Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
und auf diese Weise bin ich Favonius begegnet, dem Legaten der Schakale. Das wusste ich damals nicht. Ich dachte, er wäre einfach freundlich. Ich dachte, er wäre um meinetwillen an mir interessiert und nicht nur, weil ich der Sohn der Exaltarchin war. Aber er hat die ganze Zeit mit Rathrox Ligatan zusammengearbeitet. Sie haben Mutter und dem altanischen Generalbevollmächtigten Brand eine Falle gestellt. Als die Falle zuschnappte, konnte ich nichts mehr tun, denn ich konnte meine Macht nicht finden. Am Ende sind Favonius und Rathrox und Brand getötet worden, und Mama wurde verletzt.«
» Du hast den Palast verlassen, ohne dass es jemand gewusst hat? Mehr als einmal?«
» Ja.«
» Und du hast einem Mann vertraut, den du nicht gekannt hast?«
» Ja.«
» Wieso? Deine Mutter hat dich doch sicherlich über die Gefahren aufgeklärt?«
» Ja. Aber ich war wütend auf sie. Ich– ich habe keine andere Entschuldigung.«
» Das ist eine Lüge. Arrant, du kannst mich nicht anlügen. Lüge mich niemals an.« Seine Wut nahm zu, aber er hielt sie immer noch im Zaum. » Und jetzt, was war der wahre Grund? Was ist zwischen dir und deiner Mutter schiefgelaufen, dass so etwas passieren konnte? Wieso hast du nicht mit ihr gesprochen ?«
Arrant fühlte sich krank. Er konnte seinem Vater den wahren Grund nicht sagen. Wie konnte er ihm sagen, dass seine Eifersucht auf Brand seine Beziehung zu Ligea zerstört hatte? Wie konnte er sagen, dass er wütend auf sie gewesen war, weil sie mit dem Altani schlief? » Ich – ich habe von Ligea nicht viel gesehen. Es gab immer so viele Dinge, um die sie sich kümmern musste. Seit ich von meinem Illusionierer-Bruder erfahren hatte – und davon, wie sie seine Mutter getötet hatte –, war ich wütend auf sie. Ich habe ihr die Schuld gegeben.«
» Wovon im Namen der Illusion sprichst du da? Wenn deine Mutter Pinar nicht getötet hätte, hätte Pinar sie getötet, und du würdest jetzt der Illusionierer sein, nicht dein Bruder. Sie hat dir sicherlich gesagt, wie es passiert ist. Du solltest dankbar sein! Beim Sand, Arrant– deshalb ist Sarana fast gestorben?«
» Ich war noch sehr jung, als ich es herausgefunden habe«, stammelte er, aber die Worte klangen kindisch, wie eine jämmerliche Entschuldigung. Was sie auch tatsächlich waren. Und es war auch nicht seine Mutter gewesen, die davon gesprochen hatte. Tarran hatte es ihm erzählt, nicht Ligea.
» Das mag sein, aber du bist jetzt dreizehn!«, fauchte Temellin. » Du bist in einem Alter, in dem du ein Magorschwert tragen kannst. Und ehrlich sein kannst. Du verbirgst etwas; glaubst du, ich kann das nicht erkennen?«
Arrant schwieg, während er immer bestürzter wurde. Das hier entwickelte sich von schrecklich zu noch schlimmer.
Temellin atmete tief ein, als wollte er sich beruhigen. » Bei den Himmeln, hier sitzen wir, Vater und Sohn, die sich seit Jahren nicht mehr gesehen haben, und stehen kurz vor einem echten Streit. Fangen wir noch einmal von vorn an, ja? Lass es mich dir erklären. Ich liebe deine Mutter, Arrant. Ich habe sie immer geliebt und werde sie immer lieben. Es ist ein ständiger Kummer, dass sie nicht da ist und mein Leben mit mir teilt. Und ich mache mir Sorgen um sie, da sie in einem Land lebt, in dem sie so viele Feinde hat. Zu hören, dass sie verletzt wurde, ohne in der Lage zu sein, zu ihr gehen und ihr helfen zu können– das schmerzt mehr, als ich in Worte fassen kann. Und ein guter Mann, der sich um ihr Wohlergehen gekümmert hat, einer, von dem ich dachte, dass er für ihre Sicherheit sorgen könnte, den ich bewundert habe, ist vor seiner Zeit gestorben. Er hat sie beschützt. Er war ihr engster Freund. Und jetzt ist er weg, und sie ist allein. Zu wissen, dass es deine Dummheit war, die diese Folge von Ereignissen in Gang gesetzt hat– das ist– das ist erschütternd.«
Arrant schluckte. Die Untertreibung, die in diesem letzten Wort mitschwang, war schlimmer, als jede Wut es hätte sein können.
Temellin sprach weiter. » Alles, was ich möchte, ist, dass du mir einen Grund nennst, den ich begreifen kann. Ich möchte verstehen, wie es geschehen konnte. Du bist mein Sohn. Unser Sohn. Also sollten wir aufrichtig und offen darüber sprechen, und dann können wir die Angelegenheit hinter uns lassen und eine neue Beziehung aufbauen. Keine Geheimnisse zwischen uns, nicht, was diese Sache angeht. Was sagst du?«
Arrant saß stocksteif da. Hier war die Gelegenheit, alles in Ordnung zu bringen. Er brauchte
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