auszusehen, als hättest du dich mit einem nassen Fisch geprügelt, sonst wird Garis dich noch für mondverrückt halten.
Arrant versuchte, ganz ruhig zu wirken.
» Sag ihm einfach die Wahrheit«, sagte Garis.
» Ich habe gerade gehört– ähm, ich meine, ich habe mal gehört, dass er aufbrausend sein kann.«
» Du bist sein Sohn, Arrant. Er wird nicht aufbrausend dir gegenüber sein.«
» O Götter«, dachte Arrant. » Doch, das wird er.«
Er freute sich ganz und gar nicht auf das, was vor ihm lag.
Kurze Zeit, nachdem Arrant Tyr verlassen hatte, verkündete Ligea Gevenan, dass sie Getria besuchen wollte, Tyrs Schwesterstadt am Fuß der Apenaden. » Es gehen Gerüchte um, dass Rathrox Ligatan mich übel verletzt haben soll, und ich muss den Menschen in Getria zeigen, dass ich nicht nur am Leben, sondern darüber hinaus auch immer noch ziemlich fähig bin, Tyrans zu regieren«, erklärte sie ihm.
Er schnaubte einfach nur und machte eine leise Bemerkung über Glucken, die sich beraubt fühlten, wenn ihre Küken den Hühnerstall verlassen hatten, und die sich dann eben um irgendwas anderes Sorgen machen mussten. Sie starrte ihn finster und gereizt an. Verflucht sollte der Mann sein; er war einfach zu schlau, sie konnte nichts vor ihm verbergen. Ja, es stimmte, sie musste tatsächlich etwas tun, und ein Ritt nach Getria versprach Abwechslung.
Sie nahm Gevenan mit und blieb einen halben Monat. Sie traf sich mit den führenden Persönlichkeiten der
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