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Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Titel: Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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von Howdah-Sleczs, die hoch aufgetürmte Waren transportierten, und sie hielten sich mit ihren Reittieren dicht bei einem der schwer beladenen Tiere, um so dem Angriff des unablässigen Sturms ein bisschen mehr zu entgehen. Aber auch so hatte sich der feine Schlick in dem Wasser, das der Sturm den Seen entriss, am Ende des Tages so tief in ihre Umhänge und Kleidung gegraben, dass alles rot und durchnässt war. Arrants Meinung nach war das einzig Gute an dem Graben, dass die Erinnerung daran den Rest der Reise nach Madrinya leicht erschienen ließ.
    Weit weniger schön war für ihn die Vorstellung, dass er einem Vater, den er kaum kannte, würde erklären müssen, was er getan hatte. Jedes Mal, wenn er morgens aufwachte, erinnerte er sich daran und spürte den Schmerz in der Mitte seiner Brust, die Verkrampfung seiner Eingeweide, die Anspannung an seinen Schläfen.
    Brand war tot, und er konnte ihn niemals zurückbringen.
    Sie betraten Madrinya eines späten Nachmittags, und die Sleczs stapften auf lautlosen Füßen über die harte, braune Erde der Straßen.
    » Gibt es in Kardiastan gar keine gepflasterten Straßen?«, fragte Arrant. Er hatte damit gerechnet, dass die Hauptstadt glanzvoller sein würde als die anderen Städte, durch die sie gekommen waren. Es kam ihm nicht richtig vor, dass die Straßen nur aus Erde bestanden.
    » Nein, gibt es nicht. Wozu auch? Die Erde ist so hartgebacken, dass sie ohnehin fast wie Stein ist, und da es niemals regnet, bleibt das auch so. Sleczs haben weiche Füße, und wir benutzen sie mehr als Wagen, deren Räder die Straßenoberfläche kaputt machen würden, also gibt es keinen Grund, sie zu pflastern.«
    » Vermutlich nicht.« Er war jedoch nicht ganz überzeugt. In der größten Stadt des Landes nichts als Dreck unter den Füßen zu haben kam ihm irgendwie, na ja, unzivilisiert vor. Auch wenn er froh war, dass die Straßen nicht mit Sleczkot verdreckt waren. Pferdedung war, wie er sich erinnerte, eines der Probleme von Tyr geworden, seit Ligea die Sklaverei abgeschafft hatte. Niemand hatte dafür zahlen wollen, dass die Straßen gesäubert wurden.
    » Die Tyraner haben einige der wichtigeren Durchgangsstraßen gepflastert«, sagte Garis, » und die haben wir auch so gelassen, wie sie waren, auch wenn einige Mitglieder des Stadtrats die Steine am liebsten herausgerissen hätten, weil sie als tyranisch angesehen wurden.« Er schüttelte verständnislos den Kopf. » Temellin ist es gelungen, sie zu überzeugen, dass die Pflastersteine aus guten, echten kardischen Steinen bestanden. Leute, die mit ihren Herzen statt mit ihren Köpfen denken, können für einen Herrscher manchmal eine echte Herausforderung darstellen– wie du auch eines Tages herausfinden wirst.«
    Arrant blinzelte verblüfft. Die Worte verliehen einer Zukunft, die bisher vage und fern gewesen war, eine unangenehme Wirklichkeit und Nähe. Er würde also eines Tages ein Land regieren, das er nicht kannte, und über Menschen herrschen, die Fremde für ihn waren? Die Vorstellung war plötzlich grotesk.
    Um ihn herum war so viel, das in seinen Augen immer noch fremd war. Statt Springbrunnen gab es Brunnen, und bei jedem standen Menschen mit Krügen und warteten darauf, an die Reihe zu kommen. Statt Wasserkanälen und Wasserrohren gab es Wasserverkäufer, deren mit Wasser gefüllte Amphoren auf dem Rücken von Packsleczs in Howdahs vom See herangeschafft wurden. Er hörte zufällig, wie eine Frau den Verkäufer schalt, weil dieser versucht hatte, ihr übelriechendes Wasser zu verkaufen.
    Die Straßen waren von Lehmziegelmauern gesäumt, in denen es hin und wieder geschlossene Holztore gab. Als sich ein Tor öffnete, während sie vorbeikamen, strömten Geräusche und Gerüche auf die Straße– das Lachen eines Kindes, ein paar Musikfetzen, gespielt auf einem seltsamen Instrument, der Geruch nektarbeladener Blumen vermischt mit einem verlockenden Hauch von gekochtem Essen. Er erhaschte einen Blick auf einen Garten innerhalb der Mauern, ein loderndes Meer aus roten Blumen, Früchte tragenden Ranken, die die braunen Lehmwände eines Hauses erklommen. So viele neue Bilder und Geräusche und Gerüche. Es sah nicht so aus wie ein Zuhause, und er fragte sich, ob es das jemals tun würde. Und doch waren die Emotionen, die sich in ihm rührten, wohlwollend; trotz der Erdstraßen gefiel einem Teil von ihm, was er sah. Die Sprache der Straße war seine– diejenige, die er als Kind auf Narjemahs Knien gelernt hatte oder in der er

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