Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
schlagen kann, wenn man ihm eine Hand auf den Rücken bindet. Er ist gut, Firgan. Und dann ist da noch seine Fähigkeit, mit seinem Illusionierer-Bruder zu sprechen. Das verleiht ihm einen gewissen, ähm, Status.« Sie nahm die Näharbeit wieder auf und verließ das Zimmer, bevor er etwas erwidern konnte.
» Vielleicht machen wir doch noch einen Illusionisten aus ihm«, sagte Korden.
» Er könnte lügen, was diese angebliche Fähigkeit betrifft, mit seinem Bruder sprechen zu können.«
» Was wir, wenn dem so wäre, wissen würden, oder nicht?«, fragte Korden trocken.
» Wir können meistens gar nichts bei ihm spüren«, widersprach Firgan. » Vielleicht kann er uns ja anlügen. Wie auch immer, eine Tatsache bleibt bestehen: Ich werde niemals zulassen, dass dieses Land einen offiziellen Erben hat, der seinen Cabochon nicht beherrscht!«
» Und ich auch nicht. Aber er hat immer noch zwei Jahre Zeit, um sich zu beweisen. Seine Entschlossenheit, es zu lernen, könnte schließlich zum Erfolg führen.«
» Vater, dieses Land braucht Anführer mit Visionen, und solche Anführer haben wir nicht. Überhaupt nicht. Ich bin nicht daran interessiert, Temellin oder Arrant in die Vernichtung zu folgen.«
» In die Vernichtung?«
» Lies die Zeichen! Der Fortbestand der Magormacht ist gefährdet. Wir werden den Krieg gegen die Verheerung verlieren, weil wir nicht wissen, wie man gegen Bestien kämpft, die nicht einfach so zu töten sind. Bei den Himmeln, Vater, du weißt doch: Schneidet man eine Verheerungsbestie in zwei Teile, stirbt sie nicht– du hast stattdessen nur zwei anstelle von einer!«
» Sie können mit dem Schwert verbrannt werden.«
» Wenn ein Krieger die Macht auf diese Weise benutzt, dann hat er seine Kräfte schnell vergeudet. Dies ist nicht unsere Art zu kämpfen. Was, wenn die Illusionierer verschwinden, und wir haben keine neuen Magori? Was, wenn Kardiastan am Ende von den Bestien der Verheerung entvölkert wird? Wir brauchen neue Perspektiven. Neuen Reichtum. Mit richtiger Planung und starker Führerschaft könnten wir Tyrans und Corsene erobern und beherrschen. Wir könnten Kardiastan den gewöhnlichen Karden überlassen– wenn sie es wollen– und woanders herrschen.«
» Der Schutz von Kardiastan ist unsere heilige Pflicht…«
» Unsinn. Das Abkommen ist ungültig oder wird es in dem Moment sein, wenn unsere Kinder keine Cabochone mehr erhalten. Unsere Pflicht ist es, eine sicherere Heimat für uns zu finden, und für all diejenigen, die uns folgen wollen. Für alle lebenden Karden, die das möchten.«
Korden starrte ihn unbehaglich an. Firgan lächelte. Es war nicht das erste Mal, dass er solche Ideen vorgestellt hatte, aber es war das erste Mal, dass sie– wie es aussah– bei seinem Vater etwas zum Klingen brachten. » Steter Tropfen höhlt den Stein«, dachte er.
» Nein.« Barret, der Baumeister von Madrinya, schüttelte den Kopf, während er kurzsichtig das auf dem Tisch ausgebreitete Pergament studierte. » Die Querkräfte sind nicht ausreichend, Magor. Ihr habt das Gewicht des Kanals berücksichtigt, aber Ihr habt das Gewicht des Wassers vergessen. Euer Aquädukt würde nicht halten, wenn der Kanal voll wäre.«
» Oh. Also müsste er gestützt werden?«
» Ja. Hier und da, um den Druck aushalten zu können. Aber wenn ich mir die landschaftlichen Verhältnisse ansehe und Euren Fließplan, denke ich, dass für dieses Tal ohnehin ein Überlaufrohr die bessere…«
Draußen begann eine Glocke zu läuten, und Arrant zuckte zusammen. » Himmel, ich muss zurück. Ich habe ein Treffen mit dem Illusionisten.«
Seine Stimme klang zweifellos freudig, aber Barret spürte auch den Stich des Kummers. Wie lange war es jetzt her, seit der Junge in Kardiastan eingetroffen war– fünf Monate vielleicht? Und doch hatte er seinen Vater kaum länger als zwei Wochen am Stück gesehen. Andere mochten die Magori beneiden, aber Barret wusste, welchen Preis sie für ihre Macht bezahlten. » Kommt jederzeit wieder«, sagte er.
» Danke, Baumeister. Das tue ich gern.«
Barret begleitete ihn zur Tür und sah zu, wie er durch die Straßen der Stadt davonritt, gefolgt von zwei berittenen Wachen. Die Magori mochten über einen Jungen, der sein Schwert nicht beherrschen konnte, tuscheln– er hatte die Gerüchte gehört–, aber Baumeister Barret war sehr zufrieden mit diesem Illusionisten-Erben, der seine freie Zeit damit verbrachte, Aquädukte und Brücken über erfundene Landschaften zu
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