Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
Krieger. Sie handeln mit Illusionen und dem Bizarren. Ihr Leben kreiste um die Freude, die sie aus ihrer Schöpfung, der Illusion, ziehen. Was wissen sie vom Kämpfen? Wir Magori aber verstehen etwas davon. Wir haben gegen die Macht der tyranischen Legionen gekämpft. Und wir können es uns noch weniger leisten, diesen Krieg zu verlieren als den letzten. Wir haben einen starken inneren Antrieb, Arrant, und ich habe den stärksten von allen. Ich werde meinem Nachfolger ein Land übergeben, das ganz und frei ist und in dem es eine Illusion gibt. Das schwöre ich.«
Aber Arrant war klar, dass keiner von ihnen wirklich wusste, was die Zukunft für sie bereithielt.
Als Temellin fast einen Monat später auf der letzten Strebe am Rand der Illusion stand, schien die Gewissheit eines zukünftigen Sieges in noch weitere Ferne gerückt zu sein. Er konnte die Fäulnis riechen. Er konnte die Verheerung spüren; sie war überall. Vor ihm zogen einige Magori mit einem Enterhaken und einer Kette, die an einem Slecz befestigt war, Bestien der Verheerung aus einem Geschwür, eine nach der anderen. Es war eine heiße, eklige Arbeit. Wenn der Haken sich erst eingegraben hatte, fiel es den Männern schwer, ihn zu entfernen, ohne in Stücke gerissen zu werden. Die Bestien mussten voneinander getrennt werden, bis sie gestorben waren, denn wenn man sie auf einen Haufen warf, gelang es ihnen, genug Flüssigkeit abzusondern, um ein neues Geschwür zu bilden – das hatten die Magori auf die harte Tour lernen müssen.
Er wandte sich Garis zu, der neben ihm stand, und sagte: » Kehren wir zum Lager zurück. Ich möchte wissen, was du alles entdeckt hast.« Garis hatte einen Monat lang tief im Innern der Illusion sein Leben riskiert und abends, wenn er sich zum Schlafen hingelegt hatte, nie gewusst, ob er am nächsten Morgen noch am Leben sein würde; jetzt wusste er besser als jeder andere über den Zustand der Illusion Bescheid.
» Sie ist flacher als früher«, kam die Antwort. Er bemühte sich, seine Stimme neutral klingen zu lassen, aber trotzdem hörte Temellin, dass sich in den Worten seine eigenen besorgten Gedanken widerspiegelten. » Sämtliche Täler, in denen einmal Seen waren, sind jetzt mit Geschwüren der Verheerung gefüllt. Was von der Illusion noch übrig ist, ist kahl. Flaches Grasland zum größten Teil. Keine Gebäude, keine Straßen. Oh, es gibt einige Absurditäten, wie sonst auch, aber es sind weniger, und sie sind weiter voneinander entfernt. Beim Sand, Temel – das verfluchte Gras ist grün ! Ein schlichtes, gewöhnliches Grün.«
Temellin wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. » Was ist mit unserer Wasserversorgung?«, fragte er schließlich, als sie sich dem Durcheinander aus Schilfdächern und behelfsmäßigen Unterschlüpfen näherten, das als Strebenlager auf der Fünften Strebe bekannt war. Er hatte schon seit langem begriffen, dass die Wasserversorgung zum Problem werden konnte. Es hatte nie sonderlich viele große Flüsse in der Illusion gegeben. Wenn in den Apenaden weiter nördlich der Schnee schmolz, sickerte das Schmelzwasser in den porösen Boden der Gebirgsausläufer und verschwand, nur um in Form von Seen in den tiefliegenden Gebieten von Kardiastan wieder aufzutauchen. Allerdings, wenn die meisten Seen in der Illusion Geschwüre der Verheerung geworden waren…
» Die Illusionierer haben getan, was Tarran versprochen hat«, sagte Garis. » Es gibt da draußen Teiche und genug zum Grasen für die Sleczs. Wie ist es mit den Kämpfen gelaufen, während ich weg war?«
» Nun, es ist zähe Arbeit, die Kreaturen aus den Geschwüren zu ziehen, wie du sehen kannst. Wir haben es mit Netzen versucht, aber die haben sie mit ihren Klauen und Zähnen zerrissen. Ich habe Boten nach Madrinya und Asufa geschickt, um mehr Haken zu bekommen. Bis dahin schmieden wir, so viel wir können, setzen dabei unsere Schwertmacht ein und was auch immer wir an Metall gerade zur Hand haben. Ich habe Meisterschmiede darauf angesetzt. Ich will damit beginnen, einige der kleineren Geschwüre der Verheerung und ihre Bestien ganz auszutrocknen; wir sollten es nacheinander angehen. Wir brauchen einen Erfolg. Unsere Streitkräfte müssen merken, dass unsere Bemühungen etwas bewirken.« Während sie weitergingen, warf er einen Blick über die Schulter zur Illusion, als könnte er sie sehen. Dort war Schmerz, ein beständiger Nebel wie das Summen von Bienen im Hintergrund. » Beim verfluchten Sand«, dachte er. » Und das
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