Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
Kontrast zu dem braunen struppigen Fell der Sleczs und der Erde unter ihren Füßen.
Zu viele Leute. Zu viele Zuschauer bei einem Treffen, das Arrant so gern privat gehalten hätte.
Er erkannte seinen Vater sofort. Er sah genauso aus, wie er ihn sich vorgestellt hatte: einen Kopf größer als Garis, geschmeidig und robust und schlank, mit Augen, die in einem Gesicht lachten, das Arrant nur zu gut kannte, auch wenn er es seit acht Jahren nicht mehr gesehen hatte. Das Geschenk der Illusionierer an Sarana– ein Lehmklumpen– hatte ihm Tag für Tag und Jahr für Jahr gezeigt, wie sich das Aussehen seines Vaters verändert hatte.
Im Gegensatz dazu glitt Temellins Blick über Arrant hinweg, ohne ihn zu erkennen. Stattdessen suchten seine Augen die Person, von der ihm seine Sinne bereits mitteilten, dass er da war: Garis. Er lief die Stufen des Pavillons herunter, zwei auf einmal nehmend, und strahlte vor Freude. Und dann glitt sein Blick wieder zu Arrant, und er begriff, wer er sein musste.
Du versteckst dich wieder, wie immer, bemerkte Tarran. Er kann dich nicht spüren. Hör auf, so verkniffen zu sein, Arrant.
Aber Arrant hatte nicht die Absicht, den Griff zu lockern, mit dem er den Kern seines inneren Wesens bewahrte, selbst wenn er herausgefunden hätte, wie er das auf entspannte, lockere Weise hätte tun können. Dort war zu viel verborgen…
Sie starrten sich einen Moment lang an; keiner von beiden wusste, was er sagen sollte. Temellins Miene verriet, dass er erschüttert war. Es war eine Sache zu wissen, dass das eigene Kind jetzt ein junger Mann sein musste; es war etwas ganz anderes, wenn dieser junge Mann dann vor einem stand und man sah, dass all die kindlichen weichen Rundungen zu einem Jugendlichen verschmolzen waren, in dessen Augen sich das emotionale Leiden eines Erwachsenen zeigte. Genau in diesem Augenblick entschied sich Arrants erbärmlicher Cabochon auch noch dazu zu funktionieren, und so spürte Arrant den Schwall der väterlichen Emotionen wie Sand auf seiner Haut. Ärger– nein, Wut. Schmerz, Trauer, Kummer. Von der Freude, die eigentlich hätte da sein sollen, war nichts zu bemerken; nicht in dieser ersten Reaktion. Arrant hörte, wie Garis scharf die Luft einsog, und er wusste, dass er es ebenfalls gespürt hatte.
Garis stieg ab, und Arrant folgte seinem Beispiel. Ihm war speiübel.
» Er weiß es«, dachte Arrant. » Er hat es gehört. Jemand hat es ihm geschrieben. Nicht Ligea, irgendjemand anderes.«
Er sah es, sah alles im Gesicht seines Vaters, und er spürte es in diesem einzigen Ausbruch aus Wut und verworrenen Emotionen, die sein Vater rasch wieder verbarg. Jemand kam und nahm ihnen die Zügel ihrer Reittiere ab. Dann war Temellin da, legte Arrant die Hände auf die Schultern und sah ihm forschend ins Gesicht, versuchte vielleicht, in dem Jugendlichen das Kind zu sehen, das er nur so kurze Zeit gekannt hatte. Sein Vater zog ihn in eine enge Umarmung, verbarg alle Emotionen, während er ihn anlächelte und ihm so die Begrüßung schenkte, die er einem Sohn schuldete, den er lange nicht mehr gesehen hatte.
Und Arrant dachte: » Das ist sein öffentliches Gesicht. Sein Herz ist nicht daran beteiligt.« Sein eigenes Herz flatterte, angeschlagen, wie es war.
» Geht es ihr gut?«, fragte Temellin. Die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, direkt an seinem Ohr, während sie einander umarmten. » Sag es mir. Ich habe keine Einzelheiten gehört. Ich bin krank vor Sorge.«
» Es geht ihr gut. Wirklich.« Dann berichtigte er seine Aussage in dem Bestreben, ehrlich zu sein. » Körperlich geht es ihr gut.«
Er spürte, wie Erleichterung seinen Vater durchströmte, bevor das Gefühl unterdrückt wurde. Danach nahm er alles nur noch verschwommen wahr. Er wurde so vielen Menschen nacheinander vorgestellt, dass es schwer war, sie sich alle zu merken. Korden und sein Sohn Firgan allerdings gruben sich sofort in sein Gedächtnis ein. Korden zuerst: groß, weltgewandt, gutaussehend und mit seinen ergrauenden Haaren in ein vornehmes mittleres Alter übergehend. Sein Blick war unfreundlich, während seine Stimme ihn mit Worten begrüßte, die so förmlich waren, dass sie keinerlei tiefere Bedeutung hatten.
» Illusionisten-Erbe Arrant«, sagte er, » dies ist ein lang hinausgezögertes Vergnügen. Wir drängen den Illusionisten bereits seit Jahren, dich hierherzuholen, so dass du in unserer Obhut sein kannst. Ich für meinen Teil bin erfreut, dass du endlich angekommen bist.« Er streckte
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