Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Scham im Erdboden versunken– vor seiner Scham, und ihrer. Samia, die von alledem nichts wusste, fragte: » Wer ist Brand?«
    Dieses Mal antwortete Garis. » Ein altanischer Rebell, der gleiche Mann, der uns geholfen hat, als wir angegriffen wurden, kurz bevor deine Mutter gestorben ist. Einer der besten Männer, die jemals gelebt haben. Er wurde in Tyr getötet, als er Illusionistin Sarana das Leben gerettet hat.«
    » Oh. Das ist traurig.«
    » Das ist es«, sagte Temellin. » Und deshalb ehren wir ihn mit unseren Erinnerungen, und diejenigen, für die er gestorben ist, leben so weiter, wie er das gewollt hätte.« Er legte Arrant eine Hand auf die Schulter. » Morgen wirst du ein wahrer Magoroth. Garis, hol die anderen her und lass sie hier unten das Lager aufschlagen, ja?«
    Er wartete, bis Garis und Samia gegangen waren, dann sagte er ruhig zu Arrant: » Ich war ein Narr. Als wir gerade eben von Brand gesprochen haben, habe ich dein Gesicht gesehen. Ich habe deine Emotionen gespürt. Ich hätte es eher erkennen müssen. Du warst eifersüchtig. Deshalb hast du aufgehört, mit Sarana zu reden. Du hast gewusst, dass sie Liebende waren.«
    » Du hast das auch gewusst?«
    » Ja, natürlich.«
    » Sie hat es dir gesagt?« Arrant wurde rot; sein Gesicht und der Hals wurden heiß vor Scham.
    » Sie hat gesagt, dass Brand nach Tyr zurückgekehrt ist und im Palast wohnen würde.« Er zuckte mit den Schultern. » Sie musste mir wirklich nicht mehr sagen. Cabochon, Arrant, natürlich habe ich es gewusst. Sie hatten schon vorher eine Beziehung. Er war ihr engster Freund, und er hat sie geliebt. Was spielte es für eine Rolle? Ich war nicht da, konnte nie da sein. Wenn ich da gewesen wäre, wäre es nicht passiert.« Er seufzte. » Wie kommt es nur, dass Kinder sich weigern, ihre Eltern als Menschen mit erwachsenen Bedürfnissen anzusehen? Hör zu, deine Mutter und ich, wir hatten bis dahin so wenig Zeit zusammen als Geliebte. Etwas über einen Monat, wenn du die Zeit in Ordensa mitrechnest, als du fünf warst. Das ist alles. Wir haben uns so sehr geliebt– aber trotzdem war das alles, was wir jemals hatten. Verlangst du von uns, dass wir den Rest unseres Lebens enthaltsam leben?«
    Arrant wurde jetzt sogar noch röter. Er fühlte sich unangenehm heiß, und er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Er kam sich vor wie ein Narr.
    Temellin war unnachgiebig. » Ich hatte andere Frauen in meinem Bett. Es gab sogar Frauen, für die ich große Zärtlichkeit empfand. Aber sie waren nicht Sarana. Und sosehr sie Brand geliebt hat, er war nicht ich. Ich gebe zu, dass ich zuerst eifersüchtig war, aber seit ich mir ihrer Liebe sicher war, spielte es keine Rolle mehr. Ich habe ihn gemocht. Wahrscheinlich sehr viel mehr als er mich. Ich war froh, dass sie einen echten Freund in diesem Misthaufen von Tyr hatte. Es hat nie auch nur das Geringste an unseren Gefühlen füreinander geändert, und es ist einfach nur zu schade, dass du nicht erwachsen genug warst, um das zu verstehen. Eine Menge Leute haben für diesen Fehler bezahlt.
    Und du hast noch einen Fehler gemacht, als du hier angekommen bist: Du hättest mir sofort sagen sollen, was dich belastet. Wir haben einigen Schaden zu reparieren, du und ich, und du musst deiner Mutter vergeben. Hast du mich verstanden?«
    Arrant starrte auf seine Füße, während die Scham durch ihn hindurchströmte. Er nickte.
    Temellin drehte ihn um, so dass er auf die Zitterödnis hinausblicken konnte. » Morgen wirst du da draußen ein Mann, und zwar auf mehr Arten, als du dir vorstellen kannst. Das Schwert, das du für dich beanspruchst, bringt auch eine Verantwortung mit sich. Wie alle Magoroth wirst du zu einem Wächter dieses Landes. Doch im Gegensatz zu den anderen könntest du es eines Tages regieren. Deine Kindheit ist vorüber.«
    » Ich verstehe.« Und das tat er tatsächlich. » Und da ist noch etwas, das ich dir sagen muss.«
    » Wir sprechen morgen darüber, hinterher.« Temellin lächelte, mit sanftem Tadel. » Im Augenblick hast du die Zügel fallen lassen und dich von deinem Reittier entfernt. Das ist nirgendwo eine gute Idee, aber hier ist es noch um einiges weniger ratsam. Geh und kümmere dich um das Tier.«
    Arrant beeilte sich zu gehorchen.

9
    Als er am Vormittag des nächsten Tages den Ruf hörte, wusste er sofort, was es war. Es wirkte vertraut. Er hatte die Essenz der Illusionierer schon zuvor berührt: Durch Tarran kannte er ihr Geflüster in seinem Kopf.
    Er rappelte sich auf