Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
daher vermute ich, dass sie es nicht erkennen, wenn ein anderer es tut. Aber es ist möglich. Es steht sogar in einigen von den Texten, die wir deiner Mutter gegeben haben. Man braucht viel Übung dafür.
» Bist du sicher, dass er es ist?«
Ganz sicher. Niemand sonst hat diese üble Färbung. Sie ist wie ein, äh, ein Unterschriftssiegel. Als ich aufwuchs, hat er neben mir in der Illusion gelebt, vergiss das nicht.
Arrant wollte schon beschreiben, was er am liebsten mit Firgan tun würde, als Tarran sagte: Da kommt Jessah. Du solltest jetzt besser aufhören, Selbstgespräche zu führen.
Die Magoria hatte ihm bereits am Morgen beim Anziehen der dafür eigens hergestellten Kleidung geholfen. Der Bolero hatte ein kräftiges tiefes Kastanienbraun, das zu seinem Stoffgürtel passte. Das Hemd bestand aus corsenischer Seide. Temellin hatte eine Scheide aus Sleczleder mitgeschickt, die mit Rubinen besetzt war, und eine Silberschnalle für den Bolero. Die Scheide war leer gewesen; sein Schwert hatte man ihm am Tag zuvor weggenommen und würde es ihm während der Zeremonie wiedergeben. Er hatte den Rat seiner Mutter befolgt, den sie ihm vor seinem Aufbruch gegeben hatte, und seine Haare entgegen der tyranischen Sitte – in Tyrans wurden lange Haare als barbarisch und Beweis für Unkultiviertheit betrachtet – wachsen lassen. Sie waren daher jetzt lang genug, dass Jessah sie mit einem Lederband im kardischen Stil zurückbinden konnte. Als sie Wasser zwischen zwei Zauberwände gepresst und so einen Spiegel hergestellt hatte, um eine bessere Reflexion zu schaffen als die des polierten Metallspiegels, in den er üblicherweise blickte, war er angenehm überrascht gewesen. Sie hatte über seine Verwirrung gelacht und ihm versichert: » Du siehst wirklich hübsch aus.«
Jetzt kam sie wieder hereingerauscht und sagte: » Es ist Zeit zu gehen. Alle warten.«
» Magoria, könntest du etwas für mich tun, wenn du rausgehst? Ich hatte Perry gefragt, ob er mein Zeuge sein will…«
» Ja, ich weiß. Er ist so stolz, wie man nur sein kann.«
» Nun, darum geht es. Ich glaube nicht, dass ich ihn jetzt noch fragen kann. Ich muss jemand anderen fragen.«
Ihre anfängliche Wärme verschwand, und es dauerte einen Moment, bevor sie antworten konnte. » Natürlich, es ist deine Entscheidung.«
» Könntest du ihn einfach vorwarnen?«
» Ja, ich glaube, das wäre gut. Er wird nicht glücklich sein, Arrant.«
» Ich weiß. Sag ihm, er soll mir vertrauen. Ich werde es ihm hinterher erklären, und es ist wichtig.«
Sie verzog den Mund, nickte aber trotzdem. » In diesem Fall lässt du mich am besten zuerst rausgehen und lässt mir ein bisschen Zeit, damit ich ihm etwas ins Ohr flüstern kann. Zähle langsam bis zwanzig und folge mir dann. Ich hoffe, du hast dir das gut überlegt, Magor.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum.
Das hoffe ich auch, sagte Tarran. Du hast sie verärgert. Du hast doch nicht etwa vor, eine Dummheit zu machen, oder?
» Wahrscheinlich. Ich habe lange darüber nachgedacht, bevor ich mich für Perradin entschieden habe. Er ist mein bester Freund hier. Aber jetzt… ich denke, ich habe eine bessere Idee. Ich muss wissen, wo ich stehe.«
Was für eine Idee?
» Du wirst schon sehen.« Der Schmerz in Arrant griff wie mit Klauen nach seinen Eingeweiden, als er aus dem Warteraum nach draußen in den langen Gang trat.
Er blieb abrupt stehen. Mit dem, was ihn dort erwartete, hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Magoroth säumten beide Seiten des Gangs, die Schwerter mit golden funkelnden Klingen zum Salut erhoben. Viele der Magoroth, die erschöpft durch die Kämpfe gegen die Verheerung waren und etwas Erholung gebraucht hatten, waren mit ihrem Illusionisten zurückgekehrt und jetzt hier, um seinen Sohn zu ehren. Garis und Jahan waren da, und Korden. Dann waren da andere, die noch gar nicht in die Schlacht gezogen waren: seine Lehrer, seine Mitschüler. Perradin, Bevran, Vevi, Serenelle. Sogar Lesgath, wenn auch ohne die Spur eines Lächelns.
Arrant war überwältigt. Eine Woge von Emotionen wehte ihm entgegen: Ermutigung, Glückwünsche, Wohlwollen, Freundlichkeit. Und ein bösartiger Hieb voller Abscheu. Firgan. Er stand am Ende der Reihe dicht bei Temellin und Korden.
Arrants Herz raste. Als er zwischen dem Bogen aus Schwertern hindurchging, leuchtete sein Cabochon in seiner Handfläche als Antwort auf den überwältigenden Empfang. Temellins Lächeln für seinen Sohn drückte Stolz aus,
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