Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
nicht ich. Mama war aber eine Magoroth, und daher haben vermutlich alle gehofft, dass ich auch eine sein würde. Es spielt keine große Rolle, denn ich will Heilerin werden, und darin sind Imagos gut.«
» Heilerin?«, fragte er amüsiert. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie sanft und fürsorglich war. Sie war selten taktvoll, niemals still und immer neugierig. Er konnte sich nicht entscheiden, ob es eher die Pest war oder Spaß machte, sie um sich zu haben, aber er wusste, dass es in ihrer Nähe niemals langweilig werden würde. Zumindest war sie weitaus amüsanter als die blutdürstige und rechthaberische Vevi und weniger berechnend als Serenelle Korden. Er kam zu dem Schluss, dass er gern eine Schwester wie Samia Garis gehabt hätte.
Sie ritten auf dem gepflasterten Weg in Richtung des Fischereihafens von Ordensa und übernachteten jede Nacht in einem der Wegehäuser. Die Straße, die gebaut worden war, damit die tyranischen Legionen rasch ausschwärmen konnten, folgte einem alten Sleczpfad, der die kleinen Täler südwestlich der Hauptstadt untereinander verknüpfte, bevor er Asufa erreichte und dann zur Küste weiterführte. Die Straße war nicht so frequentiert wie die Hauptverbindungsstraße zwischen Sandmurram und Madrinya, und sobald sie erst einen halben Tag von der Stadt entfernt waren, kamen sie nur noch an einigen wenigen Menschen vorbei, die auf einer weiten Reise waren.
Das Drei-Brunnen-Wegehaus befand sich an einer Gabelung, von der aus ein unbefestigter Sleczpfad nach Nordwesten zur Ersten Strebe führte, während die gepflasterte Straße etwas direkter weiter nach Süden führte. Die Architektur des Wegehauses war durch und durch tyranisch: Die Zimmer waren um geflieste und mit Springbrunnen versehene Atrien angeordnet und schauten narzisstisch nach innen. Die Böden waren mit Mosaiken ausgelegt, und das Dach des einstöckigen Gebäudes war mit Terrakottaziegeln gedeckt.
» Woher bekommen sie das Wasser?«, erkundigte Arrant sich bei Garis, als sie nebeneinander durch den Torbogen in den Innenhof ritten und Bedienstete herbeikamen, die ihnen die Reittiere abnahmen. Er konnte hören, dass irgendwo im Innern des Gebäudes Wasser lief.
» Es kommt von einem unterirdischen Kanal«, antwortete Garis. » Aus einer Quelle unter dem Hügel da vorn. Genieß das Bad heute Abend, denn am anderen Ende des Weges gibt es kein Wegehaus. Wir Magoroth sind schließlich die einzigen Menschen, die jemals dorthin gehen, und das auch nur dann, wenn einer unserer Jugendlichen ein Schwert braucht. Es gibt einen Tümpel, der uns mit genügend Wasser für uns und die Tiere versorgt, sowie ein paar Lagerhütten neben der Ersten Strebe, in denen wir Korn und Nahrung lagern, aber das ist alles.«
» Wieso mussten wir überhaupt so weit nach Süden?«, fragte Arrant, während er aus dem Sattel glitt. » Gibt es nicht einen Teil der Ersten Strebe, der sich näher an Madrinya befindet als dieser hier?«
Temellin nickte. » Bei Madrinya sind die Streben ziemlich weit voneinander entfernt; zu weit, um die nächste Strebe in einer Nacht zu erreichen. Wer immer es versucht, würde sterben. Und noch weiter nördlich sind die Abstände zwar wieder geringer, aber dort sind die Streben hoch und felsig und zu zerklüftet, um sie passieren zu können. Daher reisen wir immer über diesen Weg in die Illusion, und diese Stelle ist zum traditionellen Platz für junge Magoroth geworden, um ihre Schwerter zu empfangen. Deine Mutter hat ihres übrigens auf der Dritten oder Vierten Strebe bekommen.« Er schwieg jetzt, und Arrant wusste, dass er an Sarana dachte und ihre Abwesenheit bedauerte.
Eine Welle der Sehnsucht überkam ihn. Er vermisste sie auch, obwohl seine Wut auf ihre Untreue noch manchmal in ihm aufflackerte und ihm zusetzte. Ihre Beziehung zu Brand hatte so viel Kummer verursacht…
Nur zwei Tage, nachdem der Illusionist mit seiner Gruppe zur Zitterödnis aufgebrochen war, tauchte ein Kurier aus dem Exaltarchat mit einem Brief für Arrant auf. Temellins Schreiber reichte ihn an Eris weiter, der ihn ungeöffnet auf den kleinen Tisch in Arrants Zimmer legte, wo er auf dessen Rückkehr wartete.
Es war ein langer Ritt vom Drei-Brunnen-Wegehaus bis zur Ersten Strebe, und es gab nur einen kurzen Aufenthalt in einem Tal, das zu klein war, um einen richtigen See zu haben. Ein paar Bewohner lebten hier an einem Tümpel, wo sie das an Nahrung anbauten, was sie selbst zum Leben benötigten, und einen Mietstall für Reittiere
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